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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die ihn vollkommen gefangen nahm… er knickte in die Knie ein und wäre zweifelsohne gestürzt, wenn die Nahrak nicht schnell und konsequent reagiert hätten.
    »Es… geht… schon«, hörte er sich sagen, aber seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren so weit und fern, als würde sie jemand anderem gehören. Zugleich hämmerte sein Herz so laut und heftig, dass ihn jeder einzelne Schlag schmerzhaft durchzuckte. Trotzdem versuchte er die stützenden Hände der helfenden Nahrak beiseite zu schieben. »Wiiir müssen weiter«, sagte der Nahrak.
    Die Worte ließen Skar schaudern und er hätte am liebsten
Nein!
geschrien, denn er hatte die abstruse Vorstellung, die beiden Männer wollten ihn nur wieder zurück in die Höhle schleifen, weg von Esanna, die hier irgendwo vor ihm wartete, und gleichzeitig hatte er die Angst, Decken und Wände konnten aufplatzen unter dem Druck tausender von Khtaam-Larven, und dann durchzuckte ihn die Erkenntnis, dass vielleicht das gesamte Höhlensystem der
Khtaam
war und er, Esanna und die Nahrak nichts weiter waren als eine willkommene Zwischenmahlzeit, die auch noch freiwillig in die Verdauungsorgane dieses unbegreiflichen Lebewesens spaziert waren.
    »Niiiicht mehr weit«, hörte er die Stimme des Nahrak aus grausamer Entfernung. Aber er wollte nicht zurück, er wollte weitergehen und er musste etwas unternehmen und vielleicht waren ja auch die Nahrak Bestandteile des bösen Spiels, mit dem er hier in die Falle gelockt werden sollte.
    Es war wie ein Traum, ein böser, grausamer, nicht enden wollender Traum, aber er war von fürchterlicher Realität und er dauerte nur Minuten, aber sie dehnten sich zu Ewigkeiten der Qual. Skar zwang sich weiter, Schritt für Schritt, und er wäre gestürzt, wenn ihn nicht die beiden Nahrak gestützt hätten. Zuerst wusste er nicht, ob sie ihn nicht doch zurückschleppten in die Höhle, in der sie Kama zurückgelassen hatten, ohne sich auch nur ein einziges Mal von der Schwere seiner Verletzung überzeugt zu haben. Doch dann drang das weiß-grünliche Licht durch seine Lider, das er von außen gesehen hatte und das die Nischen anstrahlte wie eine besondere Kostbarkeit, die es zur Schau zu stellen galt.
    Nach einer Weile ebbten die krampfhaften Schmerzen ab und sein Atem beruhigte sich wieder — und trotzdem war er nach wie vor auf die Hilfe der Nahrak angewiesen, die sich wie huschende, lautlose Schatten bewegten und so sehr mit ihrer Umgebung verschmolzen, dass er sich ihrer kaum bewusst gewesen wäre, würde er nicht ihren sanften und dennoch kraftvollen Druck auf seinen Armen gespürt haben, mit dem sie ihn erstaunlich rasch vorwärts schoben. »Das Wabengespinst«, sagte einer der Nahrak und in seiner Stimme schwang so viel Entsetzen und Überraschung mit, dass Skar unwillkürlich die Luft anhielt.
    »Was… was ist das?«, krächzte Skar. Er riss so weit wie möglich die Augen auf und erkannte nichts anderes als ein feines Gespinst, das sich mannshoch aus den Nischen vorwölbte, sodass sie ähnlich wie eingewobene Statuen aussahen und doch viel bizarrer; er glaubte feine Bewegungen in dem Netz zu erkennen und auch in dem, was dahinter steckte…
    Vor Jahren hatte er einen Sarkophag in einem Tempel von Karanda gesehen, der den auf eigentümliche Art mumifizierten Leichnam des obersten Priesters der Steppenmenschen enthielt, auch dieser hatte sich bewegt: Ekelhaft krabbelndes Gewürm war über den frisch Einbalsamierten gekrochen und in ihn hinein, bis er nahezu eigenständige Bewegungen vollführt hatte: durchaus gewollt, denn so nahm er, glaubten die Steppenmenschen, Abschied von seiner Priesterschaft und den Gläubigen. Erst wenn seine erzwungenen Bewegungen erlahmten, konnte sein Nachfolger die Weihe empfangen.
    Das hier aber war etwas ganz anderes. Die auf dem Boden huschenden Monster waren nicht eingebunden in das Zittern und Beben des Gespinstes, das sich über jede einzelne dieser
Statuen zog,
und es waren auch sonst keine Kreaturen daran beteiligt. Das Gespinst als solches war es, das lebte, ein filigranes Netz, das sich eng um das hüllte, was immer es verbarg und das mit seinem Beben etwas ausdrücken wollte, das er nicht verstand.
    »Vorsiiiiicht!«, schrie der Nahrak und packte seinen Arm mit einer erstaunlichen Kraft, sodass Skar gar nichts anderes übrig blieb, als stehen zu bleiben. Als er begriff, dass er fast ins Leere getreten war, schien sein Herz für einen Moment auszusetzen, um dann mit doppelter Wucht und fast schmerzhaft

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