Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
der drei Quorrl lagen tot am Boden, der dritte krümmte sich stöhnend und preßte beide Hände auf eine lange, heftig blutende Schnittwunde in seinem Leib.
    Titch versetzte ihm einen Tritt, der ihn halb in die Höhe riß und gegen die Palisadenwand schleuderte. Der Quorrl kreischte vor Schmerz und versuchte gleichzeitig sein Gesicht zu decken und die Hand auf die Wunde in seinen Schuppen zu pressen, aber Titch riß ihn abermals in die Höhe und schlug mit aller Kraft auf ihn ein.
    »Titch!« schrie Skar. »Hör auf!«
    Titch hörte seine Wort gar nicht, sondern fuhr fort, wie besessen auf den Quorrl einzuschlagen. Skar versuchte ihn zurückzureißen, aber es war, als zerre er an einem Felsen; es gelang ihm nicht nur nicht, Titchs Arm zurückzuhalten, sondern er wurde im Gegenteil mitgerissen, als die Faust des Quorrl abermals mit voller Kraft im Gesicht des verwundeten Kriegers landete. Skar verlor ebenfalls das Gleichgewicht, prallte ungeschickt gegen die Palisade und wäre fast gestürzt.
    »Titch — hör auf!« rief Kiina beschwörend. »Wir brauchen ihn noch! Bring ihn noch nicht um!«
    Diesmal reagierte der Quorrl. Er riß den Verletzten zwar noch einmal in die Höhe, um ihn mit voller Wucht gegen die Palisadenwand zu werfen, aber seine geballte Faust verharrte plötzlich. Jeder einzelne Muskel in seinem gewaltigen Körper war gespannt; es sah aus, als zerre er mit aller Kraft an unsichtbaren Ketten, die ihn gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen zu ziehen versuchten. Aber dann ließ er die Faust wieder sinken und beschränkte sich darauf, den Quorrl festzuhalten, als er zusammenzubrechen drohte.
    Skar warf Kiina einen dankbaren Blick zu — den diese mit einem spöttischen Lächeln quittierte — und wich vorsichtshalber ein paar Schritte vor dem tobenden Quorrl zurück. In Titchs Gesicht mischten sich Mordlust und Verzweiflung zu etwas, das Skar sich plötzlich vor dem Quorrl fürchten ließ. Er spürte, daß Titch ihn töten würde, wenn er versuchte, sich zwischen ihn und seinen Gefangenen zu stellen.
    »Töte ihn nicht, Titch«, sagte Kiina noch einmal. Sie sprach schnell, hastig und mit schriller, beschwörender Stimme, aber aus irgendeinem Grund hörte Titch mehr auf sie als auf Skar. »Wir brauchen ihn. Frag ihn, was hier passiert ist. Frag ihn, warum sie das getan haben und wer ihnen den Befehl dazu gegeben hat.«
    Titch blickte sie einen Moment lang aus brennenden Augen an, ehe er wieder zu dem Quorrl herumfuhr. Er sagte ein einzelnes, scharf klingendes Wort in einem Quorrl-Dialekt, den Skar nicht verstand. Die Antwort des Kriegers bestand nur aus einem störrischen Kopfschütteln.
    Titch schlug ihn, nicht mit der geballten Faust, wohl aber mit aller Kraft, so daß der Kopf des Quorrl wuchtig gegen die Wand flog. Der Krieger stöhnte, aber das trotzige Funkeln in seinen Augen blieb. Titch schlug ihn wieder, und mit noch mehr Kraft. Die Wange des Quorrl platzte auf. Blut lief über seine dunkelgrünen Schuppen.
    »Bring ihn nicht um, Titch«, sagte Skar warnend.
    Titch funkelte ihn an. »O doch, das werde ich«, antwortete er. »Das werde ich sogar ganz bestimmt. Es liegt nur bei ihm, ob ich es schnell oder langsam tue.
Sehr
langsam«, fügte er mit einem drohenden Blick auf den wimmernden Gefangenen hinzu. Der Quorrl starrte abwechselnd ihn und Skar an, und Skar war sehr sicher, daß er ihre Sprache verstand.
    »Wenn du ihn folterst, bist du nicht besser als sie«, sagte er. »Und?« Titch lachte schrill. »Wer hat gesagt, daß ich das will?
    Er ist ein Quorrl, ich bin ein Quorrl. Wir sind doch nur Tiere.
    Aber er wird antworten, keine Sorge. Die Frage ist nur, wie lange es dauert.«
    »Titch, du —«
    »Warum«, fiel ihm der Quorrl zornig ins Wort, »gehst du nicht zurück in die Stadt und suchst nach einem Quartier für die Nacht?«
    Skar setzte dazu an, zu widersprechen. Aber dann sah er das warnende Funkeln in Titchs Augen und schwieg. Ohne ein weiteres Wort wandten Kiina und er sich um und ging in die tote Stadt hinein.

E s verging mehr als eine Stunde, bis Titch zu ihnen zurückkam. Seine Hände waren voller Blut, das nicht das seine war, und sein Gesicht starr. Skar widerstand der Versuchung, ihn sofort zu fragen, was er erfahren hatte, und zu seiner Überraschung schwieg auch Kiina (die im übrigen während der gesamten Zeit kein einziges Wort mit Skar geredet hatte). Sie stand einfach wortlos auf, nahm einen Krug mit Wasser von einem Regal und schenkte eine hölzerne Schale voll,

Weitere Kostenlose Bücher