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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der anderen, der Schlucht zugewandten Seite, und die wenigen Fenster waren nur als dünne Linien zwischen den Fugen des Mauerwerks zu erkennen; Schießscharten, mehr nicht. Eine Handvoll Männer würde diesen Turm gegen eine Armee halten können.
    Ein zweiter, gleichartiger Turm erhob sich auf der anderen Seite der Brücke; in ihrer Einfachheit eine nahezu unüberwindliche Verteidigungsanlage.
    Verteidigung? dachte er. Gegen wen?
    El-tra zügelte sein Pferd, als sie sich dem Turm bis auf dreißig Schritte genähert hatten. Skar glaubte eine Bewegung hinter einem der schmalen Fenster wahrzunehmen. Ein Schatten erschien auf dem Dach des Turmes und huschte geduckt hinter die Dek-kung der Zinnen.
    »Die Losung!« forderte eine Stimme.
    El-tra richtete sich ein wenig im Sattel auf und formte mit den Händen einen Trichter. »Tuan lebt!« antwortete er laut. Skar fuhr beim Klang der beiden Worte unmerklich zusammen, beherrschte sich aber.
    Der Mann hinter den Zinnen zögerte. Für einen quälend langen Augenblick herrschte Schweigen, ehe er sich — noch immer langsam und zögernd — aufrichtete und aus seiner Deckung hervortrat. In seinen Händen lag eine gespannte Armbrust.
    »Wen bringt ihr da?« fragte er mißtrauisch.
    El-tra deutete erst auf Skar, dann auf Gowenna, deren schulter-
    langes Haar unter der hochgeschlagenen Kapuze verborgen war. »Den Satai und eine dieser Sumpfkreaturen«, antwortete er. »Der andere ist tot.«
    Wieder schwieg der Wächter eine Weile. Die Sonne sank tiefer und verwandelte seinen Körper in einen flachen schwarzen Schattenriß, aber Skar glaubte den stechenden Blick seiner Augen selbst durch das heruntergelassene Visier seines Helmes zu fühlen.
    »Gut«, sagte er schließlich. »Kommt näher.«
    El-tra machte eine befehlende Geste, und Skar und die anderen setzten sich in Bewegung. Ein eisiger Hauch stieg aus den Tiefen der Hellgor empor und hüllte sie ein. Skar fröstelte. Irgendwo in ihm schien sich etwas zu regen. Das Puppenstadium war fast beendet. Irgendwann, bald, vielleicht schon sehr bald, würde der Kokon aufbrechen.
    Sie umrundeten den Turm, näherten sich der zerborstenen eisernen Rampe, die hinauf auf die Brücke führte, bis auf wenige Schritte und ritten dann zur Rückseite des Gebäudes. Ihre Pferde scheuten, als sie sie bis auf wenige Schritte an den jäh aufklaffenden Abgrund heranlenkten. Skar warf einen flüchtigen Blick in die Tiefe und sah dann hastig weg. Unter ihm war nichts als brodelnde Finsternis.
    Auf der Rückseite des Turmes war eine schmale, mit einem zusätzlichen Eisengitter gesicherte Tür. Als sie näher kamen, wurde sie geöffnet, und der flackernde rote Lichtschein einer Fackel fiel aus dem Gebäude. Das Gitter schwang quietschend nach außen, und zwei untersetzte, in schwarzes Leder gehüllte Gestalten traten aus dem Turm.
    Skar sah unauffällig nach oben. Der dritte Mann stand noch immer hinter den Zinnen und blickte zu ihnen herab. Seine Haltung verriet Anspannung. Von dem vierten Wächter war keine Spur zu sehen.
    El-tra stieg aus dem Sattel, nahm mit einer raschen Bewegung seine Armbrust vom Rücken und legte sie auf Skar an, während der andere Sumpfmann sein Pferd neben ihn dirigierte und mit einem raschen Schnitt das Seil durchtrennte, das ihn am Sattel fest-
    hielt.
    »Steig ab, Satai«, sagte Verion-El-tra. Seine Stimme bebte: die Stimme eines Mannes, der sich darüber im klaren ist, daß er einen gefährlichen Gegner vor sich hat.
    Skar nickte, stieg umständlich aus dem Sattel und trat mit hängenden Schultern auf die beiden Turmwächter zu.
    »Seid vorsichtig«, mahnte El-tra. »Er ist gefährlich. Immer noch.«
    Skar warf dem Sumpfmann einen wütenden Blick zu. Für seinen Geschmack spielte er seine Rolle fast zu gut. Aber vielleicht spielte er sie ja auch gar nicht.
    Die beiden Männer zogen ihre Schwerter aus den Gürteln und glitten hastig ein paar Schritte auseinander, so daß er, sogar wenn er selbstmöderisch genug gewesen wäre, einen Angriff zu versuchen, nur einen von ihnen hätte überraschen können, ehe ihm der andere sein Schwert in den Leib gerammt hätte.
    »Was ist mit dieser Sumpfbestie?« fragte einer der Wächter.
    El-tra zuckte betont gelassen die Achseln. »Er stirbt«, sagte er. »Du hättest ihn töten sollen.«
    »Mag sein. Aber vielleicht lebt er lange genug, daß wir ihn zu Tantor bringen können. Er wollte die Gefangenen lebend haben.« »Nicht die Gefangenen«, verbesserte ihn der Wächter. »Nur ihn.« Er

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