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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mal für sehr lange Zeit.
    »Ihr sein überhaupt kein Volk«, brach Kama endlich das eisige Schweigen. »Ihr sein nur ein Haufen zerlumpter Gestalten im Dienst des
Khtaam.«
    Esannas Augen wurden schmal. »Was soll denn das heißen? Sind wir dir vielleicht nicht gut genug, du komischer Waldhüter, weil wir keinen Wert auf Prunk und Pomp legen?«
    »Darum es nun gehen wirklich nicht«, sagte Kama. »Ihr seid kein Volk, weil ihr euch erst vor drei Jahrhunderten zusammengetan habt. Frag Skar. Der dir können sagen, was ich damit meinen.«
    »Also?«
    Skar hatte keine Lust, sich auf irgendwelche Spielchen einzulassen. »Macht das bitte untereinander aus«, sagte er. »Aber wenn ihr mich schon fragt: Wir sollten uns so schnell wie möglich auf den Weg machen. Bevor die nächste Nacht hereinbricht, will ich eine gehörige Distanz zwischen mir und der Höhle wissen. Außerdem wäre es nicht schlecht, wenn ich mich unterwegs neu einkleiden könnte. Mir friert nämlich langsam was weg.«
    »Ich verstehen«, sagte Kama. »Du auch können gleich aufbrechen mit dem Mädchen — wenn ihr euch fühlen dazu stark genug. Den Hügel hinab, in Richtung des Pojoaque. Ihr müsst sein dort sehr vorsichtig. Dieser Fluss ist… gefährlich.«
    »Du scheinst ja schon alles sehr genau geplant zu haben«, brummte Skar.
    »Ich nur wissen, was zu tun ist«, fuhr der Nahrak ruhig fort. »Darum ich werden gehen den
Frarr
suchen. Sobald ich ihn haben gefunden — und wenn ich ihn wieder haben unter Kontrolle —, ich kommen zu euch.«
    »Und wenn dir das nicht gelingt?«
    »Dann«, der Nahrak brach ab und schluckte hart. »Dann ihr müsst machen alleine weiter. Ohne Kama und ohne Frarr. Du dich einfach müssen halten an Marna…«
    »Den Satai mit der Goldmaske?«, unterbrach ihn Skar überrascht.
    »Ja«, nickte Kama. »Du müsst nach ihm suchen — und nach dem
Elften Buch.
Alles andere werden sich dann schon ergeben von selbst.«
    Eine Weile herrschte ein fast bedrohliches Schweigen.
    Der Nahrak hatte mit solcher Intensität gesprochen, dass seine Worte wie ein gewaltiges Vermächtnis wirkten — ein Vermächtnis allerdings, das Skar nicht bereit war anzunehmen. »Und das ist alles?«, fragte er spöttisch. »Mehr Anweisungen hast du für uns nicht, kleiner Mann?«
    »Nicht zurzeit«, antwortete Kama ernsthaft. »Aber später… vielleicht.«
    »Und du glaubst wirklich, ich werde das tun, was mir ein dahergelaufener Nahrak sagt?«, fragte Skar ruhig. »Wie kommst du darauf?«
    »Ich dich nicht verstehen«, sagte Kama. »Du doch müssen begreifen, was es heißen, Verantwortung zu tragen.«
    Skar lachte humorlos auf. »Wenn das ein Witz sein soll, ist es ein geschmackloser«, sagte er. »Ich habe keine Verantwortung mehr. Für nichts und niemanden. Mein Enwor existiert sowieso schon seit drei Jahrhunderten nicht mehr.
    Für wen sollte ich mich also verantwortlich fühlen?«
    »Wärst du nicht gewesen, Enwor hätte sich anders entwickelt«, sagte Kama. »Die Quorrl hätten nicht erfolgreich greifen können nach der Freiheit, nicht abschütteln können die Fesseln der alten Überlieferung, wärst nicht du gewesen.
    Die Satai nicht hätten können das Chaos überstehen, wärst nicht du gewesen. Enwor war auf dem Weg zum Untergang und du haben das Ruder herumgerissen. Und da du mich fragen, Hoher Satai, was für eine Verantwortung du haben? Das sein lächerlich.«
    Ob Skar wollte oder nicht — die Worte des Nahrak berührten etwas tief in ihm. Er wusste, dass er ihm damit hatte schmeicheln wollen. Aber das war nicht der entscheidende Punkt; entscheidend war vielmehr, dass Skar tief in seinem Innersten wusste, dass der Nahrak Recht hatte.
    Kama schien zu spüren, dass er gewonnen hatte — wenn auch nur teilweise — und dass es klüger war, das Thema zu wechseln. »Esanna wollte etwas wissen von dir«, sagte er. »Sie wollte wissen, was es mit den Diggern auf sich haben.« »Ja genau«, ging Esanna dem Nahrak auf den Leim. »Was soll dieses blöde Gequatsche, dass wir kein Volk sind? Was sollen diese Vorwürfe, dass wir an allem Übel dieser Welt schuld sind?«
    Skar starrte einen Moment lang schweigend Kama an, der seinen Blick ungerührt erwiderte mit der stummen Aufforderung auf Esannas Vorstoß einzugehen.
    »Ich bin wohl kaum der richtige Fachmann für die Angelegenheiten der Digger«, sagte er schließlich.
    »Oh doch, das du sein«, sagte Kama ungerührt und so schnell, als habe er sich die Antwort schon vorher zurechtgelegt. »Du

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