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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fragte Del mit einer Kopfbewegung auf das Loch in der Wand. »Wer, zum Teufel, hat euch gesagt, daß ihr die halbe Burg abreißen sollt.«
    »Niemand hat gesagt, daß wir es
nicht
tun sollen«, antwortete Titch lächelnd. In Dels Augen blitzte es zornig auf, aber auch er verbiß sich die scharfe Antwort, die ihm sichtlich auf der Zunge lag.
Es ist dieser Ort,
wisperte Kiinas Stimme hinter Skars Stirn.
Er ist böse, Skar, ich spüre es. Böse, böse, böse, böse...
»Titch hat völlig richtig gehandelt«, erklärte er rasch, bevor Del vollends auffahren konnte. »Oder wolltest du seine Bücher aufheben und Gefahr laufen, damit etwas von diesem Zeug zu konservieren?«
    Del konnte nicht viel gegen dieses Argument vorbringen, ohne sich lächerlich zu machen, aber der Blick, den er Skar zuwarf, machte sehr deutlich, daß er eher noch zorniger wurde.
Noch zwei Tage,
dachte Skar,
und wir werden anfangen, uns gegenseitig umzubringen, einfach so.
    »Ihr habt alles verbrannt?« fragte Del, mühsam beherrscht.
    »Und die Flasche?«
    »Sie war nicht dabei«, antwortete Titch. »Ich habe danach suchen lassen.«
    »Dann habt ihr nicht gründlich genug gesucht!« brüllte Del plötzlich. »Verdammt, was fällt dir ein, du hirnloser fischgesich-tiger —«
    »Ich habe mich selbst davon überzeugt, Satai«, unterbrach ihn Titch. Seine Stimme war nicht einmal lauter, aber sie klang plötzlich eisig, und so hart wie Stahl. »Ich bin nicht dumm, Satai.
    Ihr Inhalt hat das Wesen vernichtet, das Bradburn tötete. Ich weiß, wie wertvoll er für euch gewesen wäre. Aber sie war nicht da.«
    Für zehn, dann zwanzig endlose Sekunden breitete sich Schweigen zwischen Del und dem Quorrl aus, aber es war kein normales Schweigen, sondern die Ruhe eines Vulkans, der dicht vor dem Ausbruch stand. Del starrte den riesigen Quorrl an, und Skar sah, wie seine Hände zum Gürtel krochen, und zum Schwert, in einer Bewegung, die er wahrscheinlich nicht einmal bewußt registrierte. Etwas geschah, dachte Skar erschrocken.
    Irgend etwas breitete sich plötzlich im Raum aus, etwas, das mit dem Schweigen hereingekommen war, etwas wie ein unhörbares, lautloses Flüstern, ein böses Gift, das ihre Gedanken verpestete.
    Für einen ganz kurzen Moment spürte er es auch — für einen Moment, in dem er plötzlich keinen anderen Wunsch hatte als den, sein Schwert zu ziehen und zu töten, ganz egal, wen.
    »Hört auf!« rief er gepreßt. Das Sprechen fiel ihm schwer.
    Seine Hände begannen zu zittern.
    »Hört auf!« wiederholte er noch einmal. »Beide! Spürt ihr denn nicht, daß... daß es genau das ist, was sie wollen?«
    Titch reagierte nicht, aber Del drehte langsam den Kopf und sah nun ihn voller stummer Wut an. »Blödsinn!« schnappte er.
    »Was ist los mit dir, alter Mann? Hat dieses dumme Gör aus Elay zu lange mit dir geredet?«
    Skar blickte zu der Bresche in der Wand hinüber, ehe er weitersprach. Es kam von dort. Was immer es war, es kroch aus dem Boden, die Wände atmeten es aus, und die Luft trug es in seine Lungen und sein Herz.
Töte!
wisperte der
Daij-Djan
in seinen Gedanken.
Nimm dein Schwert und stopf diesem großspurigen Angeber ein für alle Mal das Maul!
    Und fast hätte er es auch getan. Er gewann den Kampf gegen das böse Flüstern, diesmal noch, aber er wußte nicht, wie oft es ihm noch gelingen würde. Den Männern und Quorrl gestern abend war es nicht gelungen.
    »Kiina hatte recht«, preßte er mühsam hervor. »Wir müssen hier raus, Del. Es ist diese Burg. Spürst du es denn nicht?«
    Del machte eine wütende, wegwerfende Handbewegung, fast ein Schlag in die leere Luft. »Was für ein Unsinn!« sagte er. Dann lächelte er, aber es erinnerte Skar mehr als alles andere an das Grinsen einer Schlange, die ihr Opfer musterte. »Aber ich werde deinem Wunsch sogar nachkommen«, fuhr er fort. »Ich kam eigentlich, um dir Bescheid zu geben, daß das Heer noch heute eintrifft. Gerade eben hat ein Bote, den sie vorausgeschickt haben, die Nachricht überbracht.«
    »Die Krieger aus Denwar?« fragte Titch.
    Del starrte ihn an, als fühlte er sich allein durch die Tatsache beleidigt, daß es der Quorrl gewagt hatte, ihn anzusprechen.
    Aber dann nickte er. »Ja«, antwortete er. »Elftausend Veden und an die achttausend Satai. In drei Tagen, sobald sich die Männer ein wenig erholt haben, brechen wir auf.«
    Der Gedanke an die ungeheuerliche Heeresmacht, die in wenigen Stunden in dieser Festung versammelt sein würde, machte Skar

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