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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihm so verrückt, daß er im ersten Moment selbst davor zurückschreckte — aber es war seine einzige Chance, Titch zu retten. Wenn ihm Zeit genug blieb. Und wenn seine Kraft reichte.
    Skar ging zum Eingang der Höhe zurück, duckte sich in den Schatten der Wand und spähte aufmerksam ins Tal hinab. Über den Hang krochen die Lichtpunkte von Fackeln wie leuchtende Käfer, und der Wind trug die aufgeregten Stimmen der
Errish
zu ihm, die mittlerweile alle ausgeschwärmt zu sein schienen, um nach ihm zu suchen. Vielleicht, dachte er. Seine Chancen waren verzweifelt gering. Aber verzweifelte Pläne hatten die Eigenart, überraschend oft aufzugehen...
    Er lief zu Titch zurück, kniete ein zweites Mal neben dem Quorrl nieder und versuchte, ihn herumzudrehen. Im ersten Moment hatte es den Anschein, daß seine Kräfte einfach nicht ausreichten, die vierhundert Pfund des Quorrl zu bewegen, aber dann rollte Titch herum und fiel mit einem sonderbar weichen, unangenehmen Laut auf den Bauch. Sein Helm löste sich vollends und rollte davon. Skar fing ihn auf, legte ihn sorgsam neben sich und begann mit fliegenden Fingern, die kleinen Kupferspangen zu lösen, die Titchs Prunkrüstung zusammenhielten. Ächzend hob er das zentnerschwere Rückenteil des Panzers ab, nestelte an Titchs Beinschützern und Stiefeln herum und zerrte beides mit verzweifelter Kraft herunter. Als letztes löste er den Gürtel des Quorrl und zerrte den metallbesetzten Streifenrock zur Seite.
    Er brauchte fast zehn Minuten, den Quorrl völlig zu entkleiden, und dann noch einmal fast die gleiche Zeit, die kräftezehrende Prozedur bei einem zweiten Quorrl zu wiederholen. Die Anstrengung, den Krieger in Titchs Rüstung zu hüllen und diese wenigstens notdürftig zu befestigen, überstieg fast seine Kräfte. Aber er schaffte es, wenn auch vielleicht nur aus dem unerschütterlichen Wissen heraus, daß er ohne Titch verloren war.
    Als er fertig war, brach er einfach zusammen. Schwäche kroch wie ein lähmendes Gift in seine Glieder, und als er sie zurückdrängte, kam die Übelkeit. Skar kämpfte minutenlang gegen einen immer stärker werdenden Brechreiz an. Er war hilflos in diesen Augenblicken. Wären Anschi oder eines ihrer Mädchen jetzt in der Höhle erschienen, er hätte nichts anderes tun können, als sich zu ergeben.
    Aber das Schicksal oder die Götter — oder vielleicht auch nur der Zufall — schienen es ausnahmsweise einmal gut mit ihm zu meinen. Als er seine Schwäche weit genug überwunden hatte, um wieder zum Höhlenausgang zu kriechen, sah er, daß die Kette aus fackeltragenden Schatten bedrohlich näher gekommen war, aber nicht so nahe, daß ihm keine Zeit mehr blieb. Die
Errish
bewegten sich sehr langsam, in einer fast vollkommen geraden, weit auseinandergezogenen Kette, die den gesamten Hang überspannte. Sie wollten sichergehen, nicht an ihm vorbei zu laufen. Gut. So war
er
sicher, nicht im letzten Moment noch überrascht zu werden.
    Er ging zu dem Krieger in Titchs Rüstung zurück, streifte ihm den Helm über und begutachtete kritisch sein Werk. Die Täuschung kam ihm selbst lächerlich vor: der Quorrl war eine Handspanne kleiner als Titch, sein Gesicht schmaler und eine Spur blasser, und in der gewaltigen Prunkrüstung des Quorrl-Fürsten wirkte er fast verloren; wie ein Kind, das den Harnisch eines Erwachsenen angelegt hatte. Trotzdem: es war alles, was er tun konnte. Und dazu kam, daß für einen Menschen ein Quorrl normalerweise aussah wie der andere, und Anschi Titch nur ein paarmal gesehen hatte. Möglicherweise würde Kiina den Betrug bemerken, denn sie kannte Titch so lange wie er selbst, aber dieses Risiko mußte er einfach in Kauf nehmen. Die Alternative war, Titch zu opfern.
    Er ging zu dem Quorrl zurück, ergriff seine verletzte Hand und löste mit spitzen Fingern den Verband. Die Wunde in Titchs Handfläche blutete noch immer, und Skar fragte sich besorgt, wie lange der Metabolismus des Quorrl den ständigen Blutverlust noch ausgleichen konnte, ehe er einfach an Schwäche starb. Sorgsam schloß er die starren Finger des Quorrl zur Faust, bettete sie auf seiner Brust und wälzte Titch ein letztes Mal herum, so daß er auf dem Bauch zu liegen kam und sein Körper den verletzten Arm verbarg. Dann eilte er zu dem Krieger in Titchs Rüstung zurück, griff nach seiner rechten Hand und zog den Dolch.
    Er zögerte.
    Etwas in ihm sträubte sich dagegen, es zu tun, obwohl er wußte, daß er gar keine andere Wahl hatte, und die kleine

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