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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würde ihn verzehren. Und doch gibt es einen Weg. Seine Matrix ist unbeschädigt, und sie ist stark. Wir könnten ihn neu erwecken.«
    »Und was heißt das?«
    »Wir würden mit ihm tun, was du mit El-tra getan hast, als einer von ihnen starb. Wir können ihm nicht mehr geben, als er hat, doch es steht in unserer Macht, ihn vergessen zu lassen. Es wäre so, als wäre er Vela nie begegnet. Sie wäre eine Fremde für ihn. Das Leben eines Menschen ist wie ein Buch, Skar. Ein Buch mit unendlich vielen Seiten. Wir können keine dieser Seiten herausreißen, ohne den Rest zu zerstören. Doch wir können es neu schreiben. Vom ersten Wort an.«
    Das, was du mit El-tra getan hast... dachte Skar. Als einer von ihnen starb...
    Plötzlich sah er noch einmal die Szene in Combat vor sich, fast deutlicher als damals.
    Nicht einer von ihnen war gestorben. Sie alle waren gestorben.
    Alle drei. Und er hatte zwei von ihnen ins Leben zurückgerufen. »Ja, Skar, das bedeutet es«, sagte Kor-tel ernst. »Mit euren Worten ausgedrückt. Wir würden ihn töten müssen. Doch er könnte leben, neu geschaffen und so, wie er war.«
    Skar wollte etwas sagen, aber seine Kehle war zugeschnürt, und die Zunge verweigerte ihm den Dienst. Töten ... Del töten ...
    Auch wenn es nur ein Tod auf Widerruf war, er würde sterben. Sterben durch ein einziges Wort, vielleicht nur ein Kopfnicken von ihm. Wieder spürte er die unsichtbare Faust, die über Dels Lager schwebte. Eine Faust, die bereit war, herabzustoßen und seinen Geist zu zermalmen.
    Und dann ? dachte er. Er wußte nicht wie, aber er wußte, daß die Sumpfmänner ihr Versprechen wahrmachen und ihn erwecken würden, und es würde ein Del sein, der den Namen Vela niemals gehört, der niemals gegen ihn gekämpft und niemals auf der anderen Seite gestanden hatte.
    Ein Fremder.
    Es würde nichts nutzen, ihm die Erinnerung zu nehmen. Nicht, solange er, Skar, seine eigenen Erinnerungen noch hatte. Was geschehen war, würde immer zwischen ihnen stehen, in jedem Blick, in jeder Bewegung, jedem Wort Dels. Es würde nicht mehr derselbe Del sein, sondern ein Wesen wie die Krieger Velas, eine Puppe. Wenn er Kor-tels Vorschlag akzeptierte, würde er ihn töten, unwiderruflich töten, und was immer danach entstand, wäre nicht mehr Del.
    »Nein«, sagte er.
    Kor-tel nickte. Seine Hand löste sich von Dels Stirn. »Ich wußte, daß du so entscheiden würdest«, sagte er.
    »Ich kann es nicht tun. Ich ... er...«
    »Du brauchst nichts zu erklären, Bruder«, unterbrach ihn Kor-tel. »Wir verstehen und achten deine Gründe. Es ist eine schwere Bürde, die du übernimmst. Er wird dich hassen für das, was du getan hast.«
    Skar schluckte. Sein Hals begann zu schmerzen. »Weckt ihn auf«, sagte er mühsam.
    »Er wird von selbst erwachen«, sagte Kor-tel. »Doch gib ihm Zeit. Wenige Stunden, nach Tagen der Gefangenschaft.«: Er schwieg einen Moment und fuhr dann, in verändertem, bedauerndem Tonfall, fort: »Du weißt, daß ihr nicht bleiben könnt?«
    Skar nickte. Natürlich nicht. Sie würden einen Feind im Herzen ihres Reiches nicht dulden. Und noch während er den Gedanken dachte, spürte er einen zweiten, weit schlimmeren: Es war umsonst gewesen.
    Er hatte Del mitgebracht, weil er gehofft hatte, Hilfe bei den Sumpfleuten zu finden, aber er wußte auch, daß Kor-tel ihn nicht weiter als Gefangenen halten konnte. Er würde ihn gehenlassen, und wenn Del ging, mußte auch er, Skar, gehen. Der Gedanke war grausam, aber schlüssig. Sie würden dieses Land beide verlassen oder gar nicht.
    »Laßt mich allein«, bat er.
    Die Schatten an den Wänden verschwanden, doch Kor-tel blieb reglos sitzen und sah ihn an. »Es tut mir leid, Bruder«, sagte er. »Wir schulden dir viel, mehr, als wir gutmachen können.«
    Skar rang sich zu einem Lächeln durch. »Ich bin nicht gekommen, um Schulden einzutreiben«, sagte er.
    »Ich weiß. Doch wer nicht fordert, fordert dadurch um so mehr. Wir werden dir helfen, wo wir können. Aber diesen Kampf mußt du allein durchstehen. Wir können ihn für dich verlieren, doch nicht gewinnen. Denke an das, was ich dir gestern nacht sagte. Die Macht von Cosh ist nichts gegen das, was in dir schlummert, Skar. Du könntest ein Gott sein, wenn du wolltest.«
    »Ein Gott?« Skar lachte. Der Laut klang hohl von den gekrümmten Wänden zurück. »Oder ein Dämon?«
    »Wo ist der Unterschied?«
    »Ich wollte, ich wüßte es«, murmelte Skar. »Was waren die Erbauer Combats? Götter oder

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