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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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welche Strafe einem Satai droht, der die Hand gegen seinen Herrn erhebt«, fuhr Del unbeirrt fort. Er warf die Fetzen zu Boden und hielt Skar das
Tschekal
hin. Skar machte keine Bewegung, um es entgegenzunehmen.
    Dels linke Augenbraue rutschte ein Stück nach oben und verschwand fast unter seinem schwarzen Haar. »Was hast du?« fragte er. »Nimm es. Es ist nur dein Eigentum.«
    Skar griff nun doch zögernd nach dem Schwert. Verblüfft blickte er auf den Toten herab, dann wieder auf die schlanke Klinge aus Sternenstahl in seiner Hand.
Unmöglich!
dachte er. Das ergab einfach keinen Sinn. Und er sprach diesen Gedanken auch laut aus.
    Del sah ihn sehr ernst an, antwortete aber nicht, sondern ließ sich ein zweites Mal in die Hocke sinken und fuhr fort, das Gepäck des Toten zu durchsuchen. Nach einer Weile richtete er sich wieder auf und hielt Skar einen schmalen Lederbeutel hin. »Und das gehört dir auch«, sagte er. »Wieviel Geld hattest du?« Skar zuckte mit den Achseln. »Sieben oder acht Dirne«, antwortete er.
    Del öffnete mit steinernem Gesicht den Beutel, schüttete den Inhalt in seine ausgestreckte Hand und zählte leise acht der kleinen, sechseckigen Goldmünzen ab. Skar entging es nicht, daß er nur noch mit Mühe ein triumphierendes Lächeln unterdrückte.
    »Aber das ist vollkommen ausgeschlossen!« beharrte er. »Del, überleg doch! Niemand wäre so wahnsinnig, mich zu überfallen, um mich zu
bestehlen!
Nicht
mich!«
    »Natürlich nicht«, pflichtete ihm Del ungerührt bei. »Aber um dich umzubringen, Skar. Das Schwert da hätte er weggeworfen, kaum daß er die Burg verlassen hätte, und das Geld kam ihm sicher nur recht. Und ich bin sicher, daß du auch alles andere bei seinen Sachen findest, was du vermißt. Die Idee war nicht einmal dumm — hätte er sich die Mühe gemacht, sich davon zu überzeugen, daß du wirklich tot bist, und hätte er nicht das Pech gehabt, daß ich gestern abend die Tore schließen ließ...« Er zuckte abermals mit den Achseln. »Wer weiß, vielleicht wäre ich sogar darauf hereingefallen. Es sah alles nach einem Raubüberfall aus.«
    »Mich
töten?«
    Del deutete auf den Toten herab und machte eine bedauernde Handbewegung. »Ich kann ihn leider nicht mehr fragen, und
du
wirst ihn jetzt wohl kaum noch wiedererkennen — aber er war dabei, gestern abend.«
    Es dauerte einen Moment, bis Skar überhaupt begriff. »Bei dem Kampf?« fragte er zweifelnd.
    Del nickte. »Sicher. Ich bin sogar überzeugt davon, daß er derjenige war, der den Hund auf dich gehetzt hat.« Er lächelte schwach. »Wenn man es genau nimmt, war es so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit. Er hat seine Strafe bekommen.« Skar wollte widersprechen, aber Del brachte ihn mit einer herrischen Geste zum Schweigen und wandte sich an die anderen Männer. »Verbrennt ihn. Seinen Besitz bringt ihr zu Skar. Es ist sicher noch das eine oder andere dabei, was ihm gehört.«
    Skar schüttelte fast hilflos den Kopf. »Das ist... Wahnsinn«, murmelte er. »Ich glaube es einfach nicht, Del!«
    »Nein?« Del lachte leise, aber es klang nicht wirklich amüsiert, eher abfällig. »Was ist mit dir, Skar — erträgst du den Gedanken nicht, daß es jemand gewagt haben soll, die Hand gegen den Hohen Satai zu erheben? Oder ist dir diese Lösung einfach zu unkompliziert?«
    »Nein«, antwortete Skar langsam. »Zu glatt, Del.«
    Del sah ihn fragend an, aber Skar sagte nichts mehr. Er blickte abwechselnd die Geldbörse in seiner Hand und den Toten an; verstört und auch ein bißchen erschrocken, ohne ganz genau zu wissen, worüber. Aber er spürte, daß er der Lösung jetzt nahe war. Wer immer ihn in dieser Nacht überfallen hatte, es war nicht dieser Satai gewesen. Er wußte nicht, wer es statt dessen getan hatte, aber die einzelnen Bruchstücke begannen sich zu einem Ganzen zu formen. Nicht mehr sehr lange, und er würde endlich wissen, was hier vorging.
    Er hoffte nur, daß es dann nicht bereits zu spät war.
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich herum und verließ das Zelt. Del und die anderen folgten ihm nicht. Aber für einen Moment, einen ganz kurzen, zeitlosen Augenblick nur, glaubte er eine Gestalt in den Schatten neben dem Tor stehen zu sehen; eine kleine, schmale Gestalt mit eckigen Spinnengliedern, eine Gestalt ohne Gesicht und mit einer Haut aus schwarzem Chitin.

E ine starke innere und auch äußere Unruhe hatte ihn ergriffen.
    Kiinas Ratschlägen — wenn auch mit einiger Verspätung — folgend, war er

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