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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schlimmer. Er wickelte sich um seine Arme und Beine, schien ihn in seinen Würgegriff ziehen zu wollen und peitschte in sein Gesicht. Es war, als hätte er seinen eigenen, bewussten Willen, einen gelenkten, boshaften Intellekt, der darauf zugerichtet war, sein Opfer zu packen und unbarmherzig weiter in die Tiefe zu zerren. Dann geschah etwas, was schlagartig klar machte, dass genau das der Fall war: Ein Dutzend oder mehr der schwarzen Fangarme schossen blitzartig aus der Dunkelheit unter ihm herauf, wickelten sich wie Peitschenschnüre um Arme, Hals und Kopf der geschuppten Kreatur und rissen sie mit brutaler Kraft weiter in die Tiefe. Was seinen verzweifelten Anstrengungen nicht gelungen war, geschah nun im Bruchteil einer Sekunde: Die Klaue löste sich mit einem letzten, brutalen Ruck von seinem Bein und er war frei.
    Aber vielleicht war es bereits zu spät. Die Wasseroberfläche hatte sich in einen kochenden weißen Himmel aus Schaum und wütender Bewegung verwandelt, der unendlich weit über ihm zu sein schien. Unsichtbare Hände von unvorstellbarer Kraft zerrten ihn herum, wirbelten ihn um seine eigene Achse und drückten ihn immer noch weiter nach unten. Sein verzweifelter Kampf hatte ihn genau unter den Wasserfall gebracht. Was dem Ungeheuer nicht gelungen war, das würden die Naturkräfte nun zu Ende bringen: Er würde ertrinken. Die Atemnot war jetzt schon unerträglich. Aus dem Brennen in seinen Lungen war ein brüllender Schmerz geworden und seine Gedanken begannen sich zu verwirren.
    Immerhin sah er noch, dass seine Vermutung richtig gewesen war: Bei dem schwarzen Geflecht handelte es sich keineswegs um Tang oder irgendeine andere Wasserpflanze, sondern um Tentakel. Einige von ihnen waren so dick wie sein Arm, andere so dünn wie sein kleiner Finger oder peitschend wie Haar, das sich im Wind bewegte: die Fangarme eines bizarren Ungeheuers, das am Grunde des Sees lauerte und nach der geschuppten Kreatur auch ihn verschlingen würde, sobald er ertrunken war.
    Stattdessen geschah das Gegenteil. Erneut schossen Dutzende von Fangarmen aus der Tiefe empor, wickelten sich um seine Arme und Beine und rissen ihn mit unvorstellbarer Kraft in die Höhe, direkt hinein in die brodelnde Hölle aus tobendem Schaum und reiner Bewegung. Er wurde emporgerissen, war für den Bruchteil eines Augenblickes über Wasser und tauchte wieder in die schäumende Gischt ein, noch bevor es ihm gelang, Atem zu holen. Er wehrte sich, kämpfte gegen jede Logik und mit der schieren Kraft der Verzweiflung gegen die beiden seelenlosen Gewalten an, die ihn zu vernichten suchten — das tobende Wasser und den Würgegriff der Tentakel —, und wusste doch, dass es vollkommen sinnlos war. Er würde noch eine Sekunde durchhalten, vielleicht zwei. Seine Lungen schienen mit brodelnder Lava gefüllt zu sein, Feuer floss durch seine Adern, und ein weiß glühender Schmerz aus reiner Pein hatte sich um seine Brust gelegt und zog sich enger und enger zusammen.
    Dann ergriff ihn die Hand eines Riesen, riss ihn mit unvorstellbarer Gewalt aus dem Wasser und schleuderte ihn im hohen Bogen auf das Ufer hinauf. Er war zu sehr damit beschäftigt, am Leben zu bleiben, um den Sturz irgendwie abzufangen oder auch nur schützend die Hände vor das Gesicht zu reißen. Er schlug mit solcher Wucht zwischen den Felsen auf, dass er für einige Sekunden tatsächlich das Bewusstsein verlor.
    Als er erwachte, lag er mit dem Gesicht nach unten zwischen den Felsen. Er bekam wieder Luft, aber jeder Atemzug brannte wie Feuer in seinen Lungen und allein die Vorstellung sich zu bewegen, bereitete ihm schon fast Übelkeit. In seinem Körper schien kein einziger Muskel zu sein, der nicht gequetscht, und nicht eine einzige Sehne, die nicht überdehnt oder gezerrt war. Stöhnend wälzte er sich auf den Rücken, stemmte sich auf die Ellbogen hoch und sah an sich herab.
    Im ersten Moment erschrak er. Er sah aus, als wäre er gehäutet worden. Was auf den ersten Blick jedoch wie eine Unzahl blutiger Wundmale aussah, erwies sich bei näherem Hinsehen als ein Durcheinander sich überschneidender Striemen und roter Druckstellen.
    Erst jetzt erinnerte er sich wieder an die Fangarme, die ihn gepackt und die geschuppte Kreatur in die Tiefe gezerrt hatten. Ein kurzer, aber eisiger Schauer rann seinen Rücken hinab. Er hatte mehr als nur Glück gehabt. Hätte das Ungeheuer nicht die Schuppenkreatur als Erstes ergriffen, dann läge er jetzt vermutlich auf dem Grund des Sees, um als

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