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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ennart jetzt den Befehl gab, ihn zu töten.
    Aber der tödliche Pfeil kam nicht. Ungehindert erreichte Skar den ersten Felsen und ging weiter.
    »Satai!«
    Er hatte sich vorgenommen, sich nicht noch einmal umzudrehen, ganz gleich, was geschah, aber in Ennarts Stimme war eine so zwingende Macht, daß er doch stehenblieb und zu dem Ssirhaa zurücksah. Ennarts Gestalt hatte nichts Göttliches mehr, aus zwanzig Schritten Entfernung betrachtet. Er wirkte nur klein und verloren und so hilflos, wie sich seine Stimme angehört hatte.
    Was Skar schaudern ließ, das war nur noch die Erinnerung an das, was er gesagt hatte:
Was Elay zerstört hat, kann auch andere Städte treffen.
Für einen kurzen, entsetzlichen Moment glaubte er, eine furchtbare Veränderung an dem Ssirhaa zu sehen: sein Körper schien sich aufzulösen, zu einem tobenden Chaos aus Millionen und Abermillionen winziger wirbelnder Funken zu werden, ein lodernder Dämon aus Feuer, der die Welt in Brand stecken würde.
    Hatte er es wirklich gesehen? Skar zweifelte jetzt daran. Er war nicht mehr sicher, ob es den Flammendämon in Ennarts Turm wirklich gegeben hatte, oder ob es nur eine Warnung gewesen war, eine verschlüsselte Vision dessen, was kommen würde.
    »Satai!« rief der Ssirhaa noch einmal, und seine Stimme zerbrach den Bann. »Du hast dich entschieden! Was ab jetzt geschieht, ist allein dein Werk!«
    Skar starrte den Ssirhaa sekundenlang wortlos an. Er fühlte nichts mehr als Verachtung. Dann hob er die Hand, wie zu einem spöttischen Gruß, und ging weiter.

T itch erwartete ihn neben dem Spalt, der ins Innere des Berges führte. Irgendwie hatte er das Kunststück fertiggebracht, die Panik unter seinen Kriegern zu besiegen: aus der kopflosen Flucht der Quorrl war ein disziplinierter, wenn auch
langsamer
Rückzug geworden. Skar registrierte mit einem leichten Gefühl von Verwunderung, daß sich die Quorrl ins Innere des Berges zurückzogen, flankiert und angeleitet von Männern, die die zerfetzten Phantasie-Uniformen der Bastarde und ihre wilden Gesichtszüge trugen. Offensichtlich hatte sich Rowl doch noch bereit erklärt, Titchs Heer Zuflucht in seiner Festung zu gewähren.
    Titch wirkte viel mehr überrascht als erleichtert, Skar unverletzt und frei zurückkehren zu sehen. Aber er stellte keine Frage
daran,
sondern trat ihm mit einem ungeduldigen Schritt entgegen und deutete talwärts. »Was hat er gewollt?«
    »Ennart?« Skar blickte in die Richtung, in die Titchs Hand wies. Er seufzte tief. »Du wirst es mir wahrscheinlich nicht glauben«, sagte er, leise und im Tonfall tiefster Verwirrung. »Aber er hat mich um Hilfe gebeten.«
    Der Quorrl war nicht einmal sehr überrascht. »Sie fürchten die Kreatur, die sie selbst erweckt haben«, sagte er. Mit einem verächtlichen Verziehen der Lippen fügte er hinzu: »Und sie nennen sich Götter!«
    Sie gingen zurück ins Innere Carans. Auch der stählerne Dom hinter dem Felsspalt hatte sich mit Quorrl gefüllt, aber Skar wußte nur zu gut, wie trügerisch der Schutz der stählernen Kuppel war; und Titch mußte es auch wissen. Sein Gesicht zeigte nicht die mindeste Regung, während sie die Kuppel durchquerten und sich dem eigentlichen Eingang Carans näherten. Skar verspürte ein plötzliches, heftiges Mitleid mit dem Quorrl. Vielleicht würde keiner dieser Krieger am nächsten Morgen noch leben, und vielleicht würde Titch sein Heer ein zweites Mal verlieren.
    Die Stille kam Skar doppelt unheimlich vor, nach dem Lärm und den Schreien und dem Chaos flüchtender und durcheinanderstürzender Quorrl in der gewaltigen Höhle. Zwei von Rowls Männern erwarteten sie, um sie sicher weiter ins Innere des Berges zu begleiten, aber ihre Nähe vermittelte Skar nicht das Gefühl von Sicherheit; ganz im Gegenteil — der Anblick der beiden breitschultrigen Kolosse schien die Fremdartigkeit Carans noch zu betonen. Wie beruhigend, überlegte Skar, wirkte ein Beschützer, der selbst Angst hatte?
    »Was wird Rowl tun?« fragte er. Seine Worte rief unheimliche hallende Echos in dem halbrunden Gang aus Metall hervor. Die Schatten schienen sich zu bewegen, als hätte der Klang seiner Stimme sie aus ihrem äonenlangen Schlaf gerissen, so daß sie sich nun formierten, um ihn für diesen Frevel zu bestrafen.
    Titch zuckte mit den Schultern und sah zu ihren Begleitern zurück, ehe er antwortete. Auf den Gesichtern der beiden Quorrl war nicht zu erkennen, ob sie Skars Worte verstanden hatten oder nicht. »Ich weiß es nicht«,

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