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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sonderbare Verhalten des Quorrl zu bedeuten hatte.
    »Warum nicht?« sagte Titch nach einer Weile, ganz leise und eher zu sich selbst als an Skar oder Kiina gewandt. »Wenn schon alles sinnlos geworden ist, warum dann nicht auch noch das?«
    Er atmete tief und hörbar ein, drehte sich wieder herum, sah erst Kiina, dann Skar nachdenklich an und verwandelte sich jählings wieder von einem gebrochenen Mann in den kraftstrotzenden, Stärke und Zuversicht ausstrahlenden Krieger, als den Skar ihn kennengelernt hatte.
    »Kannst du reiten?« fragte er.
    »Das hast du mich schon einmal gefragt. Hast du
diesmal
ein Pferd?«
    »Fünf Stück«, antwortete Titch. »Wahrscheinlich sogar mehr.
    Sie sind nicht zu Fuß gekommen. Und sie brauchten Tiere, um die Gefangenen abzutransportieren. Ich weiß nicht, wo sie sind, aber die Stadt ist nicht sehr groß. Wir werden sie finden.«

S ie verließen die Stadt noch in der gleichen Stunde. Während der nächsten beiden Tage und Nächte ritten sie weiter nach Norden, aber auch zurück in den Osten. Sie hatten nicht nur fünf, sondern ein ganzes Dutzend Pferde gefunden, die sie allesamt mitnahmen, so daß sie die Tiere oft wechseln konnten und nur Pausen einzulegen brauchten, wenn
sie
erschöpft waren. Skar schätzte, daß sie an die zweihundertfünfzig Meilen zurücklegten, ohne etwas anderes als monotone, scheinbar endlose Wälder und noch eintönigere, noch endlosere Ebenen aus karstartigem Gestein und dürren graugrünen Dornenbüschen zu sehen. Von Titch hatte er erfahren, daß es zahlreiche Gruppen wie die gab, auf die sie am ersten Tag gestoßen waren; kleinere und größere Einheiten schwerbewaffneter Soldaten, die auf der Suche nach heimkehrenden Kriegern die verstreut daliegenden Dörfer und Ortschaften bewachten oder die Wälder durchstreiften, so daß sie große Umwege in Kauf nahmen, um Straßen und Ansiedlungen aus dem Weg zu gehen. Trotzdem wurden sie zweimal fast überrascht: das erste Mal tauchte die Spitze eines Reitertrupps so überraschend vor ihnen auf, daß sie buchstäblich erst im allerletzten Moment in den Wald zurückweichen konnten, das andere Mal sahen sie in der Nacht ein Feuer zu spät; Titch war gezwungen, einen der Posten zu erschlagen und sich für Stunden von ihnen zu trennen, um eine falsche Spur zu legen, denn es war sicher, daß sie verfolgt wurden.
    In der dritten Nacht bekam Skar wieder Fieber. Seine Verletzung hatte ihm bisher erstaunlich wenig zu schaffen gemacht, die Wunde heilte gut und schmerzte fast gar nicht mehr, aber der rasende Flug hierher und der unmittelbar anschließende Gewaltritt waren für ihn zu viel. Den Weg hierher hatte er mit Kraftreserven bewältigt, die er eigentlich nicht antasten durfte; dem geheimen Reservoir an Lebenskraft, das tief in jedem Menschen schlummerte, das ein Satai aber ungleich besser zu nutzen verstand. Aber auch diese Reserven waren irgendwann einmal aufgebraucht, und dieser Moment schien jetzt erreicht zu sein.
    Bis zum Morgen war das Fieber so weit gestiegen, daß er zu phantasieren begann. Er stürzte zweimal vom Pferd, bis Titch ihn kurzerhand am Sattel festband. Er verlor ein paarmal das Bewußtsein, und im Laufe des Tages begannen sich seine Sinne so weit zu verwirren, daß er kaum noch etwas von dem registrierte, was um ihn herum und mit ihm geschah. Irgendwann hörte der Wald auf, und dann waren Stimmen da und Bewegung und große geschuppte Schatten, die sie umgaben. Und dann nichts mehr.
    Irgendwie begriff er, daß man ihn vom Pferd hob und wegtrug; es waren sehr starke Hände, die ihn hielten, viel stärker als die Kiinas, stärker sogar noch als die Titchs, und irgendwann im Verlauf der folgenden Nacht registrierte er auch noch, daß er wieder in einem Zimmer war, nicht mehr auf einem Lager unter freiem Himmel. Etwas war falsch an diesem Raum, und an den Gestalten, die ihn umgaben und sich um ihn sorgten, aber sein Vermögen, war zu denken, reichte nicht mehr aus, zu ergründen,
was
so falsch und bedrohlich an diesen Eindrücken war.
    Als er erwachte, war es wieder Morgen. Durch ein schmales, sehr hohes Fenster direkt neben seinem Bett fiel staubdurchwo-benes Sonnenlicht auf sein Lager, und sein linker Arm tat entsetzlich weh; jemand machte sich daran zu schaffen. Er begriff instinktiv, daß es der Schmerz gewesen war, der ihn weckte, und er versuchte ebenso instinktiv, den Arm wegzuziehen. Er konnte es nicht. Der Schmerz wurde noch schlimmer, als eine harte, horngepanzerte Hand nach seinem

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