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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einen fürchterlichen Augenblick lang fürchtete Skar, dass sich der Boden vor ihnen aufm würde, um hunderte der
Khtaam-Larven
auszuspucken. Doch dann erkannte er seinen Irrtum; das Grollen kam nicht von unten, sondern von
oben.
Etwas Monströses bewegte sich dort mit gigantischem Schwingenschlag auf sie zu, etwas, was Skar gleichzeitig vollkommen unbekannt vorkam und gleichermaßen vertraut erschien. Es konnte doch nicht sein…
    Er kam nicht dazu, den Gedanken weiterzuverfolgen. »Vorsicht!«, schrie Esanna, die sich eng um seinen Oberkörper gewunden hatte, bei Bewusstsein zwar, aber offensichtlich nicht willens, hinab in die krabbelnde Flut zu springen. Immerhin verfügte Skar durch sie über das zweite Augenpaar, das er sich schon so oft im Kampf gewünscht hatte — und gerade jetzt war das von unschätzbarem Vorteil. Er wirbelte herum. Nicht weit entfernt zeichneten sich die im Halbdunkel kaum erkennbaren Schemen der Kreaturen ab, die inzwischen kaum mehr Ähnlichkeiten mit einem Menschen hatten und ihn dennoch vor kurzem mit ihrer täuschend echten Imitation Kiinas genarrt hatten. Sie glitten langsam näher, fast lautlos, und als Skar über den Absatz einmal um seine eigene Achse glitt, erkannte er, dass sie einen nahezu perfekten Kreis bildeten, der sich rasch enger zog.
    Es war eine Situation wie aus einem strategischen Lehrbuch. Wenn er noch eine Chance hatte, dann nur die eines sofortigen Ausbruchversuchs, in den er seine ganze Energie steckte.
    Doch dazu kam es nicht mehr.
    Ein greller Blitz schoss ihm entgegen, glitt so dicht über ihn hinweg, dass er die Feuersäule in seinem Rücken spüren konnte. Zwei, drei Monster hinter ihm verwandelten sich in grelle Fackeln; ihr schrilles Kreischen übertönte ein paar Herzschläge lang jedes andere Geräusch und hätte Skar einen Schauder über den Rücken gejagt, wenn er nicht immer noch gleichermaßen fasziniert wie kampfbereit dem Biest entgegengeblickt hätte, das dort auf sie herabschoss.
    Es war ein Anblick, der ihm in einer anderen Situation das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen. Aus der alles verschlingenden Dunkelheit schob sich der hellere Schatten eines Drachens hervor, absurd groß und mit einer solch gewaltigen Spannweite, dass er wohl in jeder anderen als dieser überdimensionierten Höhle nahezu manövrierunfähig gewesen wäre. Zuerst glaubte Skar eine
Daktyle
auf sich zufliegen zu sehen, auf der eine mit einer Scannerwaffe ausgerüstete
Errish
hockte. Aber er braucht nicht lange, um seinen Irrtum zu bemerken. Es war keine
Daktyle
und es war auch keine Reiterin auf dem fliegenden Ungeheuer zu sehen.
    Für ein paar Sekunden schien die Zeit stehen zu bleiben.
    Skar hatte sich nur selten Gedanken um die Panzerechsen gemacht, die auf Enwor beheimatet waren, und lange Zeit hatte er geglaubt, die Drachen der mächtigen
Errish
wären die einzigen Geschöpfe dieser Art in den Grenzen seiner Welt. Später erst hatte er erfahren, dass es neben den
Daktylen
noch andere Echsen gab, nämlich die
Tyrr,
die als einfache Flugtiere Verwendung fanden, während die
Daktylen
eine tiefe Symbiose mit ihren Reiterinnen eingingen. Diese
Drachen
waren auf unverständliche Art und Weise mehr als nur Tiere gewesen, in tiefer Verbundenheit für ein Leben lang verschmolzen mit ihrer Reiterin, auf geradezu selbstvergessene Art an ihre
Errish
gebunden und doch gleichzeitig so stolz und unbeugsam wie kaum ein anderes Wesen auf Enwor. »Einen Drachen kannst du nicht beherrschen«, hatte ihm einst eine
Errish
erklärt, »du musst seine Freundschaft gewinnen oder er wird dich töten.«
    Der
Frarr,
der auf ihn zugesaust kam, den er bislang lediglich auf einem Gemälde in Besh-Ikne gesehen hatte, ohne zu ahnen, dass es dieses abscheuliche Geschöpf wirklich gab, war nichts von alledem. Dieser hässliche, mörderische Drache hatte nichts mit den mächtigen Riesenechsen gemein, die vor langer Zeit den
Errish
gedient hatten, und er ähnelte auch nicht den
Tyrr.
Er war nicht stolz, sondern höchstens verschlagen, und das heimtückische Funkeln in seinen Augen versprach nicht Freundschaft, sondern Tod. Doch das alles war Skar im Augenblick egal. Es ging einzig und allein darum, hier rauszukommen. Möglicherweise bot dieser mörderische Koloss dazu eine einmalige Chance — denn wen sonst hätte Kama als
Hilfe
bezeichnen können? — und wenn der
Frarr
in diese Höhle hereingekommen war, würde er auch wieder herauskommen. Die Frage war nur, wie Esanna, Kama und er auf seinen

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