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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wunde einem Wesen wie dem Quorrl nicht gefährlich werden konnte. Es war absurd — noch vor zwei Tagen hätte er nicht gezögert, den Quorrl zu töten, hätte es sich als nötig erwiesen. Aber seither war viel geschehen. Der Quorrl vor ihm war kein Tier mehr, und seine Welt war zerbrochen und zu etwas Neuem und Schrecklichem geworden, in dem die alten Werte nicht mehr galten.
    Dann hörte er ein Geräusch draußen auf dem Hang und begriff, wie verzweifelt klein sein Vorrat an Zeit noch war. Entschlossen trieb er den Dolch in die Handfläche des Quorrl, preßte den durchgebluteten Verband auf die Wunde und verknotete ihn, so gut er konnte.
    Er fand gerade noch Zeit, seine Spuren zu verwischen und sich in den schmalen Felsspalt am anderen Ende der Höhle zu zwängen, ehe die ersten Fackeln vor dem Eingang auftauchten.

E s wurde wieder Tag, bis die Quorrl erwachten, und wie Skar erwartet hatte, war es Titch, der die betäubende Wirkung des grünen Feuers als erster überwand. Das Erwachen schien sehr schmerzhaft zu sein; Titch begann zu stöhnen, als das erste Grau der Dämmerung in die Höhle kroch, aber es verging noch fast eine Stunde, bis er soweit war, die Augen aufzuschlagen und sich in die Höhe zu stemmen. Seine Augen waren verschleiert, und obwohl sein Gesicht eine ausdruckslose Maske aus Schuppen und Horn blieb, spürte Skar genau, daß er sich im ersten Moment nicht zurecht-fand. Dann fiel der Blick an Skar vorüber auf die reglos daliegenden Krieger.
    »Sie leben«, sagte Skar rasch. »Genau wie du.«
    Titch stemmte sich vollends in die Höhe. Er sagte kein Wort, sondern ging mit raschen Schritten an Skar vorbei und kniete neben dem Krieger nieder, der vor dem Eingang lag. Skar sah, daß er ihn rasch, aber sehr gründlich untersuchte, ehe er sich wieder aufrichtete und ihn fragend ansah. »Jarr ist fort.«
    »Nein«, antwortete Skar. »Sie haben Titch mitgenommen.«
    Titch sah ihn verwirrt an, und Skar fügte mit einer erklärenden Geste hinzu: »Den Quorrl in der goldenen Rüstung.« Er lächelte flüchtig, als Titch überrascht zusammenführ und an sich herabsah. Offensichtlich war ihm bisher nicht einmal aufgefallen, daß er nackt war.
    »Was ist passiert?«
    Skar sah nach draußen, ehe er antwortete. Der Morgen war so ruhig, wie die zweite Hälfte der Nacht gewesen war. Er hatte damit gerechnet, daß die
Errish
nicht nur die Höhle, sondern den gesamten Berg Zentimeter für Zentimeter untersuchen und nötigenfalls jeden Stein umdrehen würden, wenn sie endgültig begriffen, daß er nicht mehr da war. Aber das Gegenteil war der Fall gewesen: vier von Anschis Mädchen waren gekommen und hatten den Quorrl in Titchs Rüstung ächzend davongeschleppt, und das war alles.
    »Was ist passiert?« fragte Titch noch einmal. Skar sah auf und erkannte, daß er ein herumliegendes Kleidungsstück aufgehoben und flüchtig um die Hüften geschlungen hatte. Er sah lächerlich darin aus.
    Skar hob die Hand und streckte Zeige- und Mittelfinger aus.
    »Du schuldest mir jetzt zwei Leben.« Er versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht richtig. Beinahe verlegen stand er auf, ging zum Ausgang und blinzelte aus tränenden Augen hinaus. Er war müde, denn natürlich hatte er es nicht gewagt, in seinem Versteck im Stein zu schlafen; ganz davon abgesehen, daß er auch kaum Schlaf gefunden hätte.
    »Was... ist... geschehen?« fragte Titch zum dritten Mal und in völlig verändertem Tonfall. Seine Stimme klang herrisch, fordernd, fast drohend. Es war nichts Unterwürfiges oder auch nur Trotziges darin. Der Quorrl, der jetzt zu ihm sprach, war wieder der alte Titch, der Fürst seines Volkes, der es gewohnt war, zu befehlen, und ganz bestimmt nicht, einen Menschen um irgend etwas zu
bitten.
Er hörte Titchs Schritte hinter sich, und eine Sekunde später legte sich Titchs gesunde Hand auf seine Schulter, so fest, daß er um ein Haar vor Schmerz aufgestöhnt hätte.
    Bevor Titch ihn herumreißen konnte, drehte sich Skar mit einer erzwungen ruhigen Bewegung zu ihm um. Titch stand ganz dicht hinter ihm und starrte auf ihn herab, und für einen Moment, das spürte Skar ganz deutlich, waren sie wieder Feinde; nicht mehr Skar, der Satai, der längst kein Satai mehr war, und Titch, der Quorrl, der längst kein Quorrl mehr war, sondern nurmehr Mensch und Quorrl,
Sternengeborener und rechtmäßiger Herrscher dieses Planeten,
Feinde von Geburt an, die so verschieden waren, daß ein Zusammenleben einfach nicht möglich war, so wenig, wie

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