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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte sie.
    Auch Skar blickte nach Süden. Obwohl seine Augen ein halbes Menschenalter jünger als die Yuls und zweifellos schärfer waren, dauerte es Sekunden, bis auch er den winzigen, dreieckigen Schatten im Himmel gewahrte, der sich dem Lager in lautlosem Segelflug näherte.
    »Komm«, sagte Yul. »Gehen wir ihr ein Stück entgegen. Sie bringt Neuigkeiten von deinem Freund Titch.«
    Die
Errish
kam rasch näher. Sie ritt die große Daktyle, auf der Skar selbst in der vergangenen Nacht gesessen hatte, und er hatte ja erlebt, wie schnell der riesige Drachenvogel war. Sie hatten das Lager kaum halb durchquert, als die Daktyle auch schon mit weit ausgebreiteten Flügeln zur Landung ansetzte und hoppelnd zur Ruhe kam.
    Anschi sprang aus dem Sattel, noch ehe die Daktyle ihre Schwingen zusammengefaltet hatte. Allein ihre Art, sich zu bewegen, verriet Skar eine Menge über den Gemütszustand, in dem sie sich befand. Ihr Gesicht flammte vor Zorn, als sie auf Yul und ihn zukam.
    »Diese... diese
Tiere!«
sagte sie aufgebracht. »Diese verdammten Bestien!«
    »Sprichst du von den Quorrl?« fragte Skar alarmiert. Was war geschehen?
    »Ja, das tue ich«, fauchte Anschi. »Ich spreche von deinen Freunden, diesem Monstrum Titch und den anderen Fischgesichtern!«
    »Anschi!«
    Yuls Stimme klang eher verzeihend als scharf, aber die junge
Errish
fuhr trotzdem zusammen und blickte ihre Lehrerin vergebungheischend an.
    »Verzeiht, Herrin«, sagte sie. »Ich weiß, ich sollte nicht so reden, aber...«
    »Was ist geschehen?« fragte Skar. »Hattest du Streit mit Titch?« »Sprich, Kind«, sagte Yul, als Anschi nicht sofort antwortete, sondern ihn nur voller Feindseligkeit anstarrte. »Berichte. Du hast den Quorrl meine Botschaft überbracht?«
    Anschis Lippen wurden zu einem dünnen, blutleeren Strich.
    »Ja, das habe ich«, antwortete sie. »Aber sie wollen nicht warten.« Sie wandte sich an Skar. »Ich soll dir von Titch ausrichten, daß du wüßtest, wo du ihn finden kannst, und daß er glaubt, du würdest seine Hilfe jetzt nicht mehr brauchen. Sie sind bereits aufgebrochen.«
    Sie starrte Skar so voller Feindseligkeit an, als wäre es
seine
Schuld, und irgendwie spürte er auch, daß es so war — ganz gleich, was die Quorrl taten oder unterließen, Anschi würde immer ihm die Verantwortung dafür zuschreiben, schon weil er es gewesen war, der sie hierhergebracht hatte.
    »Und was ist geschehen?« fragte er. Die Tatsache allein, daß Titch sein Wort nicht hielt, konnte schwerlich der Grund für Anschis Erregung sein. Ganz im Gegenteil wäre die junge
Errish
wahrscheinlich eher erleichtert gewesen, wären die Quorrl
nur
weitergezogen.
    »Die Verwundeten«, stieß Anschi hervor. »Titchs Krieger. Er hat sie getötet! Ich... ich habe ihm angeboten, sie hierzulassen, bei uns. Wir hätten sie gepflegt, bis sie wieder kräftig genug gewesen wären, ihm zu folgen. Aber er hatte nicht einmal darauf
geantwortet.
Dieses Ungeheuer hat sie getötet, vor meinen Augen.«
    Skar schwieg betroffen. Anschis Worte überraschten ihn nicht einmal wirklich. So rätselhaft ihm Titchs Persönlichkeit noch immer war, so vorausberechenbar waren seine Reaktionen als
Quorrl.
Er war auch nicht schockiert. Er machte sich nur Vorwürfe, den Quorrl allein gelassen zu haben. Er hätte wissen müssen, was geschah.
    »Das scheint dir überhaupt nichts auszumachen, wie?« fauchte Anschi, als er nicht so reagierte, wie sie wohl erwartet hatte. »Doch«, antwortete Skar ruhig. »Aber es ist nun einmal die Art der Quorrl, ihre Verwundeten zu töten, wenn sie sie nicht mitnehmen können.«
    »Es ist nicht deine Schuld, Kind«, sagte Yul sanft. »Und es steht uns auch nicht zu, über Titch zu urteilen. Er hat nach den Gesetzen seines Volkes gehandelt, wie wir nach den unseren.«
    »Er hat sie abgeschlachtet, wie Vieh«, protestierte Anschi. »Vor meinen Augen. Es war... unmenschlich.«
    »Titch ist kein Mensch«, erinnerte sie Skar, aber er spürte sofort, daß er damit alles höchstens noch schlimmer machte. Und er begriff plötzlich auch, warum: die
Errish
fühlte sich für das Ende der Quorrl verantwortlich.
    »Wohin ziehen sie?« fragte er rasch, ehe Anschi Gelegenheit fand, weiterzusprechen und sich vielleicht noch mehr in Rage zu reden. »Direkt nach Norden?«
    »Nein«, antwortete Anschi. »Ich habe ihnen geraten, einen Bogen um Elay zu schlagen, und ich hoffe, dieser dickköpfige Quorrl ist wenigstens klug genug,
darauf ZU
hören.« Plötzlich lächelte sie, aber

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