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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Drasks dunklen Augen standzuhalten. Es war schwer, aber er konnte es. »Wo ist er?«
    »Deine Antwort.«
    »Wo?« beharrte Skar. »Wo ist er, Drask?«
    Der alte Magier seufzte, aber er schien einzusehen, daß er diese Runde des Spieles nicht nur nach seinen Regeln spielen konnte. »Nicht sehr weit von hier«, sagte er resignierend. »Zwei Tagesreisen zu Pferde, eine halbe Nacht, auf dem Weg, den ich dir zeigen kann.«
    »So nahe?« fragte Skar zweifelnd, wobei er den letzten Teil von Drasks Worten geflissentlich überhörte. Er wollte nichts von Zauberei und Magie hören. Obwohl er noch immer nicht wirklich an derartige Dinge glaubte, hatten sie ihm schon zu viel Schaden zugefügt. Und anderen.
    »Es ist nur logisch«, erwiderte Drask. »Er ist der Schlüssel zu ihrer Macht. Ihr Trumpf. Würdest du deine stärkste Waffe nicht dorthin schicken, wo sie gebraucht wird?«
    Es dauerte einen Moment, bis Skar der Fehler in Drasks Argumentation auffiel. Dann schüttelte er heftig den Kopf. »Nein«, sagte er ruhig. »Zumindest nicht, wenn ich nicht einmal genau wüßte, wo sie ist.«
    Drask lächelte. Ganz offensichtlich hatte er mit dieser Antwort gerechnet. Wieder einmal spürte Skar, wie grenzenlos unterlegen er diesem verbrauchten alten Mann war. »Natürlich wissen sie es nicht«, antwortete er. »Aber er. Er ist klug, Skar. Immerhin ist er dein Sohn.«
    »Wenn er es ist«, sagte Skar rasch.
    Drask nickte. »Wenn er es ist. Aber wie gesagt — ich bin fast sicher. Und ich denke, in spätestens zwei Stunden den endgültigen Beweis zu haben.« Er erhob sich mühsam, schlurfte zu einer Truhe an der gegenüberliegenden Wand und stemmte ächzend den schweren Deckel in die Höhe. Einen Moment lang kramte er vor sich hinmurmelnd darin herum, dann kam er zurück und breitete eine sorgsam gemalte Karte des Grenzgebietes zwischen Orkala und Bayfour zwischen sich und Skar auf dem Tisch aus, ehe er sich wieder setzte.
    »Hier sind wir«, sagte er und stieß mit einem dürren Finger nach einer kunstvoll gemalten Burg, die quer über dem Fluß thronte. Skar beugte sich neugierig vor, um den Gesten des Alten bei der schlechten Beleuchtung besser folgen zu können. Drasks Zeigefinger folgte ein kurzes Stück weit dem gewundenen Band des Flusses und wich dann nach Osten ab. »Und hier ist ihr Lager.«
    »Wessen?«
    »Das Hauptquartier der Satai«, sagte Drask. Sein Blick haftete bei diesen Worten unverwandt auf Skars Gesicht. Etwas Lauerndes war in seine Augen getreten. Skar versuchte es zu ignorieren. »Du... denkst, er ist bei ihnen?«
    »Es ist die einzig logische Erklärung«, sagte Drask nickend. »Niemand hat die Verbotenen Inseln oder gar den Berg der Götter betreten seit jenem schrecklichen Tag vor fünf Jahren, aber wir wissen, daß zumindest einer der Hohen Satai den Heereszug angeführt hat. Er ist hier!« Sein Zeigefinger stieß so wuchtig auf die Karte herab, als wolle er sie durchbohren. »Und dein Sohn ist bei ihm! Ich weiß es, Skar!«
    »Die... die Hohen Satai?« Skar sah verwirrt auf, dann blickte er wieder auf die Karte. »Aber sie... verlassen niemals...«
    »Dieser schon!« unterbrach ihn Drask. »Vielleicht hat dein Sohn ihn dazu gebracht, vielleicht
ist
er auch dein Sohn — alles ist möglich. Der Kriegsherr der Satai ist hier, in diesem Lager, hundert Meilen im Osten. Schon allein seinetwegen würde ich den Angriff riskieren!«
    »Wie viele sind bei ihm?« fragte Skar atemlos. Etwas in ihm begann zu arbeiten. Der Kriegsherr der Satai? Einer der Dreizehn Unberührbaren? Wie so vieles, was er in den letzten Tagen erlebt und gehört hatte, war es unvorstellbar. Niemals,
niemals!
verließen die Hohen Satai den Berg der Götter, oder gar ihre Insel.
    »Satai? Nicht viele«, antwortete Drask. »Seine Leibwache: ein Dutzend der besten Krieger, die er hat.«
    »Mehr nicht?« fragte Skar zweifelnd. »Dann —«
    »Und ungefähr vierzigtausend Quorrl«, fügte Drask ungerührt hinzu. Skar zog es vor, nicht weiter zu sprechen.
    »Trotzdem ist es möglich«, fuhr Drask fort. »Ich kann binnen einer Woche genug Krieger zusammenziehen, den Angriff zu riskieren, und wir können ihr Lager erreichen, ehe sie Entsatz erhalten. Aber ich muß dir nicht sagen, welchen Preis wir bezahlen müßten.«
    Nein, das mußte er nicht. Skar sah die Szene wie in einer blitzartigen, entsetzlichen Vision vor seinem geistigen Auge: selbst wenn Drasks Truppen die Schlacht gewannen — was nicht gesagt war, denn es waren Quorrl, gegen die sie

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