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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich die Kadaver von mehr als einem Dutzend Drachen. Die meisten waren zu Boden gestürzt, aber einige standen auch aufrecht da, in absurden Stellungen eingewoben in die Fäden des schwarzen Netzes, das die Höhle in ein Labyrinth sich überschneidender Fäden und dunkler Klumpen verwandelte. Der Felsensaal war nicht sehr groß, verglichen mit der zyklopischen Höhle, durch die sie gekommen waren, aber sie war noch immer
riesig.
Trotzdem erfüllte das abgestorbene schwarze Gewebe ihr hinteres Drittel so dicht, daß ein Durchkommen dort fast unmöglich sein mußte. Darin eingewoben, wie Beute in schwarzen Kokons — vielleicht waren sie es —, dunkle Umrisse, die im flackernden Feuerschein nicht zu identifizieren waren. Selbst aus Ritzen und Spalten des Bodens kräuselten sich abgestorbene schwärzliche Fäden, wo das Netz den Felsen aufgebrochen und durchdrungen hatte.
    Lange, endlos lange standen sie einfach da und starrten auf das Bild des Entsetzens herab, das sich ihnen bot, schweigend, jeder in seiner eigenen Angst gefangen. Es fiel Skar nicht sehr schwer, in Gedanken nachzuvollziehen, was hier geschehen war: Hier, genau hier, mußte es begonnen haben. Es war dieser Ort, das Zentrum von Elays Macht, an dem die Bestie, die die Bewohner der Stadt später den
Wächter
nannten, zuerst zugeschlagen hatte, mit aller Macht und lange, ehe sie begann, ihr finsteres Gespinst nach oben zu schicken. Die Stadt war schon gefallen, ehe seine Bewohner auch nur ahnten, daß sie überhaupt angegriffen wurden.
    Kiina hob die Hand und deutete auf eine titanische Echse, die halb zusammengebrochen, halb auf den Hinterläufen stehend, in einem Gewirr schwarzer, schenkelartiger Netzfäden hing. »Das ist Elah«, flüsterte sie.
    Skar sah sie fragend an, und Kiina fügte hinzu: »Der Drache der
Margoi.«
    Skar besah sich das Tier ein zweites Mal. Es war der mit Abstand größte Drache, der hier sein Grab gefunden hatte, und er unterschied sich auch sonst von den übrigen Tieren. Seine Haut war grau und glänzte wie poliertes Eisen, und in das Horn des riesigen Stachelkranzes über seinem Schädel war ein schmaler Sattel eingeschnitten worden. Seine Augen waren so groß wie Skars geballte Fäuste und strahlten selbst im Tode noch Wildheit aus. Dann erinnerte er sich, wo er ein solches Tier schon einmal gesehen hatte: es war ein Staubdrache, die wildeste und größte Bestie, die auf Enwor bekannt war. Selbst den
Errish
gelang es nur sehr selten, ein solches Tier zu zähmen.
    Fast gegen seinen Willen drehte er sich herum und sah zu den verglühenden Resten der
Sternenbestie
hinüber. Der Gedanke, daß selbst ein Ungeheuer wie der Staubdrache dem Monster erlegen war, erschien ihm absurd und ungerecht. Die Drachen waren
    - auch wenn sie fast immer den Tod brachten — ein Teil
ihrer
Welt, erschaffen von der gleichen Macht, die ganz Enwor erschaffen hatte, aber die Kreaturen von den Sternen waren... anders. Fremd. Fremd u... vielleicht nicht einmal böse, aber so völlig verschieden von ihnen, daß eine Verständigung einfach nicht denkbar war.
    Dann erkannte er den Fehler in dieser Überlegung und zwang sich, den Gedanken abzubrechen.
    Ein dumpfes Poltern und Bersten ließ ihn aufsehen. Der Brand hatte auch auf einen Teil dieses Netzes übergegriffen und breitete sich aus, nicht so schnell, daß sie in irgendeiner Gefahr gewesen wären, aber doch rasch genug, um auch die Stabilität dieses zweiten, größeren Netzes zu erschüttern. Einer der Drachenkadaver war zur Seite gestürzt; brennende Fäden regneten auf ihn herab. »Laß uns gehen«, sagte Skar schaudernd. »Bevor hier alles zusammenbricht.«
    »Da hinten... ist etwas«, sagte Kiina.
    Skar sah kurz in die Richtung, in die sie starrte, und schüttelte den Kopf. »Da ist nichts, Kind«, sagte er sanft. »Nur Schatten.« »Da
ist
jemand!« beharrte Kiina. »Etwas hat sich bewegt.«
    Sie machte einen Schritt. Skar hielt sie zurück, aber Kiina riß sich mit erstaunlicher Kraft wieder los. Skar wollte wieder nach ihr greifen, um sie zum zweiten Mal zurückzureißen — und dann erkannte er, daß sie recht hatte. Nur wenige Dutzend Schritte vor ihnen, halb im Schatten des toten Staubdrachen verborgen, bewegte sich wirklich etwas. Er konnte nicht erkennen, ob es Mensch oder Tier oder etwas
anderes
war.
    »Glaubst du mir jetzt?« fragte Kiina.
    Skar gebot ihr mit einer warnenden Geste zu schweigen, machte eine zweite, befehlende Handbewegung, daß sie zurückbleiben sollte, und ging

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