Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
stockend, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    Gowenna schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Er verbrannte vor unseren Augen. Wir... konnten nichts für ihn tun.« Sie atmete hörbar ein, und für einen winzigen Moment glaubte Skar beinahe so etwas wie Trauer in ihren Augen zu sehen.
    »Komm jetzt«, fuhr sie fort. »Wir haben keine Zeit zum Ausruhen.«
    Skar wollte noch mehr Fragen stellen, aber sie wandte sich rasch um und ging mit schnellen Schritten auf eine der Türen zu, so daß er sich beeilen mußte, sie einzuholen.
    Seine Haut begann zu brennen, als er sich bewegte. Der Luftzug, der ihnen aus dem Inneren des Tempels entgegenschlug, schien mit einem Male nicht mehr kühl und wohltuend, sondern eisig zu sein, und als er an sich herabsah, bemerkte er, daß sich von seiner Haut große Fetzen zu lösen begannen. Die Salbe. Plötzlich erinnerte er sich wieder Tantors Worte: >Sie verliert ihre Wirkung um so schneller, je größerer Hitze du sie aussetzte Und er hatte in Flammen gebadet. Auf dem Rückweg würde ihn Tantors Zauber nicht mehr schützen.
    Sie betraten einen niedrigen, von sa.nfter grauer Helligkeit erfüllten Gang. Das Licht war von der gleichen Art wie das, welches das Gebäude draußen in den verwüsteten Bezirken Combats erhellt hatte; unwirklich, mild und doch hell genug, jede noch so winzige Kleinigkeit zu erkennen.
    Er beschleunigte seine Schritte, um neben Gowenna zu kommen, und deutete fragend nach vorne. »Wohin führt dieser Gang?« »Dorthin, wo alle Gänge in diesem Tempel enden«, antwortete Gowenna unwillig. »Es gibt eine Treppe in seiner Mitte. Sie führt nach oben.«
    »Und dort befindet sich der Stein?«
    Gowennas Gesicht zuckte. Skar konnte nicht erkennen, ob es ein Ausdruck des Unmuts oder einfach Schmerz war. Ihre Haut war versengt und verbrannt wie seine eigene. Große, pockennarbige Brandblasen verunzierten ihre Wangen. Die Lippen waren aufgesprungen und bedeckt von verkrustetem Blut, und ihr Haar war von verbrannten Strähnen durchzogen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie schließlich. »Ich kenne den Plan dieses Gebäudes nicht, aber der Legende nach soll die Altarkammer am oberen Ende der Treppe liegen, direkt unter dem Zenit der Kuppel.«
    »Und wenn es nicht so ist?«
    »Suchen wir weiter«, antwortete Gowenna so schnell, als hätte sie auf die Frage gewartet. »Wir haben noch Zeit. Die Hitze kann uns hier drinnen nichts anhaben.«
    Anstelle einer direkten Antwort hob Skar die Hand, griff nach ihrer Wange und riß ein winziges Stück der dünnen Salbenhaut herunter. Gowenna zuckte schmerzhaft zusammen. Ein einzelner Blutstropfen lief über ihr Gesicht. Skar verrieb den pergamenttrok-kenen Fetzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Es knisterte, als hätte er einen von der Sonne ausgedörrten Insektenflügel in Händen.
    Gowennas Augen blitzten wütend auf. »Ich weiß, was du sagen willst«, zischte sie. »Spar es dir. Wir brauchen die Salbe nicht mehr, wenn wir den Stein finden. Er selbst wird uns schützen.«
    »Du setzt großes Vertrauen in ein Ding, von dem du nicht einmal weißt, ob es existiert«, gab Skar ruhig zurück. »Und wo.«
    »Ich weiß es«, behauptete Gowenna wütend, ohne sich um den offenkundigen Widerspruch in ihren Worten zu scheren. »Er muß hier sein, oder…«
    »Oder?« »Nichts«, sagte sie. »Er ist hier. Und wir werden ihn finden.«
    »Oder wir kommen alle nicht mehr hier heraus«, vollendete Skar den Satz. »Das war es doch, was du sagen wolltest? Du wußtest von Anfang an, daß uns Tantors Zauber nur auf dem Weg hierher schützt. Du wußtest es die ganze Zeit. Wir werden entweder mit dem Stein zurückkehren, oder gar nicht.«
    Gowenna blieb stehen. An ihrem Hals begann ein Nerv zu zuk-ken. »Selbst wenn du recht hättest«, sagte sie mühsam, »was würde es ändern?«
    »Nichts«, erwiderte Skar ruhig. »Ich weiß nur gerne, warum ich sterbe, das ist alles.« Seine Worte entsprangen der Wahrheit. Die Vorstellung, zu sterben, hatte nichts Erschreckendes mehr für ihn, im Gegenteil. Er hatte in den letzten Stunden einfach zuviel durchgemacht, um noch vor irgend etwas Angst zu haben.
    Sie gingen weiter. Der Gang mündete in eine große, vollkommen leere Halle, von der aus weitere Türen in verschiedene Richtungen führten. Skar begann sich zu fragen, wie Gowenna ihren Weg fand. Er selbst hätte sich schon auf den ersten Metern hoffnungslos verirrt, und es gab an den glatten, schmucklosen schwarzen Wänden nichts, was als Wegzeichen hätte

Weitere Kostenlose Bücher