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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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entweder nicht zu diesen Menschen —oder er war noch überheblicher, als Skar bisher geglaubt hatte. Seine Lippen verzogen sich zu einem abfälligen Lächeln. Das Schwert in seiner Hand zuckte hoch und schnitt ein paarmal durch die Luft. Die Bewegung wirkte hölzern. Gondered hätte vermutlich selbst gegen einen Nicht-Satai keine sonderlich gute Figur abgegeben.
    »Wer sagt dir, daß ich allein bin?«
    Skar lächelte. »Oh, ich bin sicher, daß das Haus umstellt ist«, sagte er spöttisch. »Wie viele Männer hast du mitgebracht? Hundert? Oder noch mehr?«
    »Genug«, sagte Gondered hart. »Jedenfalls genug, um mit dir fertig zu werden.«
    »Du ... solltest nicht versuchen, dich zu wehren«, sagte Herger stockend zu Skar. »Du hast keine Waffe.«
    Skar drehte sich beinahe gemächlich um, musterte Herger einen Sekundenbruchteil und trat einen Schritt auf ihn zu. Herger zuckte zusammen und brachte das Schwert hoch. Skar täuschte mit der Linken an, griff mit der anderen Hand zu und riß ihm die Waffe aus der Hand.
    »Wie du siehst«, sagte Skar gelassen, »stimmt das nicht ganz.«
    Er schenkte Herger ein flüchtiges Lächeln, wandte sich dann wieder zu Gondered um und sah ihn mit einer Mischung aus Herablassung und Bedauern an.
    »Ich fürchte, ich habe einen Fehler gemacht, Herger zu vertrauen«, sagte er im Plauderton. »Aber du auch, Gondered.« Gondered schwieg. Sein Gesicht blieb unbewegt, aber sein Blick hatte viel von seiner Selbstsicherheit verloren. Er zitterte.
    »Vielleicht komme ich hier nicht mehr lebend raus«, fuhr Skar fort. »Und vielleicht erfüllt sich dein Wunsch, daß ich zur Hölle fahre, Thbarg — aber wenn, dann befinde ich mich in guter Gesellschaft dabei.«
    Gondered wich einen halben Schritt zurück. Sein Blick irrte ungläubig zwischen Skars Waffe und Herger hin und her. Die spielerische Leichtigkeit, mit der Skar dem Hehler das
Tschekal
entrissen hatte, schien ihn mehr beeindruckt zu haben, als wenn er Herger getötet hätte.
    Irgend etwas stimmt hier nicht,
wisperte eine Stimme hinter Skars Gedanken.
Gondered ist ein Feigling, vergiß das nicht. Er wäre nie allein hierher gekommen.
    Gondered wich bis zur Wand zurück und hob das Schwert ein wenig höher. »Keinen Schritt näher!« sagte er drohend. »Du hast keine Chance.«
    »Ach?« grinste Skar.
    Gondered wollte etwas erwidern, aber er kam nicht mehr dazu. Skars
Tschekal zuckte
vor, hackte mit einer unglaublich schnellen Bewegung nach Gondereds Waffe und prellte sie ihm aus der Hand. Der Thbarg stieß einen krächzenden Laut aus, wich einen Schritt zur Seite und hob schützend die Unterarme vor das Gesicht.
    Skar lachte leise.
    »Sag mir einen Grund, Thbarg«, sagte er, »einen einzigen Grund, warum ich dich nicht töten sollte.«
    Gondered nahm langsam die Hände herunter. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren, aber sein Blick wirkte noch immer hochmütig, ja beinahe spöttisch. Skars Mißtrauen wuchs.
    »Vielleicht«, sagte Gondered betont ruhig, »weil du es nicht kannst.«
    Skar schwieg. Seine Sinne arbeiteten plötzlich mit jener seltenen Schärfe, die sich nur im Moment der Gefahr und selbst dann nur für kurze Momente einstellte. Er sah und hörte alles mit phantastischer Klarheit — Gondereds Gesicht, jedes winzige Zucken eines Muskels oder Nervs, das Flackern in seinem Blick, Hergers Atemzüge, die leisen Geräusche der Männer, die draußen vor dem Haus Aufstellung genommen hatten.
    Gondereds Gesicht begann zu zerfließen. Seine Gestalt flak-kerte, als stünde er hinter einer Wand unsichtbaren treibenden Nebels. Stoff raschelte. Sein Helm rutschte ein Stück nach vorne, als schrumpfe sein Kopf auf geheimnisvolle Weise zusammen. Er wankte, hob die Hände und schlug sie vor das Gesicht. Ein seufzender, fast schmerzhafter Laut kam über seine Lippen. Er taumelte, prallte gegen die Wand und rutschte an ihr herab.
    Jedenfalls war es das, was Skar in der ersten Sekunde zu sehen glaubte. Aber dann erkannte er, daß er sich täuschte. Gondered brach nicht zusammen — er
schrumpfte.
Der ganze Vorgang nahm nicht mehr als zwei, allerhöchstens drei Sekunden in Anspruch, aber als Gondered die Hände herunternahm, waren es nicht mehr seine Hände, und als er triumphierend zu Skar hinaufstarrte, waren es nicht mehr seine Augen, deren Glitzern Skar zu verhöhnen schien.
    »Tantor!« keuchte Skar.
    Der Zwerg nickte. »So nannte man mich dann und wann«, sagte er. Seine Stimme schien sich verändert zu haben, seit Skar das letzte Mal

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