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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erschlaffte.
    »Das wirst du noch bereuen«, würgte er.
    Skar zuckte gleichmütig die Achseln. »Mag sein. Aber darüber unterhalten wir uns, wenn diese Männer weg sind, einverstanden? Du wirst deinen Leuten sagen, daß sie die Gasse räumen. Und keine Tricks! So schnell, daß ich dir nicht noch den Hals umdrehen könnte, können sie mich gar nicht umbringen.«
    Der Zwerg schwieg eine Weile. »Gut«, sagte er dann. »Im Moment bist du in der besseren Position, Satai.« Er hob, langsam und äußerst vorsichtig, um Skar nicht zu reizen, die Linke und gab den Männern in der Gasse einen Wink.
    »Laßt sie laufen!« befahl er mit erhobener Stimme. »Der Satai wird uns folgen. Die Soldaten sind unwichtig. Zieht euch zurück.« Skar konnte nicht erkennen, was geschah, aber aus der Dunkelheit vor ihnen drangen scharrende Geräusche und Schritte, die sich — langsamer, als sie gekommen waren — entfernten.
    »Zufrieden ?«
    Skar schüttelte den Kopf. »Wir werden zuerst gehen«, sagte er.
    »Die Soldaten folgen uns. Wenn deine Leute irgendwo auf uns lauern, stirbst du.«
    »Jaja«, knurrte der Zwerg. »Ist ja schon gut. Ich hab's begriffen.« Skar wartete, bis sich die Männer vollends aus der Gasse zurückgezogen hatten, ehe er langsam, den Körper des Zwerges wie einen lebenden Schutzschild vor sich haltend, losging. Die vier Soldaten folgten ihm unmittelbar. Keiner der Männer sprach, aber ihre abgehackten Bewegungen und die nervösen Blicke, mit denen sie sich umsahen, sprachen ihre eigene Sprache.
    »Du wirst es noch bereuen, Satai«, grollte der Zwerg. »Niemand behandelt Tantor ungestraft so wie du.«
    »Tantor? Ist das dein Name?«
    Der Zwerg versuchte zu nicken. »Das ist er.«
    Skar grinste. »Macht sich bestimmt gut auf einer Grabplatte«, sagte er. »Du solltest zu allen Göttern beten, die du kennst, daß sich deine Kameraden an unsere Abmachung halten.«
    Tantor murmelte etwas, das Skar nicht verstand, zerrte einen Moment vergeblich an seinem Arm und strampelte wieder mit den Beinen.
    Die Bewegung war zu schnell, als daß Skar noch etwas dagegen hätte tun können. Tantors Hand fuhr unter den Halsausschnitt seines Mantels und kam mit einem feuchtglitzernden weißen Pulver wieder zum Vorschein.
    Skar schloß schmerzgepeinigt die Augen, als das weiße Pulver seine Haut berührte. Ein Licht blitzte auf, schien zu flackern, erlosch und wurde von einem kalten, bläulichen Leuchten abgelöst. Hinter ihm schrien die vier Soldaten gequält auf, aber ihre Stimmen wurden von einem dumpfen, brausenden Geräusch verschluckt, das wie eine unsichtbare Sturmböe über die schmale Gasse hereinbrach. Skar taumelte zurück, ließ den Zwerg fallen und brüllte vor Schmerz, als sein nackter Rücken die Wand berührte. Im ersten Moment hatte er das Gefühl, sich verbrüht zu haben. Die Wand schien zu glühen. Aber dann sah er das kalte, blaue Licht, die Schicht glitzernder Eiskristalle, die sich über Boden und Wände ausbreiteten, die Körper der vier Soldaten mit einem schimmernden Panzer überzogen, sie in groteske, mitten in der Bewegung erstarrende Skulpturen verwandelten, und er begriff, daß es Kälte war, die wie mit tausend winzigen glühenden Messern in seinen Rücken biß, Kälte, die gegen jede Logik und mit grausamer Gewalt plötzlich da war und Licht und Wärme und jedes andere Gefühl auslöschte. Er wollte schreien, aber es ging nicht. Seine Kehle war erstarrt. Sein Körper gefror. Er sah, wie sich das Gesicht des Soldaten neben ihm in eine glitzernde Grimasse verwandelte, als hätte er ein bizarres Visier über seine Züge geschoben, wie seine Augen gelierten, wie die Haut unter dem Druck des gefrierenden Blutes platzte, wie der Körper, erstarrt zu einem schimmernden Eisblock, nach vorne und zur Seite sank, einen Moment in einer unmöglichen Schräglage verharrte und dann mit einem hellen, splitternden Laut auf dem erstarrten Boden aufschlug, zerbrach. Zerbrach wie eine riesige gläserne Skulptur und —
    Skar dachte den Gedanken nicht mehr zu Ende. Sein Körper erstarrte zu Eis und Stein und Schmerz.
    Schon der Abstieg war eine Qual gewesen. Skar hatte erwartet, daß es unter der Erde kühler sein würde, aber das stimmte nicht. Der Schacht, der senkrecht und wie ein gigantisches, von einer Götterfaust geschlagenes Loch tief, tief in die Erde hineingeführt hatte, hatte sie mit einer Welle stickiger, kochender Luft empfangen. Es war eine Hitze, die sich wie ein erstickender, schmieriger Film über ihre

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