Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Andreds Hand. »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, sagte er, ohne Skar anzusehen. »Aber darüber reden wir später. Jetzt kümmere ich mich erst einmal um deine Hand.« Der letzte Satz galt Andred. Herger berührte seine Fingerknöchel. Die Berührung war sehr flüchtig, aber Andred zuckte trotzdem vor Schmerz zusammen und stieß ein leises Stöhnen aus.
    »Zwei Stunden, sagst du?« fragte Herger zweifelnd. »Allerhöchstens«, bestätigte Skar an Andreds Stelle.
    Herger überlegte wieder einen Moment, zog dann einen schmalen Dolch aus dem Stiefelschaft und begann Andreds Hemd säuberlich von der Manschette bis zur Schulter aufzuschneiden.
    Skar fuhr zusammen, als er die abgebrochene Pfeilspitze sah, die dicht oberhalb des Ellbogengelenks aus dem Arm des Freiseglers ragte. Die Wunde hatte kaum geblutet, aber rings um die Pfeilspitze herum war die Haut schwarzblau verfärbt, und ein dünner, wie mit einer Tuschfeder gezeichneter Strich zog sich über seinen Arm bis zum Ellbogengelenk hinunter, um dort in einer Explosion von Blau und schließlich Schwarz Besitz von seiner Hand zu ergreifen.
    »Gift«:, sagte Herger trocken. »Sie haben auf euch geschossen?
    Ihr seid verfolgt worden?«
    Skar schüttelte verwirrt den Kopf. Andred mußte getroffen worden sein, als sie noch an Bord des Schiffes gewesen waren. Gondereds Männer sind wirklich gründlich gewesen, dachte er grimmig. Nicht genug, daß sie die SHANTAR in eine Fackel verwandelt hatten — sie hatten das brennende Schiff auch noch mit Pfeilen überschüttet. Vergifteten Pfeilen dazu.
    »Warum hast du nichts gesagt?« fragte er. »Narr!«
    Andred wandte müde den Kopf. »Was hätte ich sagen sollen?« erwiderte er. Herger unterbrach die Unterhaltung mit einer bestimmenden Geste. »Streiten könnt ihr euch später«, sagte er.
    »Jetzt muß erst einmal die Wunde versorgt werden.«
    Andred nickte. »Gib mir einen Becher Wein«, sagte er. »Den stärksten, den du hast. Und dann schneid das verdammte Ding raus.«
    »Den Teufel werde ich tun«, gab Herger zurück. »Du gehst jetzt in mein Schlafgemach und legst dich hin, und ich schicke nach einem Heiler. An
der
Wunde schneide ich nicht herum.« Andred wollte protestieren, aber Herger hörte gar nicht hin. Er gab seinem Gehilfen einen Wink, zog Andred mit sanfter Gewalt hoch und führte ihn aus dem Raum. Der Freisegler wankte, und die beiden Männer schleppten ihn mehr, als daß er aus eigener Kraft ging.
    Skar spürte plötzlich seine Müdigkeit. Er wollte nicht schlafen.
    Es gab zu viel zu bedenken, zu vieles abzuwägen und zu entscheiden. Er konnte nicht hierbleiben, weder für die Nacht noch für wenige Stunden. Wahrscheinlich hatte Gondered jetzt bereits die Leichen seiner beiden Männer gefunden. Wenn er, Skar, zu lange zögerte, dann würden sich Anchors Tore schließen, und er war erneut gefangen.
    Aber die Müdigkeit war stärker als sein Wille. Er schlief nicht ein, verfiel jedoch in einen leichten Dämmerzustand, in dem er seine Umgebung zwar noch wahrnahm, aber kaum mehr fähig war, einen klaren Gedanken zu fassen oder gar auf etwas zu reagieren. Erst als Herger nach einer Weile zurückkam und laut die Tür hinter sich ins Schloß warf, schrak Skar wieder hoch und fand verwirrt in die Wirklichkeit zurück.
    Herger grinste, nahm mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden Platz und reichte Skar eine Schüssel mit dampfender Suppe.
    »Andred schläft«, sagte er, während Skar nach dem hölzernen Löffel griff und vorsichtig zu essen begann. Der Gedanke an Speise und Trank war ihm bisher nicht einmal gekommen, aber nach den ersten behutsamen Schlucken meldete sich sein Magen ungestüm zu Wort, und er aß schneller.
    »Bedien dich ruhig«, sagte Herger auffordernd. »Du kannst auch Andreds Portion noch haben. Ich glaube nicht, daß er im Moment große Lust zum Essen hat.«
    »Wie geht es ihm?« fragte Skar kauend.
    Das Lächeln auf Hergers Gesicht erlosch. »Nicht gut«, sagte er ernst. »Ich bin kein Heilkundiger, aber ich habe genug Verletzun-gen gesehen. Seine ist keine von der harmlosen Art. Er hat dir nichts gesagt?«
    Skar schüttelte den Kopf.
    »Dieser Narr«, fuhr Herger fort. »Du hättest den Pfeil herausschneiden und das Gift aus der Wunde saugen können. Jetzt ist es zu spät dafür. Ich fürchte, er wird die Hand verlieren. Zumindest wird sie steif bleiben.«
    Skar aß wortlos weiter und griff, nachdem er die erste Schale geleert hatte, auch noch nach Andreds Suppe. Jetzt wurde ihm

Weitere Kostenlose Bücher