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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Menschen, der an nichts anderes dachte als daran, Vela zu töten, geredet, und sie hatte sie verteidigt, und jetzt sprach er mit Tantor, ihrem rechten Arm, und er bezeichnete sie als Bestie. Und irgendwie hatte er das Gefühl, daß keiner von ihnen recht hatte. »Du glaubst mir nicht, nicht wahr?« krächzte Tantor. »Du hast mit Gowenna gesprochen, und sie hat dir erzählt, wie gut und edel Vela ist, wie sanft und voller Liebe. So voller Liebe, daß sie ihr Ungeheuer auf den einzigen Menschen gehetzt hat, der ihr grenzenlos vertraute.« Er machte ein halb wütendes, halb abfälliges Ge-räusch, schlug die Faust in die geöffnete Linke und stieß mit dem Fuß in die Flammen. Brennende Äste und Funken stoben auseinander.
    »Vielleicht hat sie recht«, murmelte er. »Vielleicht war Vela so, damals, als sie sie kennenlernte. Aber wenn, dann ist sie heute nicht mehr der Mensch, den Gowenna kannte. Sie war zu lange hier, Skar, in Tuan, und dieses Land ist böse. Spürst du deinen Atem nicht. Fühlst du nicht, wie es sich in deine Seele schleicht und sie tötet, langsam, aber unbarmherzig?« Er sah auf und machte eine weit ausholende Handbewegung, die von einem Horizont zum anderen reichte. »Die Götter haben dieses Land verbrannt, Skar, mit dem Feuer der Hölle, und sie wußten, warum sie es taten. Du hast gesehen, wozu seine Bewohner fähig waren. Du warst in Combat, und du hast die Toten Ebenen durchstreift. Sie waren Menschen mit der Macht von Göttern, aber sie zahlten dafür mit dem Verlust ihrer Seele. Und der Atem Tuans weht noch immer. Sieh dir die Krieger an. Sieh sie dir an, jeden einzelnen. Sie sind krank. Ihre Körper sind vergiftet. Sie verfaulen bei lebendigem Leib, und sie merken es nicht einmal. Und die, die fähig sind, sich davor zu schützen, verbrennen auf andere Weise. Vela hat länger hier gelebt als irgendein anderer Mensch vorher. Die Jahre, die Gowenna bei den Sumpfleuten verbrachte, verbrachte sie hier. Sie hat den Preis dafür gezahlt.«
    »Hier?« sagte Skar zweifelnd.
    »In der Stadt, zu der wir reiten«, knurrte Tantor. »Was glaubst du, woher sie ihr Wissen über die Alten Götter und Combat hat? Woher sie weiß, daß der Stein der Macht mehr als eine Legende ist? Vielleicht war es wirklich so, wie Gowenna dir erzählt hat, und sie kam hierher, um zu sterben, an den einzigen Ort auf der Welt, der einer Ausgestoßenen würdig ist. Aber sie fand nicht den Tod, sondern das Geheimnis der Götter.«
    Tantor brach ab, erschöpft von seiner Rede und der Eindringlichkeit, die er in seine Worte gelegt hatte, und auch Skar schwieg für endlose, quälende Minuten.
    »Selbst wenn du die Wahrheit sprichst«, sagte er dann, »selbst wenn alles so ist, wie du sagtest — was erwartest du von mir? Du hast selbst gesagt, sie wird Mittel finden, mich gefügig zu machen.«
    »Du sollst mir vertrauen, Skar, mehr nicht«, antwortete Tantor. »Ich weiß, es ist viel verlangt, nach allem. Aber wenn du mir nicht vertrauen kannst, so vergiß wenigstens nie, welche Macht du in Händen hältst. Auch wenn es eine Macht ist, die du nicht anwenden kannst.«
    »Was meinst du?«
    Tantor starrte einen Moment in die Flammen, fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und nahm einen Glassplitter auf, um nervös damit zu spielen.
    »Du erinnerst dich an die beiden Panzerriesen?« fragte er. »Die Wesen, die El-tra und dich besiegten?«
    Skar nickte. Die Giganten waren ihnen nicht weiter gefolgt, aber er würde den Anblick nie wieder vergessen können.
    »Was du gesehen hast, war nur ein winziger Teil der Macht, die noch immer unter dem verbrannten Gesicht dieses Landes schlummert«, sagte Tantor. »Was glaubst du, was eine Armee dieser Ungeheuer anrichten kann. Einer von ihnen, Skar, ein einziger nur, reichte, um einen Satai und einen Sumpfmann zu besiegen, die beiden gefürchtetsten Krieger, die Enwor in hunderttausend Jahren hervorgebracht hat. Nur einer!«
    Skar begriff nur allmählich, worauf Tantor hinauswollte. »Du meinst, sie ... Vela könnte mehr von diesen Bestien wecken?« »Vela?« Tantor lachte meckernd. »Du, Skar! Du hast sie geweckt, nicht Vela, nicht ich oder irgendein anderer. Du allein!
    Tuan ist nicht tot! Er schläf, aber der Stein der Macht ermöglicht es seinem Besitzer, seine Kräfte zu beherrschen. Und du, Skar, du hast die Macht, es zu wecken.«
    Skar schloß mit einem nur halbwegs unterdrückten Stöhnen die Augen. Er begriff plötzlich — endlich —, was Tantor ihm die ganze Zeit hatte

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