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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Jaulen, dann ein überraschter Schrei, gefolgt vom dumpfen Aufprall eines sehr schweren Körpers — und dann flog ein struppiger schwarzer Schatten durch die zerschnittene Zeltplane und stürzte sich auf einen der beiden Männer, die sie aus dem Schlaf gerissen hatten.
    Alles schien gleichzeitig zu geschehen; aufjeden Fall aber so schnell, daß Skar nicht mehr in der Lage war, irgend etwas zu tun oder irgend etwas anderes zu empfinden als Erschrecken und Furcht: Der Hund rannte Del und ihn einfach über den Haufen, sprang mit einem bösartigen Heulen den Satai an, riß ihn wieder zu Boden und tötete ihn mit einem einzigen Zuschnappen seiner fürchterlichen Fänge. Der Entsetzensschrei des Satai ging in einem schrecklichen Gurgeln und dem Knirschen zerbrechender Knochen unter. Aber er ließ selbst dann noch nicht von seinem Opfer ab. Obwohl der Mann längst tot war, gruben sich seine Fänge immer wieder und wieder in seinen Hals und seine Schultern, und das Heulen des Hundes steigerte sich zu einem fast hysterischen Winseln.
    Skar rappelte sich hoch, war mit einem Satz bei dem Tier, um es von seinem Opfer wegzuzerren, aber genausogut hätte er versuchen können, einen Felsbrocken von der Größe eines Hauses mit bloßen Händen zu bewegen. Del kam ihm zu Hilfe, und nach einer weiteren Sekunde auch die drei anderen Männer; aber das einzige Ergebnis ihrer Anstrengungen war ein tiefer Biß im Arm eines der Satai, als der Hund wütend um sich zu beißen begann. Schließlich hob Skar sein Schwert und schlug dem Hund den Knauf über den Schädel. Das Tier brach bewußtlos über seinem Opfer zusammen.
    Mit einer zornigen Bewegung drehte er sich herum, sprang mit einem Satz aus dem Zelt und fuhr den Hundeführer an: »Bist du wahnsinnig geworden, Kerl? Wer hat dir gesagt, daß du diese Bestie auf den Mann hetzen sollst?«
    »Das habe ich nicht getan«, verteidigte sich der Quorrl. Sein Blick war kalt, und in seiner Stimme war Respekt, aber nicht einmal die Spur von Furcht; oder auch nur Bedauern. »Er hat sich losgerissen, Herr.« Er hielt Skar die Kette hin, an der der Hund festgemacht gewesen war, und Skar sah, daß das letzte Glied aufgebogen und zerbrochen war. »So etwas kommt vor. Die Tiere sind stark.«
    Skar setzte zu einer wütenden Antwort an, beließ es aber nach einem weiteren Blick in das flache Fischgesicht des Quorrl nur bei einem ärgerlichen Knurren.
    Zwei von Dels Männern schleiften den bewußtlosen Hund an ihm vorbei ins Freie, als er wieder ins Zelt zurückging, die beiden anderen standen über den reglosen Satai gebeugt, obwohl selbst ein Kind hätte erkennen können, daß hier jede Hilfe zu spät kam. Der Hund hatte dem Mann nicht einfach die Kehle durchgebissen; er hatte ihm fast den Kopf abgetrennt. Sein Gesicht und seine Schultern waren eine einzige, entsetzliche Wunde. »Also?« fragte Skar herausfordernd, als Del sich zu ihm herumdrehte. »Dürfte ich jetzt vielleicht erfahren, was der Sinn dieser kleinen ...
Hinrichtung
war?«
    »Es war keine Hinrichtung. Es war ein Unfall«, antwortete Del ruhig. Sein Blick wurde warnend, fast beschwörend, aber Skar reagierte nicht darauf. Er hatte es schon vorher gespürt, aber spätestens seit dem Gespräch mit Kiina
wußte
er, wie sinnlos es war, weiter Theater zu spielen. Jedermann hier in der Festung wußte, wie es zwischen Del und ihm stand.
    »Ein Unfall, so?« fragte er höhnisch. »Und dabei ist leider Gottes ein Mann umgekommen. Aber das macht ja nichts — wir haben ja genug davon.«
    Del preßte die Lippen zusammen, aber die scharfe Entgegnung, auf die Skar wartete, kam nicht. Statt dessen beugte er sich zu dem Toten hinab, hob ihn ohne sichtliche Anstrengung hoch und zur Seite und begann sein Gepäck zu durchwühlen. Er brauchte nur Augenblicke, um zu finden, wonach er gesucht hatte: einen gut meterlangen, schlanken Gegenstand, der in eine zerschlissene Satteldecke gewickelt war.
    Del warf ihm einen raschen, triumphierenden Blick zu, stand auf und begann, das Bündel mit übertrieben dramatischen Bewegungen auszuwickeln. Unter dem schmutzigen Stoff kam eine schlanke, beidseitig geschliffene Klinge zum Vorschein. Der Griff des
Tschekal
war mit einem daumennagelgroßen, blutroten Rubin geschmückt.
    »Du hattest recht, Skar«, sagte er hart. »Es macht nichts — ich hätte den Mann sowieso hinrichten lassen. Er hat sogar Glück gehabt. Der Hund hat es sehr viel schneller erledigt, als ich es hätte tun können.«
    »Aber —«
    »Du weißt,

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