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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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langer Zeit. Er war hier gestorben, in dieser Kammer, und das, dessen Zeuge er wurde, war kein wirkliches Geschehen, sondern die Vergangenheit, trotzdem aber keine bloße Illusion und auch nicht nur seine Erinnerungen, die endlich zurückkamen, sondern weit mehr: Bilder, die geschickt worden waren, damit er sah, was geschehen war, und vielleicht begriff, was geschehen musste.
    Er wandte den Kopf und sah die dritte, schattenhafte Gestalt, die in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes stand und aus kalten Insektenaugen auf ihn herabstarrte. Nicht nur die Bilder waren gekommen, sondern auch der, der sie geschickt hatte, der Daij-Djan, dürr, spinnengliedrig und grausam, die Sternenbestie, die ebenso Teil seines früheren Selbst wie Faust und Auge der gigantischen Netzkreatur gewesen war, die einst ganz Enwor bedroht hatte. Nun war sie es, die Hilfe brauchte.
    Er sah wieder zu den beiden Satai hin. Der Riese — Del —begann langsam in die Knie zu sinken. Irgendwoher nahm er die Kraft, sich noch einmal in die Höhe zu stemmen, aber es war nur ein letztes Aufbäumen. Die Wunde, die ihm der sterbende Mann am Boden zugefügt hatte, war so tödlich wie die, die er selbst erlitten hatte, nur dass sie vielleicht nicht ganz so schnell wirkte. Der Schwertstich, mit dem Del seinen alten Lehrmeister niedergestreckt hatte, war barmherziger gewesen.
    Das Bild wechselte. Del und der tote Satai waren nun nicht mehr allein. Zwei weitere Gestalten hatten den Raum betreten, die eine davon eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, die trotzdem die Kleider eines Satai trug, ihr Begleiter ein schuppiger Gigant mit einem brutalen Schildkrötengesicht. Beide starrten Del an, aber der schwer verwundete Satai schien sie nicht einmal zu bemerken. Er hatte sich in die Hocke sinken lassen und stützte sich mit der linken Hand schwer auf dem Boden auf. Die andere hatte er nach der Hand des Toten ausgestreckt, um einen schmalen, schmucklosen Ring von seinem Finger zu ziehen.
    Als er versuchte ihn sich selbst überzustreifen, stürzte sich der geschuppte Quorrl auf ihn, riss ihn wie ein Kind in die Höhe und brach ihm ohne die geringste Anstrengung beide Handgelenke. Del brüllte vor Schmerz, dann wurde sein Schrei zu einem erstickten Keuchen, als der Quorrl ihn gegen die Wand warf.
    »Halt!«
    Der Quorrl erstarrte. Sein Gesicht loderte vor Hass, aber er gehorchte dem Befehl des Mädchens.
    »Töte ihn nicht, Titch«, sagte sie. »Noch nicht.«
    Del schob sich wimmernd vor Schmerz weit genug an der Wand in die Höhe, bis er halbwegs aufrecht dasaß. Sein Gesicht war grau vor Pein und trotzdem war in seinen Augen keine Furcht, als er zu dem Quorrl und seiner kaum halb so großen Begleitung hochsah. Nur Trotz.
    »Weißt du, Del«, sagte Kiina und deutete auf den Leichnam des Toten hinab, »er hatte Recht. Ihr habt verloren.« »Ich habe ihn besiegt, oder?«, fragte Del trotzig.
    »Besiegt?« Kiina schüttelte den Kopf. »Oh nein, Del. Das hast du nicht. Niemand konnte ihn besiegen. Du hast ihn getötet, aber selbst das nur, weil er es wollte.«
    »Was für ein Unsinn«, murmelte Del. »Sieh mich an. Er hat gekämpft wie niemals zuvor, aber ich war besser.«
    »Er hat jemanden gesucht, der ihn tötet«, sagte Kiina, als hätte sie seine Worte gar nicht gehört. »Und du warst der Einzige, dem er es gestattet hätte.«
    »Dann war er ein Narr!«, sagte Del. »Wir werden gewinnen, du dummes Kind. Es gibt keinen Wächter mehr.«
    Kiina lächelte erneut. Sie nahm den Ring an sich, den Del vom Finger des Toten gezogen hatte, dann stand sie auf und hob etwas Kleines, Silberglänzendes, das sie auf Del richtete.
    Der junge Satai beachtete die Scannerwaffe gar nicht. Er starrte entsetzt in Kiinas Augen und ein neuer, unendlich tiefer Schrecken begann sich auf seinem Gesicht auszubreiten; der Blick eines Mannes, der am Ende seines Lebens begriff, wie unendlich tief und vollkommen seine Niederlage war.
    »Oh doch, Del«, sagte sie. »Es hat ihn immer gegeben und es wird ihn immer geben.« Sie hob die Scannerwaffe. Ein dunkelrotes, pulsierendes Licht begann in dem Rubinauge an ihrer Vorderseite aufzuglühen. »Ich bin seine Tochter.« Del starrte sie an. Und Kiina ließ noch genügend Zeit verstreichen, um ihn ihre Worte wirklich verstehen zu lassen, ehe sie den Auslöser drückte. Ein greller Lichtblitz löschte den Körper des Satai und in der nächsten Sekunde die gesamte Szene aus.
    Als er wieder sehen konnte, hatte sich die Szenerie abermals geändert. Sie

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