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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit ihm zusammengetroffen war. Sie klang schriller, deutlich härter, und in seinem Gesicht waren neue tiefe Linien erschienen, Spuren von Schmerz und erstarrtem Haß. Er sah nun vollends aus wie ein häßlicher, böser Gnom. »Es freut mich, daß du mich nicht ganz vergessen hast«, sagte er. »Zumindest an meinen Namen kannst du dich noch erinnern.« Er verzog das Gesicht, spuckte angewidert aus und kam mit kleinen, trippelnden Schritten auf Skar zu. Der Goldhelm wackelte auf seinem plötzlich viel
zu
kleinen Kopf, und der blaue Thbarg-Mantel, der wie eine Schleppe hinter ihm herschleifte, gab ihm das Aussehen einer Witzfigur. Trotzdem spürte Skar plötzlich Furcht, zum ersten Mal, seit er dem Zwerg begegnet war. Tantor hatte sich verändert. Er reichte Skar noch immer kaum bis zur Brust, aber wenn er bisher allenfalls ein wenig unheimlich und verschlagen erschienen war, so konnte Skar nun den Haß, der den Zwerg zerfraß, regelrecht sehen. Der Gnom war eine personifizierte Drohung.
    »Eines muß man dir lassen, Skar«, sagte er. »Du bist von einer geradezu aufdringlichen Hartnäckigkeit. Du hättest die Chance nutzen und dich trollen sollen, irgendwohin ans andere Ende der Welt. Vielleicht wärst du dann vor mir sicher gewesen.«
    Skar wich einen halben Schritt zurück, obwohl er sich dabei fast lächerlich vorkam. Er wußte, wie gefährlich Tantor war, aber er kannte auch die Grenzen seiner Macht. Er hatte ihn schon einmal besiegt.
    »Du hast mich verraten, Skar«, zischte Tantor. »Ich habe mein Leben riskiert, um das deine zu retten, und als Dank hast du mich an Vela ausgeliefert.« Steine Stimme bebte. Seine Hände formten sich zu Krallen, als könne er nur noch mühsam dem Drang widerstehen, sich auf den fast doppelt so großen Satai zu stürzen. »Weißt du, was sie mit mir gemacht hat, Skar?« fuhr er fort. »Weißt du, was sie mir angetan hat?«
    »Nicht genug, wie mir scheint«, sagte Skar. »Immerhin lebst du noch.«
    Tantor erbleichte. »Ja«, zischte er. »Ich lebe noch. So wie du leben wirst, noch lange, lange Zeit. Aber du wirst mich anflehen, dich zu töten, Skar, das verspreche ich dir. Du ...«
    Skar sprang. Sein Fuß traf Tantors Gesicht, schmetterte den Zwerg wie eine Stoffpuppe gegen die Wand und ließ ihn mit haltlos pendelnden Gliedern daran herabrutschen. Skar fiel, prallte ungeschickt mit der Schulter auf und kam mit einer Mischung aus Schmerzens- und Kampfschrei wieder auf die Füße. Sein Schwert beschrieb einen blitzenden, tödlichen Halbkreis und raste auf Tantors Schädel herab.
    Jedenfalls hätte es es tun sollen.
    Irgend etwas geschah. Eine unsichtbare, unwiderstehliche Gewalt schien Skar zu ergreifen, zurück- und herumzuschleudern und ihm die Luft aus den Lungen zu pressen. Er schrie auf, ließ sein Schwert fallen und brach mit einem erstickten Keuchen in die Knie. Etwas preßte seine Arme mit mörderischer Kraft gegen seinen Leib. Er sah an sich herab, rang verzweifelt nach Luft und schrie erneut und diesmal vor Schreck auf, als er sah, was geschehen war. Der braune Sekal-Mantel schien zu bizarrem Leben erwacht zu sein. Seine Falten zuckten und bebten, zitterten wie die Haut eines lebenden Wesens. Eine rasche, wellenförmige Bewegung lief durch den braunen Stoff, mehr zu ahnen als wirklich zu sehen, während er sich enger und enger um Skars Körper schmiegte, sich zusammenzog wie nasses Leder, das in der Sonne trocknete, Skars Arme an seinen Leib und die Luft aus seinen Lungen preßte. Skar keuchte, bäumte sich auf und spannte jeden einzelnen Muskel, aber seine Anstrengungen schienen den irrsinnigen Druck eher noch zu verstärken. Der Würgegriff wurde unerträglich. Skar bekam keine Luft mehr. Langsam kippte er zur Seite, schlug schmerzhaft zu Tantors Füßen auf dem Boden auf und warf sich herum. Der Mantel zog sich enger zusammen; der Griff einer unsichtbaren stählernen Klaue, der das Leben aus seinem Körper herauspreßte. Sein Rippen knackten hörbar, während er sich langsam wie eine Feder, die von einer unwiderstehlichen Gewalt zusammengepreßt wird, krümmte.
    Tantor schleuderte Helm und Mantel mit einer ungeduldigen Bewegung von sich, kam mit kleinen, trippelnden Schritten auf Skar zu und stemmte die Fäuste in die Hüften. Skar drehte mit letzter Kraft den Kopf und sah zu ihm empor. Das Gesicht des Zwerges hing wie eine häßliche Dämonenmaske über ihm, halb verborgen hinter einem Schleier aus Blut und Schmerzen.
    »Er stirbt«, sagte Herger. Seine Stimme klang

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