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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hängen können mit der Aufschrift:
Wir haben euch entdeckt. Und Skar sucht euch jetzt.
    Mit langsamen, elastischen Bewegungen ging Skar tiefer in die Höhle hinein, dorthin, wo das flackernde Licht des Feuers ein verwirrendes Spiel zuckender Bewegungen auf die Wände zauberte, die kaum noch ausreichten, um ein paar Schritt weit sehen zu können. Seine Phantasie gaukelte ihm hinter jedem Vorsprung, hinter jedem Knick eine Horde unbekannter Angreifer vor, die nur darauf lauerte, sich mit einem Kampfschrei auf ihn zu stürzen.
    Trotzdem vermied er es, seine Waffe zu ziehen. Er wollte niemanden unnötig provozieren. Und dass hier jemand war, das bezweifelte er schon nach ein paar Schritten nicht mehr. Es waren jetzt weniger Geräusche, die ihn bei seiner Wahrnehmung bestärkten, als vielmehr das sichere Gefühl, von mehreren Augen beobachtet zu werden. Skar verfügte über genug Erfahrung, um zu wissen, dass dieses Gefühl absolut verlässlich war: Fast jeder Mensch war in der Lage, die Blicke eines heimlich in der Nähe kauernden Beobachters zu spüren, doch die meisten überlagerten solche Empfindungen mit trägen Gedanken oder Zweifeln.
    Das hatte Skar nicht vor. Er schlich weiter hinein in das Halbdunkel, die ganze Zeit über darauf vorbereitet, jederzeit einen Angriff parieren zu können. Er wusste, dass er dabei im Nachteil war: Während er keine Ahnung hatte, wo die anderen steckten, hatten sie ihn die ganze Zeit im Blickfeld und konnten so in Ruhe die beste Angriffsstrategie ersinnen.
    »Warte«, ertönte hinter ihm eine Stimme. »Lass mich hier nicht alleine.«
    Skar hätte am liebsten laut geflucht. Dieses blöde Kind.
    Es reichte nicht, dass es sich auffällig umsah, nein, es musste ihm jetzt auch noch hinterherlaufen wie ein Kleinkind, das sich vor einem Gewitter fürchtet.
    Zu spät erinnerte er sich daran, dass Ärger ein schlechter Ratgeber war. So auch in diesem Fall. Seine Wut auf Esanna ließ ihn eine Wurzel übersehen, die in einem Knick vor ihm lag und wahrscheinlich von übereifrigen Holzsammlern dort vergessen worden war. Prompt stieß er mit dem Fuß dagegen, wodurch sie ein paar Schritt über den Boden glitt und mit einem lauten Geräusch an einen Vorsprung krachte. »Hier bin ich, Feuerfee«, sagte er säuerlich und versetzte dem Wurzelstück, über das er gestolpert war, einen wütenden Fußtritt. »Vielleicht hättest du die Güte zu warten, bis ich genug Holz zusammenhabe.«
    »Ich weiß nicht… ob das so eine gute Idee ist«, sagte Esanna und dann war sie auch schon heran, mit so raschen Schritten, dass ihre offenen Haare in der Zugluft flatterten. »Es war mir fast so, als ob jemand am Höhleneingang war.« »Na, wunderbar«, sagte Skar betont leichthin, um möglichen heimlichen Zuhörern die Gelegenheit zu geben, ihm immer noch den unbekümmerten Holzsammler abzunehmen. »Wahrscheinlich ein Bärenjunges, das einen Unterschlupf sucht.«
    »Kurz vor Morgengrauen?«, fragte Esanna nervös. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Skar seufzte. »Ich kümmere mich gleich darum«, sagte er, was er durchaus ernst meinte. Er konnte sich nicht des Gefühls erwehren, dass ihn jemand in eine Falle gelockt hatte: ein paar Geräusche, die den Satai vom Feuer weg tiefer in das unterirdische Labyrinth lockten, um dann in aller Ruhe den Höhleneingang zu verriegeln und ihnen so den Fluchtweg aus der Höhle abzuschneiden. Diese Idee hätte von ihm stammen können.
    Doch ehe er auch nur ansatzweise begriff, was geschah, glitten schwarze Schatten aus dunklen Wänden und verdichteten sich zu einer Gruppe fremdartig wirkender Wesen, die einen fast perfekten Kreis um sie bildeten.
    Skar schluckte verblüfft. Er hatte in den letzten Sekunden kein anderes Geräusch gehört als seinen eigenen Herzschlag, das Rauschen des Blutes in seinen Ohren und das Rascheln und Knistern, das durch seine und Esannas Bewegungen entstanden war. Er begriff nicht, wie es hatte geschehen können, dass ihn plötzlich mehrere knabenhaft wirkende Gestalten geräuschlos umringten. Das gefiel ihm nicht, ganz und gar nicht.
    Seine Hand wanderte wie von selbst zum reich ziselierten Griff seines
Tschekals
und zwei Dutzend Augen schienen der Bewegung zu folgen. Plötzlich hatte Skar Angst. Diese Gestalten erinnerten ihn an irgendetwas, die Art, wie sie sich bewegten, schnell, leise und geisterhaft. Er war sich sicher, schon früher mit Menschen (oder Wesen?) diesen Schlags zu tun gehabt zu haben. Aber er kam nicht darauf, wann das gewesen

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