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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und es nicht zu tun?«
    Gowenna wurde blaß. Ihre Lippen begannen zu zittern. Aber sie sagte nichts mehr, sondern wandte sich mit einer abrupten Bewegung um und verschwand zwischen den Bäumen. Einer der Sumpfmänner folgte ihr, während der andere zurückblieb und Skar kopfschüttelnd ansah.
    »Das war unnötig, Skar«, sagte er. »Unnötig und grausam.«
    Skar musterte ihn finster. Gowenna war gegangen, aber sein Zorn war geblieben, und El-tra erschien ihm in diesem Moment als beinahe ebenso guter Prügelknabe. »Vielleicht«, grollte er. »Aber auf jeden Fall hat es gutgetan. Und es war die Wahrheit. Warum bist du geblieben? Um mir Vorhaltungen zu machen? Spar es dir — ich weiß recht gut, was ich tun und lassen muß.«
    El-tra überging die Frage, wie es seine Art war. »Es kommt mir so vor, als wüßtest du es nicht«, entgegnete er ruhig. »Du willst fort, und ich habe Verständnis dafür. Aber wenn du fliehst, bevor deine Wunden verheilt sind, wirst du dir selbst schaden. Du bist nicht in der Verfassung, weitere Strapazen zu ertragen. Deine Wunden bedürfen der Pflege, und dein Körper der Ruhe.«
    »Wie edel«, sagte Skar ätzend. »Ihr seid besorgt um mich wie um euren Sohn. Aber ich kann schon auf mich aufpassen.«
    »Denk an den Wald«, sagte El-tra. »Du hast ihre Macht geschmeckt, Skar, zum ersten Mal. War dir das, was wir erlebt haben, nicht Warnung genug?«
    El-tras Worte dämpften Skars Zorn wie ein Guß kalten Wassers. Er hatte ihre verzweifelte Flucht durch den Kristallwald bisher verdrängt, hatte krampfhaft versucht, nicht daran zu denken, aber El-tra hatte die Erinnerung wieder geweckt.
    »Das war ... etwas anderes«, murmelte er hilflos.
    »Das war es nicht, Skar. Sie beginnt gerade erst, ihre Möglichkeiten zu entdecken. Sie spielt mit dem Stein, mehr nicht. Sie hätte tausendmal mehr tun können, wüßte sie seine Kräfte richtig einzusetzen. Aber sie wird es lernen.«
    »Und was soll ich dagegen tun?« fragte Skar. »Mich ihr mit dem Schwert in der Hand entgegenstellen und sie erschlagen?«
    El-tra schüttelte den Kopf. »Auch wenn du es könntest, würde es nichts ändern. Die Macht des Steines ist nun einmal geweckt. Es würde nichts nutzen, Vela zu töten. Ein anderer würde kommen und ihn finden, und er wäre vielleicht schlimmer.«
    »Du hast eine herzerfrischende Art, mir Mut zu machen«, grollte Skar.
    D ie Hütte war still wie die ersten beiden Male, als er sie betreten hatte. Durch das durchbrochene Blätterdach sik-kerte Licht in schrägen goldenen Bahnen und verwandelte den Boden in ein Mosaik aus Braun und Grün und Helligkeit, auf dem Einzelheiten kaum noch zu erkennen waren. Es war warm hier drinnen, obwohl die dünnen Wände kaum geeignet schienen, der Kälte ernsthaften Widerstand entgegenzusetzen; trotzdem hatte er das Gefühl, durch eine unsichtbare warme Wand zu schreiten, als er das Gebäude betrat. Ein leiser Geruch nach gebratenem Fleisch und Wein lag in der Luft.
    Del war wach. Er hockte mit untergeschlagenen Beinen, den verletzten Arm auf dem linken Knie ruhend und gebeugt, neben seinem Lager auf dem nackten Boden und sah ihm finster entgegen. Skar konnte sein Gesicht in der verwirrenden Beleuchtung nicht erkennen, aber allein das Wissen, daß Del sich an jede Einzelheit erinnerte, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich.
    Wortlos ging er zu ihm hinüber, nahm auf die gleiche Weise wie Del auf dem zweiten, freien Lager Platz und legte das Bündel, das er mitgebracht hatte, vor sich auf den Boden. Del folgte jeder seiner Bewegungen mit mißtrauischen Blicken, hüllte sich aber weiter beharrlich in Schweigen.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Skar. Die Worte kamen ihm albern vor; eine abgedroschene Phrase, die irgendwie fehl am Platze schien. Aber vielleicht war es immer noch besser, als weiter zu schweigen und sich gegenseitig anzustarren.
    »Gut«, antwortete Del nach Sekunden. »Aber das habe ich wohl nicht dir zu verdanken.«
    Skar lachte. Es wirkte gezwungen. Ohne ein weiteres Wort beugte er sich vor, nahm das Bündel auf und reichte es Del. »Nimm.«
    Del zögerte. In seinen Augen spiegelte sich Mißtrauen, aber er streckte gehorsam die rechte Hand aus, nahm das Bündel und begann, ungeschickt und nur mit einer Hand, die darumgewickelten Tücher abzustreifen. Ein Laut der Verblüffung entrang sich seiner Brust.
    »Das ist...«
    »Dein Schwert«, nickte Skar. »Du hast mir meines wiedergegeben, jetzt bin ich an der Reihe.«
    Del sah ihn verblüfft an. »Aber was

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