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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seufzte Tantor. »Und doch ist es so. Gowenna war vor dir in Combat, und vor und nach ihr waren andere da. Keiner ist dem Stein auch nur nahe gekommen. Keiner außer dir. Frag mich jetzt nicht, warum das so ist — ich weiß es nicht. Vela hat selbst vor mir Geheimnisse, wenn auch lange nicht so viele, wie sie selbst annimmt.«
    »Aber ich habe diesen verdammten Kiesel geholt!« begehrte Skar auf. »Sie hat, was sie will! Warum läßt sie Del und mich nicht ziehen?«
    »Sie hat es eben nicht«, sagte Tantor niedergeschlagen. »Du hast diesen Stein geholt, Skar. Combat hat dir seinen Schatz anvertraut, und so, wie die Dinge liegen, bist du der einzige, der seine Macht wecken kann. Sie braucht dich. Dich oder die Kraft, die in dir schlummert.«
    Die Kraft, die in dir schlummert... Skar lauschte in sich hin-
    ein, aber da war nichts. Sein Dunkler Bruder war noch da, ständig wach jetzt, aber nicht aktiv. Konnte es das sein, wovon Tantor sprach — dieses unselige, böse Ding in ihm, das ganz nach Belieben Gewalt über seine Seele erlangte und ihn zum Killer werden ließ, zu einem Ding, vor dem er sich selbst fürchtete? Unsinn.
    »Und du glaubst, ich wäre in der Lage, all das zu tun, was ihr von mir verlangt?« fragte er schwerfällig.
    »Es ist unsere letzte Hoffnung«, sagte Tantor ernsthaft. »Wenn nicht alles umsonst gewesen sein soll.«
    »Selbst wenn es so wäre, was glaubst du, was ich täte, wenn ich den Stein der Macht in Händen hielte, Tantor? Hältst du Vela für so dumm, mir zu vertrauen, nach allem, was sie mir angetan hat?« »Mit Sicherheit nicht«, antwortete Tantor. Er schien den Einwand erwartet zu haben. »Aber sie hat Mittel, dich gefügig zu machen. Del ist noch immer in ihrer Gewalt.«
    Skar schwieg einen Moment. »Du kennst uns Satai nicht, wenn du dir einbildest, wir würden Rücksicht aufeinander nehmen«, sagte er dann. »Nicht, wenn so viel auf dem Spiel steht.«
    Tantor seufzte erneut und rang in einer fast komisch anmutenden Geste die Hände. »Vielleicht kenne ich euch Satai wirklich nicht, aber ich kenne dich, Skar. Du bist kein Satai. Nicht wirklich.«
    Skar wollte widersprechen, aber Tantor fuhr mit erhobener Stimme fort: »Sicher — du beherrscht die Kampfkünste eines Satai, du lebst wie ein Satai und denkst wie ein Satai. Aber das macht dich noch lange nicht zu einem Satai, ebensowenig, wie es Gowenna zu einer Errish macht, die Künste der Ehrwürdigen Frauen zu beherrschen. Wäre es, wie du sagst, so wärest du nicht hier. Ich weiß — du wirst jetzt sagen, du hättest dich nur zum Schein gefügt, um Velas Vorhaben zu durchkreuzen, nicht, weil du glaubtest, vergifet zu sein oder Del in ihrer Gewalt zu wissen. Und du wirst sagen, daß du Gowenna nur begleitet hast, um zu verhindern, daß Vela mit dem Stein der Macht Unheil anrichtet. Humbug! Die hunderte Tage Frist, die du hattest, hätten mehr als nur ausgereicht, zum Berg der Götter zu reiten und den Rat der Satai zu alarmieren. Der Bund der Dreizehn hätte Mittel und Wege gefunden, Velas Pläne zu durchkreuzen. Du bist mitgekommen, weil Del dein Freund ist, weil du um sein Leben fürchtetest, und aus dem gleichen Grund hast du Gowenna in den Bergen nicht verlassen, sondern sie begleitet, hierher, obwohl du wußtest, was dich erwartet.« Er schwieg einen Moment, um seine Worte gebührend wirken zu lassen, lehnte sich dann zurück und redete leiser und in ruhigem Tonfall weiter: »Sie wird dich gefügig machen, auf die eine oder andere Weise, Skar, verlaß dich darauf. Sie braucht dich
    - mehr noch, sie will dich, und wenn ich jemals einen Menschen kennengelernt habe, der alles bekommt, was er will, so ist es Vela.«
    »Und warum erzählst du mir das alles?«
    Tantor lächelte; es war ein seltsames, unsicheres Lächeln, das zum ersten Mal, seit Skar den Zwerg kannte, echt wirkte. »Vielleicht, weil ich selbst Angst vor ihr habe«, murmelte er. »Vielleicht, weil ich einen Verbündeten brauche.«
    »Einen Verbündeten?« echote Skar. »Mich?«
    »Glaubst du, es bereitet mir Freude, für sie zu arbeiten?« gab Tantor scharf zurück. »Sie zwingt mich dazu, so, wie sie dich zwingt oder Del oder jeden einzelnen dieser Krieger. Sie ist kein Mensch, Skar. Diese Frau ist eine Bestie. Sie ist zerfressen von Haß und dem Gedanken an Rache.«
    Skar starrte lange und wortlos zu Boden. Es war nicht das erste Mal, daß er über Vela sprach, und irgendwie kam ihm die Situation mit jedem Augenblick absurder vor. Er hatte mit Gowenna, einem

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