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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ausgezehrter Totenschädel, in dem das Leben ganz allmählich erlosch. Er schauderte. Der Gedanke, Kiina auf die gleiche Weise sterben zu sehen, machte ihn fast wahnsinnig.
    »Und du kannst nichts für sie tun?« fragte er.
    »Für euch, Skar«, verbesserte ihn Yul. »Auch du warst in der Stadt.«
    Und er hatte eine ganze Menge mehr von dem Zeug eingeatmet als Kiina,
dachte er. Aber dieser Gedanke schreckte ihn überhaupt nicht. Wie immer war die Vorstellung des
eigenen
Todes für ihn so abstrakt, daß sie ihn kaum Furcht einzujagen vermochte.
    »Es ist lange her«, fuhr Yul fast hastig fort. »Was immer es ist, das diesen Staub so gefährlich macht, es scheint mit der Zeit seine Wirkung zu verlieren. Die Bewohner Elays starben binnen Sekunden. Das Mädchen, das am nächsten Tag in die Stadt ging, überlebte eine Stunde.«
    »Und die
Margoi
acht Tage«, sagte Skar bitter. »Danke, Yul —ich habe gesehen, wie sie starb. Ich lege keinen besonderen Wert darauf,
so
zu leben.«
    »Niemand spricht vom Sterben, Satai«, sagte Yul zornig. »Ich sagte, daß Kiina krank ist, nicht, daß sie stirbt.« Sie deutete auf das Bett hinter Skar. »Vielleicht sind ein paar Tage Ruhe alles, was sie braucht. Ihr Zustand bessert sich bereits. Und du«, fügte sie spöttisch hinzu, »bist augenscheinlich schon kräftig genug, dich mit mir zu streiten, statt über Dinge zu reden, die wichtiger wären.«
    »Zum Beispiel?«
    »Deine Zukunft«:, antwortete Yul. »Unsere Zukunft.«: Sie machte eine Handbewegung in die Richtung, in der Elay lag. »Du bist hierhergekommen, um Fragen zu stellen. Tu es.«
    Skar war irritiert und alarmiert zugleich. Der plötzliche Themenwechsel war nicht allein Yuls sprunghafter Art zuzuschreiben. Sie verschwieg ihm noch immer etwas. »Kannst du sie beantworten?« fragte er.
    »Das sage ich dir, wenn du sie gestellt hast«, versetzte Yul spöttisch.
    Skar funkelte sie an, aber er beherrschte seinen Zorn auch diesmal noch. Yul war ein geschwätziges altes Weib, das war alles. Er würde mehr — und vor allem schneller — von ihr erfahren, wenn er sie reden ließ, so schwer es ihm auch fiel. Er begann Fragen zu stellen. Und Yul beantwortete sie, so gut sie konnte.
    Er träumte auch in dieser Nacht wieder, und es war wie eine ge-treuliche Wiederholung seines ersten Alptraumes; nicht was seinen Inhalt, wohl aber, was die Art seines Verlaufes anging: Wieder war sein Denken sonderbar zweigeteilt, als rängen hinter seiner Stirn zwei völlig unterschiedliche Wesen um die Vorherrschaft über seine Gedanken. Der eine logische — und schwächere — Teil versuchte zu verarbeiten, was er erlebt und von Yul erfahren hatte, aber das eine war unerfreulich und das andere wenig mehr als nichts, denn die
Errish
hatte keine seiner Fragen beantworten können. Sie war Elay fern geblieben, solange es sich unter dem Einfluß des Wächters befand, und von den Legenden der Quorrl wußte sie entweder nichts, oder sie wollte nicht darüber reden. Und die Hilfe, die er sich von den Ehrwürdigen Frauen versprochen hatte, konnte sie ihm nicht mehr geben.
    Der andere, unlogische — und stärkere — Teil seines Denkens war wieder im klebrigen Gespinst eines Alptraumes gefangen. Er sah sich selbst durch einen schwarzen Sumpf voller klebriger dünner Fäden rennen, die sich wie Schlangen oder lebendig gewordene Spinnweben um seine Füße zu ringeln versuchten, Kiina dabei wie ein hilfloses Kind mit sich zerrend und auf der Flucht vor einer körperlosen, entsetzlichen Gefahr. Aber dann drehte er sich im Laufen herum und sah, daß es gar nicht Gowennas Tochter war, die er mit sich zerrte, sondern eine ausgemergelte Greisin, kahlköpfig und mit einem Gesicht voller Geschwüre und eiternder Wunden, und als er aufschrie und sie loszulassen versuchte, konnte er es nicht, denn seine Hand war an ihrem Arm festgewachsen. Wo seine Finger ihre Haut berührten, begannen auch sie zu verfaulen, und er spürte, wie sich etwas in seine Seele einnistete und damit begann, seine Lebenskraft aufzusaugen wie ein Vampir das Blut seiner Opfer. Aber er
nahm
nicht nur, er
gab
auch: Die Leere in Skars Innerem füllte sich mit Zorn, mit mörderischem, — noch — ziellosem Haß, der ihn im Schlaf aufstöhnen und so heftig die Fäuste ballen ließ, daß es weh tat.
Töten!
wisperte eine Stimme in seinen Gedanken.
Vernichten. Zerreißen. Zerstören. Töten.
Gleich was und wen.
    Wie in der Nacht zuvor wurde der Traum plötzlich irreal; aus den Schreckensbildern

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