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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zugab, ein Magier zu sein. »Magie?«
    »Du glaubst nicht daran, ich weiß«:, sagte Drask lächelnd.
    »Nimm es als einen nützlichen Begriff, in einem Wort zu erklären, wozu ich sonst Wochen brauchte. Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    Aber das tat Skar auch jetzt nicht. Er konnte es nicht.

E r beantwortete die Frage des Magiers auch am nächsten Tag nicht, und auch nicht am Tage danach und dem diesem folgenden; an keinem Tag der folgenden zwei Wochen, die er auf Drasks Trutzburg verbrachte, ohne daß etwas Nennenswertes geschah. Er dachte nicht einmal ernsthaft darüber nach, ja, er konnte es nicht einmal — etwas in ihm schreckte allein vor der Vorstellung zurück, so heftig, daß all seine Willenskraft nicht ausreichte, diesen Widerstand zu überwinden. Drask seinerseits versuchte nicht, Skar zu einer Entscheidung zu zwingen, denn er schien zu ahnen, daß er damit wohl eher das Gegenteil dessen erreichen würde, was er wollte.
    Skar erholte sich zusehends. Drask schien wirklich eine Art Zauberer zu sein, zumindest was die Heilkunst anging, denn Skars zahllose Wunden und Abschürfungen heilten mit geradezu unheimlicher Schnelligkeit, nachdem sich der Alte ihrer angenommen hatte. Er spürte, wie seine alte Kraft und Schnelligkeit zurückkehrte, sehr langsam zuerst, dann immer rascher und rascher. Fast wie durch Zauberei... Drask antwortete auf Skars dementsprechende mißtrauische Frage nur mit einem geheimnisvollen Lächeln, aber Skar drang nicht weiter in ihn.
    Letztendlich war es völlig gleich,
wie
er genas. Und vielleicht, versuchte er sich einzureden, war es ja eine Art ausgleichender Gerechtigkeit — Zauberei hatte ihn krank und schwach werden lassen, warum also sollte sie ihn nicht auch heilen?
    Er lernte die Festung in allen Einzelheiten kennen. Drask erwies sich als geduldiger und überaus redseliger Fremdenführer, der seine Aufforderung an Skar, ihm zu sagen, wenn ihm etwas Negatives auffiel, gar nicht oft genug wiederholen konnte. Skar fiel nichts auf — er war Krieger, kein Festungsbaumeister, seine Welt war das offene Feld, nicht die Burg — aber er begriff, daß die Männer, die diese Burg in nur drei Jahren aus dem Boden gestampft hatten, wahre Meister ihres Faches gewesen sein mußten : Drask machte ihn auf Details und Finessen aufmerksam, von denen er zuvor nicht einmal geahnt hatte, daß sie möglich waren, und Skars erster Eindruck bestärkte sich — nämlich daß, wer immer diese Burg erstürmen wollte, einen entsetzlichen Blutzoll dafür zahlen mußte.
    Nicht, daß das irgend etwas an seiner Überzeugung änderte.
    Die Burg würde fallen, so oder so. Es waren keine hirnlosen Quorrl, auf deren Ansturm sie wartete.
    Trotzdem nahm er jede Gelegenheit wahr, sich von Drask herumführen zu lassen, denn viel wichtiger als die Befriedigung von Drasks Besitzerstolz war etwas anderes: Skar begann die Männer kennenzulernen, die in der Burg lebten. Und sie ihn. Die kaum verhohlene Feindseligkeit, die er am ersten Morgen gespürt hatte, schwand ganz allmählich und machte Mißtrauen und schließlich verhaltenem Respekt Platz. Skar war weit davon entfernt, mit einem der Männer hier Freundschaft zu schließen, aber die Zeit arbeitete für ihn, und er wußte es. Wo zuerst nur nackte, fast panische Angst und purer Haß in den Augen der Männer gewesen war, begannen die Erinnerungen an eine andere Zeit die Oberhand zu gewinnen: eine Zeit, in der das Stirnband der Satai noch für Ordnung und Gerechtigkeit gestanden hatte. Viele der Männer hier hatten miterlebt, wie Satai ihre Brüder und Schwestern niedergemacht hatten, das wußte er von Drask, aber das andere, ältere Bild, das sie von den Satai hatten, war stärker. Am Ende dieser zwei Wochen haßte ihn niemand mehr. Es war das gleiche, was ihm mit Enwass und Syrr und Talin widerfahren war: Die Furcht schlug in Erleichterung um, als sie endlich begriffen, daß er nicht ihr Feind war. Er konnte direkt spüren, wie sich die Stimmung in der Burg besserte. Die angespannte Niedergeschlagenheit, die er registriert hatte, machte vorsichtigem Op-timismus Platz, einfach, weil er da war. Vielleicht war es nicht einmal die Tatsache, daß er Satai war und auf ihrer Seite stand —jedem der Männer mußte klar sein, wie wenig ihnen ein einzelner Mann helfen konnte, wenn das Frühjahr und mit ihm die Quorrl kamen. Aber er war so etwas wie ein Symbol, ein Stück der alten, schon verloren geglaubten Ordnung, das unversehens zurückgekommen war. Skar

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