Enwor 2 - Die brennende Stadt
einen Mann, bevor ich mit ihm rede, Skar. Aber Ihr braucht Euch nicht zu genieren. Cubic ist für seine üblen Tricks bekannt.
Ihr seid nicht die ersten, die er so sehr in Schulden verstrickt, daß sie hinterher für ihn kämpfen müssen, wenn sie nicht im Kerker landen wollen. Man kann von einem Mann, dessen Handwerk der Krieg ist, nicht verlangen, daß er die Schliche eines Halsabschneiders wie Cubic durchschaut. Wieviel schuldet Ihr ihm?«
»Warum fragt Ihr?«
»Weil ich Euch auslösen werde, wenn Ihr für mich arbeitet«, antwortete Vela. »Zusätzlich zu Eurem Lohn. Bedingung ist nur, daß Ihr sofort annehmt.«
Skar antwortete nicht. Es gab tausend Fragen, die ihm auf der Zunge langen, aber er zog es vor, Vela reden zu lassen. Aus irgendeinem Grund schien sie sich zu scheuen, direkt auf ihr Anliegen zuzusteuern. Nach dem, was sie bisher gesagt hatte, mußte sie sich wirklich über Del und ihn informiert haben. Wenn sie dennoch zögerte, dann aus einem bestimmten Grund. Skar spürte, daß ihre Worte alles andere als belanglose Konversation waren, trotz ihres freundlichen Tones. Sie ist eine Errish, dachte er. Nichts, was eine Errish sagte oder tat, war belanglos. Nichts. Aber es war schwer, dieses sonnengebräunte Kindergesicht anzusehen und zu glauben, einem gleichwertigen Gegner gegenüberzustehen.
»Nun?«
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»Euer Angebot klingt verlockend. Was sollen wir tun?«
»Etwas, das gefährlich ist, aber einen Mann wie Euch sicher reizt.
Etwas, das noch keiner vor Euch gewagt hat.«
Skar schluckte die bissige Antwort, die ihm auf der Zunge lag, im letzten Moment hinunter. »Ihr liebt es, in Rätseln zu sprechen, wie?«
Vela nickte. »Von Zeit zu Zeit«, gestand sie. »Aber wenn Ihr mir länger zuhört, werdet Ihr mich verstehen. Ihr seid ein gefährlicher Mann, Skar. Man muß sich seine Worte gut überlegen, wenn man mit Euch redet. Zumal wenn man etwas von Euch will.«
Skar seufzte, zog es aber vor, den Mund zu halten und sich in Geduld zu fassen, so schwer es ihm auch fiel. Es war Velas Spiel, und im Moment bestimmte sie die Regeln. Er würde es mitspielen müssen.
»Ihr seid interessiert?«
»Wenn Ihr mir verratet, worum es geht. . . vielleicht. Obgleich ich mir nicht vorstellen kann, wozu eine Ehrwürdige Frau die Hilfe eines Satai benötigt. Gibt es wirklich etwas, daß Ihr nicht meistern könntet?«
Für einen Moment schien ein Schatten über Velas Gesicht zu huschen, aber sie hatte sich sofort wieder in der Gewalt. »Es gibt etwas«, sagte sie. Ihre Stimme klang anders als bisher. Es war ein Unterton von Ernst und Entschlossenheit darin, der neu war. Neu und irgendwie beunruhigend. Skar spürte plötzlich, daß ihr Gleichmut nur gespielt und sie in Wirklichkeit ebenso wie er aufs äußerste gespannt war. Vielleicht noch mehr.
»Ich möchte, daß Ihr etwas für mich stehlt«, sagte sie schließlich. Skar schwieg einen Moment, griff nach seinem Becher und trank, nicht aus Durst, sondern um Zeit zu gewinnen. Die Antwort war anders, als er erwartet hatte. Sie hatte das Rätsel eher vergrößert. »Ich… bin kein Dieb«, sagte er vorsichtig.
»Wäre das, was ich brauche, von einem gewöhnlichen Dieb zu beschaffen, so brauchte ich kaum Eure Hilfe«, erwiderte Vela unerwartet scharf. Für einen Moment klang ihre Stimme so, wie man es von einer Errish erwartete: hart, befehlend und — obwohl leise — in einer Art, die jeden Widerspruch, ja selbst den bloßen Gedanken daran, von vornherein ausschloß. »Ihr werdet etwas für mich holen,
wenn Euch der Ausdruck lieber ist«, fuhr sie fort. »Es ist schwer, aber Ihr könnt es schaffen. Ich gebe Euch alles, was dazu notwendig ist. Geld, Pferde, Männer und Waffen.«
Skar starrte sie für die Dauer eines Herzschlages durchdringend an. »Und was soll ich tun?« fragte er sarkastisch. »Die Königsjuwelen von Ikne stehlen? Oder reicht der Schatz der Tempelpriester?« »Weder das eine noch das andere«, erwiderte Vela ruhig. »Ich möchte, daß Ihr nach Combat geht und den Stein der Macht holt.«
Es dauerte lange, bis Skar seine Überraschung soweit überwand, daß er wieder einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen imstande war. Zwei, vielleicht drei Minuten lang starrte er Vela fassungslos an und versuchte vergeblich das zu glauben, was er gehört hatte.
Combat... allein der Klang dieses Wortes schien etwas Unheilvolles in sich zu bergen. Es war ein Wort aus einer Sprache, die so tot war wie die, die sie gesprochen hatten, ein Wort, das Gedanken an
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