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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unangetastet gelassen hätte.
    »Ich tue nichts anderes als du«, sagte Gowenna. »Ich wehre mich, wenn man mich angreift.«
    »Nein«, meinte Skar. »Das tust du nicht. Du wehrst dich, bevor man dich angreift, Gowenna, und das ist der Unterschied zwischen dir und mir. Wenn du all dies tust, nur um als das anerkannt zu werden, was du bist, wirst du dein Ziel niemals erreichen. Es gibt einen Unterschied zwischen Respekt und Angst, und solange du ihn nicht erkannt hast, wirst du immer ein Außenseiter bleiben.«
    »Ich —«
    »Du stehst zwischen den Fronten«, fuhr er ruhig fort, obwohl er wußte, daß es besser gewesen wäre, zu schweigen. »Du willst anerkannt werden, nicht als Frau oder Mann, sondern nur als Mensch, als das, was du bist. Ich verstehe diesen Wunsch, aber du lebst in der falschen Welt, Gowenna. Du bist keine Frau mehr, weil dir die Rolle der Frauen in unserer Welt nicht gefällt, und du wirst nie von den Männern akzeptiert werden, weil du sie haßt. Ich sage nicht, daß mir dieses System gefällt, aber ich kann es nicht ändern, ebensowenig, wie ich diese ganze verdammte Welt ändern kann. Auch sie gefällt mir nicht, aber ich habe keine Wahl. Wir haben nur dieses eine Leben, und es gibt nur eine bestimmte Anzahl von Rollen, die wir in ihm spielen können.«
    »Und damit gibst du dich zufrieden? Eine Rolle zu spielen?«
    Skar nickte. »Ja. Du willst stark sein, Gowenna, aber Stärke bedeutet auch, die eigenen Grenzen zu erkennen.« Er schwieg einen Moment und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf die verendete Spinne. »Sieh sie dir an, Gowenna. Sie war stark, ungeheuer stark, sicher das stärkste Wesen, das es in diesem Teil der Welt gegeben hat.«
    »Unsinn«, sagte Gowenna. »Sie ...«
    »Sie war so lange stark, wie sie ihre Rolle spielte«, schnitt ihr Skar das Wort ab. »Solange sie in ihrer Höhle saß, war sie unbesiegbar. Als sie herauskam, wurde sie getötet. Sie hat ihre Grenzen nicht gekannt, Gowenna, und ihre ganze Stärke hat ihr nichts mehr genutzt.
    Du ... du versuchst dasselbe, Gowenna. Du lehnst dich gegen das Schicksal auf und forderst die Götter heraus, wie es auch die Bewohner Combats getan haben. Gib acht, daß es dir nicht ebenso ergeht wie ihnen. Ein Menschenleben ist rascher zerstört als eine Stadt.«
    Gowenna funkelte ihn wütend an. Sie schien etwas sagen zu wollen, beließ es aber dann bei einem ärgerlichen Schnauben und ging wortlos an ihm vorbei, um in der Dunkelheit zu verschwinden.
    Skar sah ihr kopfschüttelnd nach. Seine Worte waren überflüssig, das wußte er. Gowenna war intelligent genug, um das, was er ihr gesagt hatte, auch so zu wissen.
    Skar ballte wütend die Fäuste. Es war nicht genug, daß er sich auf ein Spiel eingelassen hatte, das er vermutlich verlieren würde; nicht genug, daß jetzt vermutlich die schlimmste Bestie Enwors auf ihrer Spur war, ein Ungeheuer, vor dem sich selbst die Zuchtmeister der Errish gefürchtet hätten; nicht genug, daß er sich in Gesellschaft eines Verrückten, eines Abenteurers, eines gewissenlosen Mörders und dreier ebenso undurchschaubarer wie unberechenbarer Sumpfmänner befand; nicht genug, daß er den Tod bereits im Körper trug und irgendwo in den Bergen hinter ihnen jemand war: Verfolger, über deren Ziele er allenfalls Vermutungen anstellen konnte. Nein, er mußte auch noch den schwelenden Zwist zwischen sich und Gowenna schüren, mußte eine Konfrontation suchen, die vielleicht unausweichlich war, aber noch Zeit hatte.
    Mehr als je zuvor spürte er, während er sich umwandte und langsam hinter Gowenna her zu den anderen zurückging, wie hilflos er in Wahrheit war. Für die anderen — und auch für Gowenna, obwohl sie es nie zugeben würde — war er der Satai, der unbesiegbare Krieger, ein Symbol für Stärke und wohl auch für so etwas wie Weisheit, aber er wußte, daß das nicht stimmte. Mit Del war ihm mehr als ein Freund und Kampfgefährte genommen worden. Auch wenn es für einen Außenstehenden manchmal schwer zu erkennen war, ging ihre Beziehung doch weit über Freundschaft, über das normale Verhältnis zwischen Meister und Schüler hinaus. Del war im Laufe der Jahre zu einem Teil seiner selbst geworden, und umgekehrt.
    Aber es war lange her, daß er Del das letzte Mal gesehen hatte.
    Zu lange…
    Das weite Oval der Arena war vom flackernden Schein unzähliger Fackeln erhellt. Die steinernen Sitzbänke, die sich wie Reihen übereinanderliegender, schmaler Terrassen bis in eine Höhe von mehr als

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