Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
feucht. Sie zitterte. Skar fuhr wütend zu Yul herum. »Wenn sie stirbt —«
    »Das wird sie nicht«, unterbrach ihn Yul. Etwas leiser und fast traurig fügte sie hinzu: »Jedenfalls hoffe ich es.«
    »Das solltest du auch«, sagte Skar gepreßt. »Denn sonst töte ich dich.«
    Er sah Anschis Schlag kommen, aber er machte keinen Versuch, ihn abzuwehren. Seine Lippe, die gerade zu bluten aufgehört hatte, platzte abermals. Trotzdem lächelte er.
    »Anschi! Skar!« sagte Yul streng. »Das reicht!«
    »Ja«, sagte Skar wütend. »Das finde ich auch.« Mit einem geringschätzigen Lächeln wandte er sich an Yul. »Also — worauf wartest du? Töte mich.«
    »Das habe ich nicht vor«, antwortete Yul ruhig.
    »So? Was —«
    »Es ist alles ganz anders, als du glaubst«, unterbrach ihn Yul, leise, aber in einem Ton, der ihn auf der Stelle verstummen ließ. »Ich weiß, daß dich das, was du siehst, erschrecken muß.«
    »Oh, wie kommst du darauf?« fragte Skar höhnisch. »Ich bin ein wenig irritiert, das gestehe ich. Du hättest mir deine... Freunde etwas eher vorstellen können. Aber in Zeiten wie diesen leiden manchmal die guten Manieren, nicht wahr?«
    Yul wirkte eher verletzt als zornig. Skar sah aus den Augenwinkeln, daß Anschi abermals auffahren wollte, aber Yul bremste sie mit einem mahnenden Blick.
    »Wir sind nicht deine Feinde, Skar«, sagte sie. »Wir mußten vorsichtig sein. Vielleicht... habe ich einen Fehler gemacht, aber ich... mußte sichergehen.«
    »Uns wirklich in der Falle zu haben?«
    Yul ignorierte seine Antwort. »Es sind deine Träume, Skar«, sagte sie. »Etwas schleicht sich in unsere Träume. Und ich mußte sichergehen. Niemand weiß mehr, wer der andere ist, nicht einmal ich. Diese Wesen hier —«
    Es begann mit einem kaum hörbaren, peitschenden Laut, dem ein hohes, boshaftes Sirren folgte, hell und tödlich und rasend schnell näher kommend; ein Laut, den Skar nur zu gut kannte und der ihn den Rest von Yuls Antwort gar nicht mehr hören ließ.
    Alles geschah gleichzeitig:
    Skar ließ sich fallen. Yul verstummte mitten im Wort, und der
Ultha
hinter Skar machte eine rasend schnelle, zupackende Bewegung, die seinen Hals nur um Millimeter verfehlte und einen handlangen Streifen blutiger Haut aus seiner Schulter riß. In der gleichen Sekunde traf der Pfeil das Auge des
Ultha
rechts hinter Yul und tötete ihn auf der Stelle.
    Und etwas in Skar übernahm die Kontrolle über sein bewußtes Denken.
    Es war nicht die entsetzliche Dämonenkraft seines Dunklen Bruders, sondern seine Reflexe und Instinkte als Satai, schnell und präzise wie immer, aber gespeist von einem Zorn und einer Furcht, wie er sie beide nie zuvor in dieser Intensität verspürt hatte. Blitzschnell rollte er zur Seite, warf sich mitten in der Bewegung herum und sprang auf die Füße, federte zurück und zur Seite und riß sein
Tschekal
aus dem Gürtel, alles in einer einzigen Bewegung und fast schneller, als das Auge ihr zu folgen vermochte.
    Seine Vermutung, was den
Ultha
betraf, war richtig gewesen —das Monstrum
war
schneller als ein Mensch, mindestens zehnmal. Aber es war nicht schnell genug.
    Skars Schwert zuckte hoch. Die Klinge aus unzerstörbarem Sternenstahl beschrieb einen blitzschnellen Halbkreis vor den zupackenden Klauen des Monsters und trennten sie ab. Der
Ultha
stieß einen hohen, trällernden Laut aus und fiel vornüber, versuchte aber trotz seiner fürchterlichen Verletzung noch nach ihm zu greifen. Dunkles Insektenblut besudelte Skar, als er das Schwert ein zweites Mal herabsausen ließ und den Schädel der Bestie zertrümmerte. Das Monster fiel, wälzte sich kreischend auf dem Boden und schrie, ein unglaublich hoher,
schriller
Laut, der Skars Schädel zum Zerbersten zu bringen schien. Er taumelte zurück, schlug eine
Errish
nieder, die sich auf ihn stürzen wollte, und brachte sich mit einem Satz aus der Reichweite der verstümmelten Insektenarme, die im Todeskampf auf den Boden trommelten.
    Ein weiterer Pfeil zischte heran, verfehlte den zweiten
Ultha
hinter Yul um eine Handbreit und ließ einen Funkenschauer aus dem Feuer schießen, als er hineinfuhr. Skar wirbelte herum, war mit einem Satz bei Kiina und begriff, daß er zu spät kam. Der
Ultha,
der sie hergebracht hatte, beging keineswegs den Fehler, ihn anzugreifen, sondern tat etwas, das Skar vielleicht von einem menschlichen Gegner erwartet hätte, niemals aber von diesem gigantischen Insekt: Er packte Kiina, riß sie in die Höhe und hielt sie wie

Weitere Kostenlose Bücher