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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Nicken signalisierte, daß er keine Geheimnisse vor ihr hatte. Aber auch dann nicht sofort — sie sah auf, wandte sich mit an die beiden
Errish
neben ihr und sagte ein Wort, das Skar nicht verstand. Die beiden jungen Frauen standen auf und gingen wortlos davon, und Anschi wartete, bis sie außer Hörweite waren.
    »Du hast recht, Skar — ich spüre es auch. Wir alle spüren es. Etwas... verändert uns. Und nicht nur uns. Das ganze Land ist eine Hölle. Jeder kämpft gegen jeden. Etwas schleicht sich in unsere Träume, und es... beeinflußt uns. Und es wird schlimmer.«
    Skar dachte an das, was Anschi ihm vor wenigen Stunden über Thbarg und das Drachenland erzählt hatte. War es die gleiche, böse Macht, die auch die Menschen — und Tiere — dort veränderte, dasselbe tödliche Flüstern, das ganz allmählich auch seine Seele zu vergiften begann?
    »Wie lange weißt du es schon?« fragte er.
    »Lange«, gestand Anschi. »Vom ersten Tag an. Es begann, als der
Wächter
nach Elay kam. Vielleicht schon früher. Aber ich dachte bisher, wir wären immun dagegen. Wir sind
Errish!«
Der letzte Satz klang gleichzeitig stolz wie auch nach einer Verteidigung. Skar antwortete nicht. Und auch Anschi verfiel für lange Sekunden wieder in quälendes Schweigen.
    Skar spürte, daß sie innerlich nicht halb so ruhig war, wie es den Anschein hatte. Hinter der Maske aus Erschöpfung und Ruhe brodelte es, und Skar dachte voller Sorge an die fast zwei Dutzend schlafender
Errish,
die vielleicht in genau diesem Augenblick dem bösen Flüstern der Träume ausgesetzt waren. Er wußte, daß sein Vorhaben gescheitert war, noch bevor Anschi weitersprach. Er kämpfte gegen einen Feind, der mit Worten nicht zu besiegen war. Aber mit Waffen auch nicht.
    »Wir können nicht zusammen bleiben«, sagte Anschi nach einer Weile. »Ihr… ihr dürftet nicht einmal dort oben sein. Wenn diese Quorrl wirklich deine Freunde sind, wie du behauptest, dann schick sie weg, Skar. Noch bevor die Sonne aufgeht.«
    »Kiina hat mir erzählt, daß du deine Mädchen zurückgehalten hast.«
    »Ich weiß nicht, wie lange noch. Noch gehorchen sie mir, aber… « Anschi sprach nicht weiter, sondern hob einen dürren Ast auf, zerbrach ihn in kleine Stücke und warf sie ins Feuer. »Es sind nicht nur die Träume, Skar«, sagte sie. »Sie können nicht vergessen, was gestern geschehen ist. Und ich auch nicht.«
    »Es war nicht Titchs Schuld.«
    Anschi lachte leise. »Als ob das eine Rolle spielt«, sagte sie. »Die Quorrl und wir sind Feinde, verstehst du das nicht? Wir waren es immer, und wir werden es immer sein, ganz egal, was passiert. Du weißt, warum.«
    Ja,
dachte Skar.
Weil ihr die Wahrheit kennt. Weil ihr wißt, daß die Quorrl im Recht sind, und wir die Eindringlinge. Die Diebe.
Und deshalb haßten sie sie. Er sprach es nicht laut aus, aber Anschi schien seine Gedanken deutlich auf seinem Gesicht zu lesen, denn plötzlich mischte sich Zorn in die Müdigkeit auf ihren Zügen.
    »Es sind nicht nur die Träume«, sagte sie zornig. »Ich sagte es bereits: wir sind
Errish.
Wir sind nicht so leicht zu beeinflussen wie deine Quorrl-Freunde oder ein paar
Tiere.
Die Mädchen können nicht vergessen, was geschehen ist. Yul und die meisten meiner Schwestern sind tot.«
    »Es war nicht ihre Schuld«, wiederholte Skar.
    »Es geschah, weil sie
da
waren«, beharrte Anschi. »Sie haben alles zerstört, wofür wir in den letzten Monaten gekämpft haben, und es spielt überhaupt keine Rolle, warum und wie. Selbst wenn ich dir helfen wollte, Skar, ich könnte es nicht einmal. Schon heute fiel es mir schwer, sie zurückzuhalten. Ich bin nicht Yul.«
    Die Offenheit dieses Eingeständnisses überraschte Skar. »Du widersprichst dir selbst«, sagte er ruhig. »Du —«
    »Es bleibt dabei, sie müssen gehen«, unterbrach ihn Anschi.
    »Dann begleite ich sie.«
    Anschi seufzte. »So weit waren wir schon einmal, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht«, sagte sie abfällig.
    »Seither hat sich nichts geändert. Jedenfalls nicht für mich.«
    »O doch, das hat es«, widersprach Anschi aufgebracht. »Etwas... geschieht hier, Skar. Etwas hat sich verändert, und ich weiß, daß du es ebenso deutlich fühlst wie ich.«
    Skar sah nach Süden, wo die Ebene lag, verborgen hinter den Schleier der Nacht, und er dachte an die Woge lebendig gewordener Finsternis, die er in seinem Traum gesehen hatte. Es war keine Einbildung gewesen. Der
Daij-Djan
hatte versucht, ihm etwas zu zeigen, nur war

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