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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Einen Vernichtungsfeldzug gegen die Quorrl? »Erzähl mir etwas über euch. Ihr braucht Schutz. Vor wem?«
    Schon wieder die falsche Frage. Diesmal wirkte Rouns Blick nicht verwirrt. Er sah eindeutig erschrocken aus.
    »Vor… den Quorrl, Herr«, sagte er nach einer Weile. Er sah Skar an, als zweifele er an seinem Verstand und vermutlich tat er es auch. Zumindest begann er sich zu fragen, was für einen sonderbaren Satai er da eigentlich in seinem Haus beherbergte.
    »Natürlich«, sagte Skar. »Die Quorrl sind überall ein Problem. Ich dachte nur, dass es hier nicht so schlimm wäre. Immerhin bin ich nicht der einzige Satai in diesem Teil des Landes.«
    Für einen Moment änderte sich der Ausdruck auf Rouns Gesicht auf eine Weise, die Skar nicht zu deuten vermochte. Dann lächelte er traurig. »Marna«, sagte er. »Ihr kommt wirklich von sehr weit her, scheint mir. Ich verstehe.«
    »Wie schön«, sagte Skar. »Aber ich nicht.« Er machte eine entsprechende Geste, als Roun antworten wollte. »Wie du selbst schon gesagt hast: Ich komme von weit her und weiß wenig über das, was in diesem Teil der Welt vorgeht.«
    »Das… das mag sein«, sagte Roun hastig, für Skars Geschmack sogar ein bisschen zu hastig. »Es ist nur so… uns bleibt nicht mehr allzu viel Zeit. Die Quorrl… sie rotten sich zusammen.«
    »Was heißt das: Sie rotten sich zusammen?«, fragte Skar alarmiert. Er dachte an den halb toten — oder besser gesagt: fast toten — Quorrl, den er dort draußen irgendwo in der steinigen Wüste hatte liegen lassen. Es war merkwürdig, dass ihm dieser Gedanke fast entglitten war. Vielleicht hatte das etwas mit seiner
Krankheit
zu tun, mit dieser Veränderung, die sich über seinen ganzen Körper ausgebreitet hatte wie die ersten Anzeichen eines nahenden Zusammenbruchs, den Vorboten von Vernichtung und Tod. »Hast du Angst, dass sich die Quorrl dafür rächen wollen, weil ihr ihre Freunde niedergemacht habt?«
    »Nein«, sagte Roun, wobei ihm anzusehen war, dass ihm das Wort Freunde in Zusammenhang mit Quorrl mehr als nur befremdete. »Wie sollen sie sich rächen wollen, wenn sie nicht wissen, wer ihre Artgenossen zur Strecke gebracht hat?«
    Skar nickte mühsam. Den Quorrl am Leben gelassen zu haben, konnte sich als kapitaler Fehler erweisen, aber es war nichts, was sich jetzt noch ändern ließ und auch nichts, was er hätte ändern
wollen,
selbst wenn er es gekonnt hätte. »Wie weit ist die nächste Quorrl-Siedlung entfernt?«
    »Ich weiß nicht genau, wo diese Tiere hausen«, sagte Roun achselzuckend. »Ich weiß nur, dass wir sie nicht gewähren lassen können. Das Ungeziefer muss ausgerottet werden, bevor es uns zur Gefahr wird.«
    »Ungeziefer!« Skar spuckte das Wort geradezu aus. »Das ist eine etwas ungewöhnliche Bezeichnung für eine machtvolle Kriegerkaste.«
    Roun sah ihn an, als hätte er einen Idioten vor sich. »Es sind Tiere«, sagte er dann stockend. »Aber ich denke… wir sollten das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen. Ich muss mich um die Vorbereitung der nächsten
Erweckung
kümmern.«
    Skar verspürte einen raschen Anflug von Ärger in sich, hinderte Roun aber nicht daran, aus der Hütte zu stürmen, als wäre ihm eine ganze Hundertschaft Quorrl auf den Fersen. Offensichtlich hatte er den Anführer der Digger vollkommen aus dem Konzept gebracht. Das war kein Wunder. Roun glaubte miterlebt zu haben, mit welcher grausamen Eleganz der fremde Krieger zwei Quorrl getötet hatte — dass es ihm um Menschenwürde und das Leben eben eines dieser Quorrl gegangen war, konnte er ja nicht wissen — und musste nun miterleben, dass sich der Satai in seinen Augen vollkommen widernatürlich für die geschuppten Giganten einsetzte.
    Aber das war jetzt nicht weiter wichtig. Es wurde Zeit, dass er wieder die Initiative ergriff. Er hatte gehofft, dass er von den Diggern mehr über sich erfahren könnte, nur um begreifen zu müssen, dass ihn nichts aber auch gar nichts mit diesen Leuten hier verband. Doch so, wie er jeden Gedanken an seinen eigenen schrecklichen Tod durch die Hand seines ehemals besten Freunds verdrängt hatte, hatte er versucht den wahren Grund seines Hierseins zu leugnen, und für eine Weile war ihm dies sogar gelungen; erstaunlich gut sogar. Zu behaupten, dass etwas mit ihm nicht stimmte, wäre eine maßlose Untertreibung gewesen. Er war ein lebender Toter, gelenkt von jemandem —
etwas
 — das ihn vielleicht sogar dazu getrieben hatte, den Quorrl zu retten wider

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