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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Skar, enthalten etwas von dem Gegengift. Aber nicht in der richtigen Zusammensetzung, um die Wirkung ganz aufzuheben. Sie halten sie nur auf, für jeweils zwei Tage, vielleicht ein paar Stunden mehr, wenn du Glück hast und mit deinen Kräften haushältst. Du bekommst das endgültige Gegenmittel, sobald du mir den Stein aushändigst. Kehrst du nicht zurück, stirbst du in genau hundert Tagen. Und dein Freund auch.«
    Es dauerte lange, bis Skar die Kraft fand, zu antworten. Er hätte nicht überrascht sein dürfen, nach allem, was geschehen war, aber er war es trotzdem. Er hätte wissen müssen, daß Vela sich absicherte, aber er hatte nicht geglaubt, hatte gegen alle Logik noch im-
    mer an das sprichwörtlich Gute der Ernsh geglaubt.
    »Du ...«
    Vela machte eine rasche Handbewegung. »Vergeude keine Kraft damit, mich zu beschimpfen, Skar«, sagte sie. »Du bist nicht in der Lage, mir zu drohen. Wirst du tun, was ich verlange?«
    »Ich brauche… Zeit«, murmelte Skar. »Eine Stunde. Gib mir eine Stunde.«
    Vela schüttelte den Kopf. »Fünf Minuten, Skar. Ich lasse dich fünf Minuten allein. Danach erwarte ich deine Entscheidung. Und ich werde ein neuerliches Nein nicht akzeptieren.« Sie fuhr ohne ein weiteres Wort herum, verließ den Raum und warf die Tür hinter sich ins Schloß.
    Fünf Minuten, dachte Skar. Fünf Minuten, um eine Entscheidung zu treffen, von der nicht nur mein, sondern auch das Leben von Del und vielleicht unzähliger anderer abhängt.
    Er durfte es nicht tun. Nach allen Ehrenregeln der Satai mußte er ablehnen. Es war nicht das erste Mal, daß jemand auf die Idee kam, Del oder ihn zu entführen, um den anderen gefügig zu machen, und sie hatten sich schon vor Jahren darauf verständigt, in einem solchen Fall keinerlei Rücksicht auf den anderen zu nehmen. Del würde es verstehen, ja, sogar erwarten, daß er ablehnte und sie damit beide zum Tode verurteilte. Es war auch nicht die Tatsache, daß sein eigenes Leben bedroht war. Er war Satai, ein Mann, der mit dem Tod auf du und du stand und genau wußte, daß er nicht an Altersschwäche sterben würde.
    Aber was erreichte er damit? Ein Opfer hat nur dann einen Sinn, wenn damit etwas erreicht werden kann. Wenn Del und er starben, würde Vela einen anderen finden, der für sie ging. Vielleicht würde sie ein weiteres Jahr warten müssen, aber es würde am Ende nichts ändern. Und der Gedanke, den Stein der Macht in den Händen einer Besessenen wie Vela zu wissen, bereitete ihm Übelkeit. Er wußte nicht einmal, ob es diesen Stein überhaupt gab oder welche Macht er hatte, aber die bloße Möglichkeit war schon zu viel. Er war Satai und damit nicht nur Krieger, sondern auch Wächter über etwas, das in einer Welt voller Gewalt und Haß mehr und mehr verlorenging — Gerechtigkeit.
    Nein, dachte er dumpf. Er hatte kein Recht, Dels Leben und das seine wegzuwerfen. Er konnte nicht nur, er mußte sogar nach Combat gehen und diesen Stein holen, und sei es nur, um zu verhindern, daß Vela ihn mißbrauchte.
    Und sie wußte es. Sie mußte gewußt haben, daß er nicht zu erpressen war, nicht mit Dels Leben und schon gar nicht mit seinem eigenen! Aber sie hatte auch gewußt, daß er gehen mußte, aus genau den Gründen, die er jetzt erwog.
    Mit einem Mal kam er sich nur noch hilflos und alleingelassen vor. Er hatte sich eingebildet, kämpfen zu können, aber das stimmte nicht. Die Errish hatte jeden einzelnen seiner Schritte vorhergesehen und berechnet, alles, was er tun und sagen würde, ja, selbst seine Gedanken. Sie hatte genau gewußt, daß er zustimmen und gehen würde, und sogar diese letzte Frist, die sie ihm zugestanden hatte, diente allein dazu, ihm Gelegenheit zu geben, seine eigene Hilflosigkeit zu begreifen.
    Er ließ den Lederbeutel nachdenklich durch die Finger gleiten. Hundert Tage… das war nicht viel Zeit. Aber vielleicht doch genug, um eine Lösung zu finden.
    Trotzdem spürte er genau, wie dünn und brüchig der Strohhalm war, an den er sich klammerte.
    Die Sonne ging zum zweiten Mal auf, als sie aus dem Schacht krochen und mit letzter Kraft auf den schwarzen Würfel am Horizont zuwankten. Skar hatte bis zu diesem Tag nicht gewußt, was das Wort Erschöpfung wirklich bedeutete. Der Weg zum Tempel hatte ihnen das Letzte abverlangt, aber der Weg zurück war schlimmer gewesen; tausendmal schlimmer. Gowennas Behauptung, der Stein würde sie schützen, war nur zur Hälfte zutreffend gewesen. Er hatte sie geschützt — vor dem lauernden

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