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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und hilfloser als je zuvor in seinem Leben… Das Erwachen war schwieriger als sonst.
    Er hatte das Gefühl, in einem zähen, eisigen Sumpf gefangen zu sein, eingewoben in ein Netz unsichtbarer klebriger Fäden, die wie dünne feurige Linien in sein Fleisch bissen und ihn tiefer und tiefer zerrten. Er erinnerte sich an einen Traum, aber es war ihm nicht möglich, sich auf Einzelheiten zu besinnen — alles, was er spürte, war Kälte, ein Gefühl des Frierens, der Furcht und eisblauen, beißenden Schmerzes. Er wollte die Augen öffnen, aber zwischen seinen Lidern und den Augäpfeln schienen Millionen winziger Sandkörnchen zu sein. Er stöhnte, biß die Zähne zusammen und öffnete die Augen einen Spaltbreit.
    Das Licht tat weh, unglaublich weh.
    »Er wacht auf«, sagte eine Stimme. Sie kam Skar vage bekannt vor, und es schien, als wäre die Erinnerung daran mit etwas Unangenehmen, Gefährlichen verbunden.
    Eis. . .
    Das Wort blitzte schmerzhaft grell in seinem Bewußtsein auf. Er wußte nicht, womit er es verbinden sollte, aber plötzlich glaubte er, sich an ein helles Blau zu erinnern, das helle Blau von Eis, Kälte und . ..
    Er versuchte noch einmal, die Augen zu öffnen. Dunkelrotes Licht brannte sich in seine Netzhäute und fraß sich, schnell und flackernd wie eine Flamme, durch die Sehnerven bis in sein Gehirn. Er stöhnte, versuchte die Hände vor die Augen zu schlagen und spürte einen Widerstand.
    »Laß es lieber«, sagte eine Stimme. »Es dauert nur wenige Augenblicke, bis du dich besser fühlst. Hier — ich gebe dir etwas.«
    Eine Hand berührte sein Gesicht, glitt kühl und leicht über seine Wangen und hielt irgend etwas an seine Lippen.
    Er trank. Was immer es war, es schmeckte süß, war warm und spülte die Müdigkeit aus seinem Körper. Der Schmerz in seinen Augen ließ nach, und nach einer Weile konnte er, wenn auch mühsam und wie durch eine wogende Nebelwand, sehen.
    Seine Hände waren gefesselt. Die feurigen Linien, die er bei seinem Erwachen gefühlt hatte, waren nicht eingebildet, sondern real; dünne, silbern schimmernde Ketten aus kaum haardünnem Metall. Skar spannte prüfend die Muskeln und unterdrückte einen Schmer-zenslaut.
    Die Kette hielt, obwohl sie geradezu lächerlich zerbrechlich wirkte, mühelos stand, und die haarfeinen Drähte, aus denen die Kettenglieder geflochten waren, schnitten tief in seine Haut.
    »Spar deine Kräfte, Satai«, sagte die gleiche Stimme, die er schon zweimal gehört hatte. »Nicht einmal ein Drache könnte diese Kette zerreißen.«
    Skar sah auf und blickte in ein schmales, von unzähligen Linien und Furchen durchzogenes Gesicht. Es befand sich auf gleicher Höhe mit seinen Augen, obwohl er gegen die Wand gelehnt saß und sein Gegenüber aufrecht stand. Tantor, der Zwerg.
    Plötzlich kamen die Erinnerungen zurück. Skar stöhnte auf, als das Bild der schmalen Gasse wieder vor seinem inneren Auge auftauchte. Er sah noch einmal das erschrockene Gesicht des Soldaten, das von einem eisigen Hauch des Todes in eine glitzernde Grimasse verwandelt war, hörte das helle, an zerspringendes Glas erinnernde Geräusch, als sein Körper zur Seite kippte und auf dem hartgefrorenen Boden aufschlug.
    Tantor lachte leise und meckernd. »Feuer und Eis«, sagte er. »Es gibt nichts, was die Wut eines Satai schneller abkühlt als Eis.«
    Skar ballte in hilflosem Zorn die Fäuste. »Ich hätte dir den Hals umdrehen sollen, als Zeit dazu war«, murmelte er.
    Tantor kicherte. »Ich halte nichts davon, über Dinge zu reden, die man hätte machen können, aber nicht gemacht hat«, erklärte er trocken. »Überdies wäre es ein Fehler gewesen. Ich bin nicht dein Feind, Skar. Im Gegenteil. Du wirst sehen, wir werden noch Freunde.«
    Skar gab ein abfälliges Geräusch von sich. »Ich freunde mich nicht mit jemandem an, der hilflose Menschen umbringt«, sagte er. Tantor grinste. »Soldaten sind zum Sterben da«, wiederholte er die Worte, die er schon in der Gasse von sich gegeben hatte. »Man tötet sie oder wird von ihnen getötet. Was mich angeht, so stehe ich lieber auf der Seite derer, die töten, statt bei denen, die getötet werden.«
    Skar sah das Gesicht des Zwerges jetzt zum ersten Mal deutlich. Sein Kopf erschien ihm unnatürlich groß für den kleinen, spindeldürren Körper, und zudem wackelte er beim Sprechen ständig hin und her, als würde er jeden Moment wie eine überreife Melone von dem dürren Hals herunterfallen. Sein Gesicht war eine zerschrün-dete Landschaft

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