Enwor 11 - Das elfte Buch
gut«, sagte Skar mühsam beherrscht. »Wenn es denn dein Wille ist: Ich werde dich nicht mit Gewalt aufhalten. Aber denke wenigstens daran…«
»Du wirst sie nicht aufhalten«, unterbrach ihn Kama.
»Aber ich.«
Skar und Esanna blickten ihn verblüfft an.
»Was ihr so schauen?«, fragte Kama ärgerlich. »Seht euch doch mal an. Ein Mann ohne Beinkleider. Aber so schwach, dass er gleich umkippt. Ein Mädchen, das so viel Schock hat, dass es nicht einmal weiß, wie schwer seine vielen kleinen Wunden wiegen.«
»Mir fehlt nichts!«, protestierte Esanna.
»Natürlich dir fehlt nichts«, sagte Kama ohne jeden Spott in seiner Stimme. »Aber du sein mehr als halb tot.« Er klopfte sich gegen die Brust. »Hier drinnen — du sein fast ganz tot. Und dein Körper auch nicht gerade sein in Bestform. Selbst nachdem ich deine Stirnwunde gereinigt habe, du noch brauchen viel Ruhe.«
»Und? Was soll ich deiner Meinung nach tun?« Esanna deutete in das feuchte Grau um sich herum. »Siehst du das hier? Diese Brühe? Ich kann sie nicht mehr ertragen. Nicht nach der Höhle…« Sie schluckte trocken und fuhr leiser fort: »Nicht nach dem, was uns in der Dunkelheit passiert ist.« »Du hast Angst, dass die
Khtaam
hierher kommen«, stellte der Nahrak fest. »Angst nicht schlecht. Macht wachsam. Aber in diesem Fall unbegründet. Die
Khtaam
können die Höhle nicht verlassen.«
»Und warum nicht?«, fragte Skar.
»Weil die
Khtaam
die Höhle sind«, sagte Kama ernsthaft. »Es gibt nicht viele
Khtaam,
sondern nur einen
Khtaam.«
»Moment«, protestierte Skar. »Das kann doch nicht so ganz stimmen. Die
Khtaam
sind die Wiedergeborenen der Hoger. So hat man mir das zumindest erklärt, damals…« »Coar hat dir das gesagt«, stellte Kama fest. »Und sie hatte Recht mit den Wiedergängern. Fast.«
»Coar?«, fragte Skar alarmiert. »Woher kennst du sie? Das ist weit mehr als dreihundert Jahre her…«
»Ich bin ein Nahrak, Hüter des Waldes«, unterbrach ihn Kama. »Wir reichen weiter unser Wissen von Generation zu Generation. Natürlich auch gerade dann, wenn es den
Großen Skar
betrifft.«
Skar starrte ihn nur sprachlos an. »Das glaube ich einfach nicht«, sagte er dann. »Ich habe mich damals mit Del zu euch gerettet…«
»Vor ein paar Quorrl«, fuhr der Nahrak unbarmherzig fort. »Und ihr nicht wusstet, warum. Aber bald wirst du es verstehen.«
»Bald werde ich es verstehen?« Skar war zwar noch immer müde, aber die unerwartete Wendung des Gesprächs hatte das Gefühl der Entspannung in ihm endgültig vertrieben. »Du meinst allen Ernstes, dass die damalige Verfolgung durch die Quorrl mit den heutigen Zusammenhängen in Verbindung steht?«
»Aber ja«, bestätigte der Nahrak. »Ganz gewiss sogar. Wir nur haben gebraucht viele Jahre, um dahinter zu kommen.« »Und hinter was seid ihr gekommen?«
»Die Quorrl damals gehörten mit zur Verschwörung«, sagte Kama. »Zu denen, die jetzt die Quorrl vernichten wollen.«
»Moment, Moment.« Skar schüttelte den Kopf. »Das ist doch alles wirres Gerede.«
»Kein wirres Gerede«, protestierte der Nahrak. »Sondern Wahrheit. Ganz einfache Wahrheit, wenn man den Zusammenhang versteht.«
»Also bitte.«
»Bitte was?«
»Erklär uns diesen Zusammenhang.«
»Oh. Natürlich.« Kama seufzte tief und ließ dann das glänzende Eisenrohr in einer Falte seines Gewandes verschwinden. »Das, was du kennst als
Khtaäm,
ist geworden sehr mächtig in den letzten Jahrhunderten. Es ist das, was hinter den Dingen steht.«
»Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde,
das
zu verstehen«, sagte Skar. »Kannst du dich nicht etwas verständlicher ausdrücken?«
»Ich will es versuchen.« Kama runzelt die Stirn, als müsse er angestrengt nachdenken. »Das
Khtaäm
versucht zu unterwandern alles. Auch das, was alles unterwandert.« »Oh nein«, protestierte Skar. »So geht das nicht. Du häufst Rätselsprüche aufeinander und erwartest dann, dass ich sie entwirre.«
»Du es nicht verstehen?«, fragte der Nahrak verblüfft. »Du nicht wissen, was hinter den Dingen steht?«
»Nein, das weiß ich nicht«, brummte Skar. »Ich weiß nur, dass ich das Gespräch gleich beende, wenn du nicht endlich anfängst etwas verständlicher zu reden.«
»Es ist die Zeit der Entscheidung«, sagte Kama vorsichtig. »Die Kräfte auf beiden Seiten sind bereit sich zu messen. Doch sie sind sich zu nah, um sich vollends entwirren zu können. Sie sind eins und doch zwei.«
»Du meinst die Quorrl und die Satai«,
Weitere Kostenlose Bücher