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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mir Angst.«
    »Das sollte es nicht«, murmelte Skar wider besseres Wissen. »Du hast nichts zu befürchten.« Seine Hand löste sich von ihrem Haar und drückte ihr Kinn mit sanfter Gewalt nach oben. Sein Blick bohrte sich in den ihren und einen Herzschlag lang verlor er sich in ihren Augen: zwei geheimnisvollen Seen gleich, unendlich warm und tief und auf unbeschreibliche Weise schön. Es war ein Moment tiefer Ruhe, ein Versprechen einander Kraft zu schenken, eine Ahnung lang vermisster Vertrautheit und doch auch die Angst alles zu verlieren, was das Leben lebenswert machte. Er beugte sich vor und küsste sie.
    Es kam so überraschend, dass sich Esanna im ersten Moment versteife und ihn von sich schieben wollte, aber Skar hielt sie fest, presste sie beinahe mit Gewalt an sich.
    Ihr Widerstand brach und nach einer Sekunde wurden ihre Lippen weich. Sie wehrte sich nicht mehr, sondern erwiderte seinen KUSS, stürmisch und mit gieriger Kraft und schließlich war er es, der sich von ihr löste und sie sanft von sich schob.
    Esannas Blick flackerte. Ihr Atem hatte sich beschleunigt und instinktiv wollte sie ihn wieder an sich ziehen, doch Skar ergriff ihre Handgelenke und hielt sie fest. Er wirkte betroffen, verwirrt und schuldbewusst, als wäre ihm plötzlich klar geworden, dass er etwas getan hatte, was ihm nicht zustand.
    »Ich… es tut mir Leid«, murmelte er verstört. »Ich hätte das nicht tun sollen.«
    Esanna reagierte nicht auf seine Worte, befreite sich statt-dessen aus seinem nicht allzu festen Griff, um ihn mit einer erstaunlich kraftvollen Bewegung erneut an sich zu ziehen.
    »Nicht«, sagte Skar, während er das fordernde Hämmern seines Herzschlags zu überhören versuchte. Schließlich schüttelte er energisch den Kopf und schob das Mädchen von sich. »Es darf nicht sein.«
    Esanna sah ihn verstört an, so, als habe er sie geschlagen. »Warum darf es nicht sein?«, fragte sie verständnislos. »Und was darf nicht sein?«
    Es darf nicht sein, dass wir uns gegenseitig Trost spenden,
hätte Skar beinahe herausgeschrien, aber das war so nah an der Wahrheit, dass es wehgetan hätte. Im Laufe seines Lebens hatte Skar viele Frauen kennen gelernt und sich der unterschiedlichsten Vergnügen mit ihnen hingegeben, ohne jedes Mal Einwände oder Gegenargumente zu suchen, aber er hatte beileibe auch nicht jede Gelegenheit genutzt, die sich ihm geboten hatte. Und dennoch: Bei Esanna war das etwas gänzlich anderes. Ihre Jugend war dabei noch nicht einmal das ausschlaggebende Argument — für jemanden, der bereits vor dreihundert Jahren gestorben war, waren eigentlich alle Frauen zu jung oder, besser gesagt, das Alter spielte keine Rolle mehr und außerdem waren Mädchen in Esannas Alter oft schon verheiratet und hatten bereits ein oder zwei Kinder zur Welt gebracht.
    Nein. Sich mit Esanna einzulassen wäre ihm einfach —
verkehrt
erschienen. Der Pakt mit Unbekannt mit dem Ziel seiner Wiedergeburt, um eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen, beinhaltete nicht so etwas wie Zuneigung oder gar Liebe und hatte auch nichts mit einem naiven kleinen Digger-Mädchen zu tun, das er aus einer plötzlichen Laune heraus etwas zu stürmisch geküsst hatte.
    Skar blickte sie sehr lange und sehr nachdenklich an. »Es ist besser so«, sagte er deshalb. »Wir sollten uns nicht zu sehr aufeinander einlassen.«
    »Warum stößt du mich von dir?«, fragte Esanna leise und offensichtlich tief verletzt. »Bin ich dir etwa nicht gut genug?« »Das hat damit überhaupt nichts zu tun«, behauptete Skar. »Es ist doch eher andersherum. Ich bin nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Jedenfalls niemand, an den sich ein junges Mädchen hängen sollte.«
    »Das ist mir egal. Ich will doch nur…«
    Skar unterbrach sie mit einem raschen Kopfschütteln; schnell und abgehackt und so befehlend, dass sie mitten im Satz verstummte. »Unsere Aufgabe ist… zu wichtig. Alles andere zählt nicht.«
    Esanna sah ihn an, als hätte er komplett den Verstand verloren. »Was hat denn das mit irgendeiner
Aufgabe
zu tun? Habt ihr früher wirklich so gedacht und gehandelt?« Sie schürzte verächtlich die Lippen. »Wenn das so ist, dann tust du mir Leid. Dann frage ich mich, wozu du überhaupt wieder auf die Welt gekommen bist.«
    Der Hieb saß. Der Funke, den der leidenschaftliche KUSS in Skar entbrannte hatte, war noch lange nicht erloschen; möglich, dass er eine Glut erweckt hatte, die noch ein paar Tage vor sich hin glimmen würde, bis sie gänzlich erstickt

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