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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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damit eure einzige Waffe nehmen?« fragte Skar spöttisch.
    »Das ist sie nicht«, antwortete Ennart, und wieder wußte Skar mit unerschütterlicher Gewißheit, daß der Ssirhaa die Wahrheit sagte. »Es ist unsere einzige Waffe, euch zu
besiegen,
Mensch. Die anderen würden euch
vernichten.
Willst du das?«
    »Ich will wissen, warum du hier bist!« sagte Skar, ohne direkt auf Ennarts Frage zu antworten. Seine Stimme zitterte. Die Berge schienen sich um ihn zu drehen. Alles wurde unwirklich. Etwas… nagte an seinen Gedanken. Da war ein Wissen, ein unerschütterliches, uraltes Wissen, tief in ihm, das ihm sagte, daß Ennart nicht log. Daß er nur die Wahl hatte, diesen Bestien Enwor kampflos zu übergeben, oder zuzusehen, wie sie es zerstörten.
War denn alles, was er tat, falsch?!
    »Um dir eine letzte Chance zu geben, Skar«, antwortete Ennart. »Dir und dieser ganzen Welt. Enwor wird uns gehören.
    Wir werden es neu schaffen, so wie es war, ehe deine Vorfahren kamen und es uns wegzunehmen versuchten. Es spielt keine Rolle, ob es eine tote oder eine lebende Welt ist, die wir neu formen. Aber wir wollen euren Tod nicht.«
    »Unseren
Tod. Du meinst —«
    »Was Elay vernichtete«, unterbrach ihn Ennart leise, »könnte auch anderen Städten widerfahren. Ikne. Ninga. Oder Caran, in dem ihr euch sicher fühlt. Das
Sternenfeuer
ist keine Legende, Skar. Es existiert, und es liegt in unserer Macht, es zu entfesseln. Willst du das? Willst du, daß ganz Enwor verbrennt?«
    Skar schauderte. Er dachte an eine Stadt voller toter
Errish,
eine Stadt voller grauem Staub, der tötete, sofort und barmherzig wie Kiinas Schwestern, oder langsam und qualvoll, wie die
Mar-goi.
Und ihn. »Das… das würdet ihr nicht tun«, sagte er.
    »Wir haben keine andere Wahl mehr, Skar«, sagte Ennart traurig. »Die Kreatur ist bereits zu stark. Wir können ihr Erwachen nicht mehr verhindern, selbst, wenn wir es wollten.«
    »Ich dachte, ihr wärt allmächtige Götter«, sagte Skar voller bösem Hohn.
    »Wir waren es, und wir werden es wieder sein«, antwortete Ennart. »Aber die, die die
Sternenkreatur
erschaffen haben, waren ebenso mächtig wie wir. Sie ist stark. Unendlich stark und voller Bosheit und Haß auf alles Leben. Und wenn sie den Zauber bricht, den wir um ihren Geist gewoben haben…«
    Er brach ab, sah Skar sekundenlang durchdringend und stumm an und machte eine komplizierte Bewegung mit der linken Hand, die zugleich Skar als auch den Kriegern hinter ihm galten. Skar hörte, wie sich die Quorrl wieder zurückzogen.
    »Nun?« Ennart machte eine weitere Handbewegung, die diesmal ihm galt.
    »Du… läßt mir keine große Wahl, wie?« fragte Skar; eigentlich nur, um Zeit zu gewinnen. Er war verwirrt, verstört und erschrocken wie niemals zuvor im Leben.
Was Elay vernichtet hat, könnte auch andere Städte treffen.
Die Drohung war ernst gemeint. Sie würden tun, was Ennart ihm prophezeite, wenn er nicht…
    … die verriet, die ihm vertrauten? Er dachte an das Versprechen, das er Titch gegeben hatte, und das zweite, gewichtigere, das er sich selbst gegenüber abgelegt hatte.
    »Nein«, sagte er. Seine Hand sank wieder auf das Schwert, und als er zu Ennart aufsah, war etwas in seinem Blick, das dem Ssirhaa klarmachte, wie ernst er seine Worte meinte. »Du kannst mich zwingen, dich zu begleiten, aber du kannst mich nicht zwingen, euch zu
helfen.
Töte mich, oder laß mich gehen.«
    Der Ausdruck von Trauer in Ennarts Blick vertiefte sich, und für eine Sekunde fragte sich Skar, ob nicht
er
es war, der sich irrte. Er hatte die Unfehlbarkeit nicht gepachtet. Vielleicht hatte er von Anfang an auf der falschen Seite gestanden, und es waren die Ssirhaa, die im Recht waren; ganz einfach, weil man eine Welt nicht stehlen konnte wie einen Edelstein oder ein Stück Land.
    »Das ist dein letztes Wort?« vergewisserte sich Ennart.
    Und vielleicht war es das, diese… ja: beinahe
Verzweiflung,
die aus Ennarts Worten sprach, die Skar endgültig überzeugte, daß das Wesen mit der goldenen Haut kein Gott war. Ein Gott bat nicht, wo es nichts mehr zu bitten gab.
    Ohne zu antworten, drehte sich Skar herum und ging langsam den Weg zurück, den er gekommen war; angespannt, gefaßt auf das Peitschen von Bogensehnen und den heißen Schmerz, der Sekundenbruchteile danach kommen mußte. Ein unsichtbarer Schatten schien sich zu ihm zu gesellen, aber der
Daij-Djan
schwieg, als wisse er, daß auch er verloren hatte, daß Skar sich nicht mehr wehren würde, wenn

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