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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zwischen den mille-nienalten Kraterwänden so gut wie unsichtbar sein mußten. Skar bemerkte keinerlei Anzeichen von Leben oder gar einer Falle; kein Feuer, keinen Laut, keine Bewegung; aber plötzlich wurden sie von zwei weiteren Daktylen flankiert, die wie aus dem Nichts rechts und links ihrer Reittiere auftauchten, und ein dritter Drachenvogel kam ihnen entgegen, als sich ihre Daktylen mit schwerfälligen Bewegungen auf den Turm der alten Festung herabzuschrauben begannen.
    Skar sprang aus dem Sattel, kaum daß das Tier aufgesetzt hatte und ein paar ungeschickte Schritte gehoppelt war. Automatisch sah er sich nach Titch um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Die Gestalten von vier, fünf
Errish
hoben sich als flache Schatten auf der zerborstenen Turmplattform ab, das war alles.
    Er brauchte nichts zu sagen. Eines der Mädchen hob den Arm und winkte ihm, ihr zu folgen, während sich die anderen um ihre Tiere kümmerten oder mit seiner Begleiterin sprachen.
    Skar ging schneller los als nötig. Mochte die
Errish
ihren Schwestern erzählen, was in Ennarts Turm geschehen war. Er wollte nicht reden. Er hatte zu viele schlechte Nachrichten überbracht, als daß er noch Gefallen daran fand.
    Eine halb zerfallene, geländerlose Treppe führte im Innern des Turmes in die Tiefe. Das Mädchen geleitete ihn durch ein halbes Dutzend leerer, mit nichts als Steinen und dem Staub von Jahrtausenden gefüllter Räume und Korridore, bedeutete ihm, den Kopf einzuziehen und vorsichtig zu sein, und bückte sich unter einem niedrigen Türsturz hindurch. Erst als sie den Arm hob, bemerkte Skar den schwarzen Vorhang, der die Öffnung verschloß. Der Raum dahinter war groß und so verfallen und staubig wie der Rest der Ruine. Aber in einer Ecke brannte ein Feuer, vor dem Skar die beiden ungleichen Silhouetten Kiinas und Titchs erkannte. Ein Stück daneben, weiter von ihnen und der Wärme des Feuers weggerückt, als notwendig erschien, kauerten die Schatten zweier
Errish.
Bis auf das Mädchen, dessen Leichnam er im Raum der Daktylen gesehen hatte, schien fast allen die Flucht aus dem Turm gelungen zu sein.
    Skar bedankte sich mit einem stummen Kopfnicken bei seiner Führerin, ging zum Feuer und ließ sich Titch und Kiina gegenüber zu Boden sinken. Fröstelnd streckte er die Hände über den prasselnden Flammen aus. Er spürte erst jetzt, wie kalt es auf dem Rücken der Daktyle gewesen war. In seinen Fingern war kaum noch Gefühl.
    Kiina sah ihn mit einer Mischung aus Freude und Überraschung an, sagte aber kein Wort, während der Quorrl nur weiter blicklos in die Flammen starrte. Skar sah ein halbes Dutzend hastig angelegter, aber frischer Verbände auf seinen Armen und Beinen. Der Gedanke, daß er die Hilfe der
Errish
angenommen hatte, überraschte ihn ein wenig.
    »Wie lange seid ihr schon hier?« fragte er, als weder Kiina noch der Quorrl Anstalten machten, von sich aus zu sprechen.
    Titch reagierte überhaupt nicht, während Kiina nur in einer sonderbar matten Bewegung die Schultern hob. »Nicht lange.
    Eine Stunde. Eher weniger.« Sie seufzte. Im flackernden Schein der Flammen sah ihr Gesicht plötzlich wieder so krank und eingefallen aus wie das letzte Mal, als sie zusammen an einem Feuer gesessen hatten. »Wo ist Anschi?«
    »Tot«, murmelte Skar. Es fiel ihm überraschend leicht, das Wort auszusprechen. Aber eigentlich bedeutete es auch nichts.
    Es drückte nicht annähernd das aus, was er dabei empfand. Auch Kiina reagierte nicht darauf, und das wiederum war etwas, was Skar sehr erleichterte. Er wußte, daß sie Anschi gehaßt hatte —sie
mußte
es einfach, nach dem, was
sie
erlebt und erfahren hatte. Aber sie wirkte weder zufrieden noch erleichtert, sondern nur teilnahmslos, als hätte sie seine Worte gar nicht gehört.
    »Was ist passiert?« fragte Titch plötzlich. Er sah nicht einmal auf. Sein Blick blieb weiter starr in die Flammen gerichtet. Seine rechte Hand zupfte in einer unbewußten Bewegung an einem der frischen Verbände um sein Bein.
    Ich wollte, ich wüßte es,
dachte Skar.
Bei Gott, Titch, ich wollte, ich wüßte es.
Laut sagte er: »Der Turm brennt. Ich weiß nicht, ob sie ihn löschen können.« Er zuckte mit den Achseln, um seine Worte zu bekräftigen, und betrachtete nachdenklich seinen linken Arm. Er tat immer noch weh. Während des Rittes war er so angespannt gewesen, daß er den Schmerz kaum bemerkt hatte, aber jetzt war es, als stächen Millionen winziger feiner Nadeln in seine Haut. Der Schmerz war nicht

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