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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einen neuen Schlauch mit Wein aus dem Regal nehmen wollte. Er hatte zwei Becher des süßen, schweren Rotweines getrunken, und hinter seiner Stirn begann es bereits jetzt zu summen; der Wein war nicht gut, und das, was Skar im Moment am wenigsten gebrauchen konnte, war ein schwerer Kopf.
    Sie waren nun eine Stunde in dem steinernen Turm, hatten die Toten weggeschafft, gegessen, getrunken und sich an dem flak-kernden Feuer im Kamin aufgewärmt. Das Mahl war einfach gewesen: trockenes, hartes Brot, ein Rest Schmalz, den sie in einer Holzschale auf dem Regal gefunden hatten, und für jeden eine Handvoll trockener Datteln. Trotzdem war es Skar — nach einer Woche, in der er von abgestandenem Wasser und scharfem Pferdefleisch gelebt hatte — wie ein Festmahl vorgekommen. Er war noch immer müde, und die Wärme im Inneren des Turmes tat ein übriges, seine Lider schwer werden zu lassen.
    Gowenna stand nun doch auf, ging zum Regal und schenkte sich einen weiteren Becher Wein ein. Die Schwäche ließ ihre Hände zittern.
    »Du solltest nicht so viel trinken«, sagte Skar halblaut. »Wir brauchen morgen einen klaren Kopf. Auch du.«
    Gowenna lächelte, leerte den Becher mit einem Zug und schenkte ihn erneut voll. »Morgen ist morgen«, sagte sie leichthin. Sie kam zurück zum Tisch, setzte sich und sah mit einem sehnsüchtigen Blick zu den Betten hinüber. »Wer übernimmt die erste Wache?« sagte sie, ohne auf seine Worte einzugehen.
    Skar wollte antworten, aber einer der El-tra — Verion — mischte sich ein. »Es wird nicht notwendig sein, Wachen aufzustellen«, sagte er, während er zu ihnen an den Tisch trat. »Die Männer bleiben jeweils eine Woche hier. Die Ablösung ist erst in drei Tagen fällig. Aber ihr werdet nicht schlafen können.«
    Gowenna sah überrascht auf. »Wie meinst du das?«
    »Wir können nicht hierbleiben«, fuhr El-tra fort. »Nicht für die nächsten Tage und nicht für diese Nacht.«
    Skar schob sich eine weitere Dattel in den Mund. Er war längst satt, aber nach einer Woche voller Entbehrungen schrie sein Körper noch nach Nahrung. »Warum nicht?« fragte er kauend. »Dieser Ort ist nicht gut«, antwortete El-tra ernsthaft.
    »Ihr wollt über die Brücke?« fragte Gowenna. »Jetzt?«
    El-tra nickte.
    »Aber ich sehe keinen vernünftigen Grund dazu«, sagte Skar. »Uns allen würde eine Nacht Schlaf und ein wenig Wärme guttun
    - euch auch.« Und der Gedanke, bei Dunkelheit über die halbzerfallene Brücke zu reiten, bereitete ihm Unbehagen. Selbst bei Tageslicht wäre es ein Wagnis gewesen, über die Schlucht zu reiten. Aber das sprach er nicht laut aus.
    »Es gibt Gründe genug«, fuhr El-tra nach einer Weile fort.
    »Dieses Land ist nicht gut für uns. Wir sollten nicht länger hierbleiben als nötig. Und wir können nicht lange in diesen Körpern bleiben. Sie sind krank.«
    Skar schwieg. Er wußte, wie wenig Sinn es hatte, mit den Sumpfmännern zu diskutieren, wenn sie einmal einen Entschluß gefaßt hatten. Er nickte resigniert, goß sich nun doch einen weiteren Becher Wein ein und trank einen Schluck, ehe er aufstand und zum Feuer hinüberging. Zum ersten Mal seit Wochen fror er nicht.
    »Wie weit ist es bis zu Velas Lager?« fragte er.
    »Dreißig Meilen. Weniger als einen Tagesritt.«
    »Weniger als einen Tagesritt, so.« Er schüttelte den Kopf, seufzte und rieb die Hände über den Flammen aneinander. »Und wie kommen wir hinein? Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie uns mit offenen Armen empfängt.«
    »Sicher nicht. Aber solange wir diese Körper tragen, wird es kein Problem werden. Zumindest nicht für uns.«
    »Und wir?«
    El-tra machte eine wegwerfende Handbewegung. Er hatte nicht nur den Körper Verions übernommen, sondern auch seine Gestik und seine Art zu reden. »Sie lebt in einer der alten Städte Tuans«, sagte er. »Ein Labyrinth, in dem selbst ihre hundert Krieger verschwinden können. Wir werden einen Weg finden, euch hineinzubringen. Aber wir können nicht warten, bis diese Körper zu schwach sind. Sie sterben.«
    Skar maß den Sumpfmann mit einem langen Blick. »So schwach siehst du gar nicht aus.«
    »Der Wechsel hat viel Energie gebraucht. Wir zerfallen. Und auch ihr werdet sterben, wenn ihr zu lange hier verweilt. Der Atems Tuans ist tödlich.«
    Skar seufzte. »Ich warte auf den Tag, an dem ich einmal eine ganz einfache klare Antwort von dir bekomme, El-tra«, sagte er grinsend. »Ist es bei euch üblich, in Rätseln zu sprechen?«
    »So, wie es bei euch

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