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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ausdruck, aber Skar sprach nicht weiter. Plötzlich begriff er, daß es völlig gleich war, ob Del die Schlacht um Ikne gewann oder verlor — was zählte, war,
daß er sie führte!
Es war
Haß,
mit denen die
Sternengeborenen
ihre Gedanken vergifteten, und es waren Tod und Leid und Schmerzen, von denen sie lebten. Plötzlich hörte er noch einmal ganz deutlich Draks Stimme, die letzten Worte, die der sterbende Zauberer zu ihm gesagt hatte:
    Gebt acht, daß ihr euch nicht totsiegt, Satai.
    Und genau das würden sie tun, dachte Skar entsetzt. Selbst wenn sie siegten, würden sie am Ende verlieren, denn jeder Schwertstreich, jeder Tote, jeder Schmerz stärkte die
Sternengeborenen.
    »Selbst wenn es so ist«, sagte Anschi verstört. »Was sollen wir tun? Aufgeben?«
    »Vielleicht«, murmelte Skar. »Vielleicht besteht der einzige Weg, diesen Krieg zu gewinnen, darin, ihn zu verlieren.«
    »Du bist ja verrückt«, sagte Anschi. »Du —«
    Etwas geschah.
    Skar wußte nicht was, und er sollte auch später niemals eine wirklich befriedigende Erklärung für das finden, was er in diesem Moment...
sah? hörte? spürte?
Es war totenstill, und trotzdem war es, als glitte eine rasche, lautlose Woge aus Finsternis über den Himmel, eine Schwärze, die nicht nur die Abwesenheit von Licht bedeutete, sondern etwas Fremdes, Eisiges und Drohendes mit sich brachte und sich wie ein klammer Hauch über die Welt legte. Skar sah auf und blickte in den Himmel, sah erschrocken nach rechts und links und begegnete schließlich Anschis Augen, Augen, in denen sich die gleiche, ziellose Furcht spiegelte, die auch er mit einem Male empfand. Dann, Sekunden später, ertönte ein Geräusch; nichts, was er kannte oder zu identifizieren in der Lage war, das aber für sich so bedrohlich und furchteinflößend war wie die Woge körperloser Finsternis, die die Welt gestreift hatte wie der Atem eines finsteren Gottes.
    Skar hob die Hand, als Kiina aufstehen und an ihm vorbei in die Dunkelheit hinaustreten wollte. »Warte«, sagte er. »Irgend etwas ... stimmt nicht.«
    Kiina sah ihn fragend an, blieb aber gehorsam stehen und schwieg, denn in diesem Moment stand auch Anschi auf und lauschte einen Herzschlag lang mit schräggehaltenem Kopf in die Nacht hinaus. Sekundenlang blieb es still, beinahe schon wieder
zu
still, und dann hörte Skar es erneut, und diesmal ganz deutlich: ein helles, irgendwie...
metallisches
Peitschen, nicht besonders laut, fast an der Grenze des überhaupt Wahrnehmbaren, ein Geräusch so voller Feindseligkeit und Gefahr, daß er wie unter einer körperlichen Berührung zusammenfuhr. Sein Blick suchte die Felsen rings um das Lager ab. Nichts schien sich verändert zu haben: die Schatten der schlafenden Daktylen erhoben sich wie bizarre Felsformen in der Nacht. Nichts rührte sich.
    Anschi hob die Hand und deutete nach Norden. »Das kommt von dort«, sagte sie. »Von den Quorrl.«
    Skar blinzelte aus zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit hinauf. Es war so finster, daß es keinen Unterschied zwischen Himmel und Gebirge mehr gab, aber er sah den Höhlenausgang, vom roten Licht des Feuers erhellt wie eine blutige Wunde in der Nacht. War das ein Schatten, der sich davor bewegte? Und wenn ja, wessen?
    Wie zur Antwort auf diesen Gedanken erscholl plötzlich auch aus der entgegengesetzten Richtung dieses sonderbare, metallische Reißen, und als Skar und Anschi gleichzeitig herumfuhren, sah er etwas wie ein bleiches, grünliches Licht; einen unheimlichen, fahlen Schimmer, der für Augenblicke die Felsen erhellte und erlosch, ehe sie genau erkennen konnten, was es war.
    »Weck die anderen«, sagte Skar zu Anschi gewandt und fast im Flüsterton. »Ich sehe nach, was mit Titch ist.« Er ließ Anschi keine Gelegenheit, zu widersprechen, sondern fuhr herum und lief mit weit ausgreifenden Schritten durch das Lager.
    Kiina folgte ihm, obwohl er ihr mit heftigen Gesten signalisierte, zurückzubleiben. Aber dann lief er sogar langsamer, damit sie zu ihm aufholen konnte. Er fühlte sich einfach wohler, wenn sie in
seiner
Nähe war, statt in der der
Errish.
    Der Posten am Ausgang des Lagers vertrat ihm diesmal nicht den Weg, und auch die Daktyle reagierte nicht auf ihre Nähe, sondern schlief weiter, den Kopf zwischen die zusammengefalteten Flügel geschoben wie eine zu groß geratene Fledermaus. Etwas in diesem Anblick störte Skar, warnte ihn, wie ein lautloser Schrei aus seiner Seele, aber er wußte einfach nicht, was. Er lief weiter, streckte

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