Eobal (German Edition)
eingeschlossen.«
Daxxel seufzte. »Uns bleiben achtundvierzig Stunden, Eobal zu verlassen. Sind wir danach noch hier, schützt uns kein diplomatischer Status mehr und Volgaan kann mit uns machen, was er will. Geschickter Schachzug. Wir sind in jedem Falle aus dem Spiel, und ehe nicht sowohl ein neuer turulianischer als auch terranischer Geschäftsträger auftaucht, wird gar nichts passieren. Sehr klug.«
»Ja. Aber warum? Wer hat ein Interesse daran, uns jetzt loszuwerden?«
»Gute Frage. Und mir fällt eine Antwort ein, die das Ganze noch um einiges unappetitlicher macht. Zant, Sie packen mit Nero alles zusammen und buchen den letzten Liner zur Erde vor Ablauf der Frist. Schicken Sie ein Hypergramm nach Terra. Ich muss zur meranischen Botschaft. Jetzt. Sofort.«
Daxxel erhob sich.
Ihm blieben noch 48 Stunden.
Er gedachte sie zu nutzen.
Kapitel 12
Die meranische Botschaft sah immer noch imposant aus, die Wachmänner vor der breiten Eingangstür wirkten immer noch bedrohlich und zu jeder Bluttat bereit und die Empfangsdame war mindestens genauso exotisch wie letztes Mal LedaNahir, aber Daxxel nahm von alledem nichts wirklich wahr. Mit aller Entschlossenheit stürmte er ins Foyer, bereit, hier so lange auszuharren, bis der Botschafter ihn empfing, und nötigenfalls lautstark auf einem Gespräch zu bestehen.
Dieser Fall trat nicht ein.
Die Dame im Empfang sah ihn gelassen an, als er direkt auf sie zusteuerte.
»Botschafter Daxxel?«
»Ja, ich …« Sie hatte ihn nicht Konsul genannt.
»Seine Exzellenz erwartet Sie bereits!«
Das nahm ihm endgültig den Wind aus den Segeln. Er stotterte ein paar Dankesworte, dann ließ er sich, folgsam wie ein Lamm, das Treppenhaus hinauf in die Räumlichkeiten des meranischen Botschafters geleiten. RagaNahir empfing ihn wie einen alten Freund, auf dessen Ankunft er sehnsüchtig gewartet hatte. Daxxel durfte sich setzen – in den gleichen Sessel wie bei seinem ersten Besuch – und ehe er auch nur etwas sagen konnte, standen bereits frischer Kaffee und angenehm duftendes Gebäck für ihn bereit.
Er war ein ganz kleines bisschen überwältigt.
»Sie haben eine schwere Zeit hinter sich«, begann RagaNahir und wirkte für eine Echse erstaunlich mitfühlend. »Bitte, nehmen Sie sich vom Gebäck. Es ist eine meranische Spezialität, von der man mir versicherte, dass sie dem terranischen Gaumen schmeichelt.«
Fast gegen seinen Willen ergriff Daxxel einen der kleinen Kuchen und biss ab. Das Backwerk zerging in seinem Mund, und was auch immer für Zutaten zu seiner Herstellung benutzt worden waren, es löste beinahe so etwas wie Glückseligkeit in ihm aus. Es war ein Gedicht. »Schmeicheln« war eine Untertreibung. Anstatt sogleich mit seinen Fragen loszulegen, musste er einfach das ganze Stück bis auf den letzten Krümel verspeisen. Auch RagaNahir begnügte sich nicht mit der Rolle des Beobachters, sondern griff mit spitzen Klauen zu. Soweit Daxxel das beurteilen konnte, genoss er die Speise mindestens ebenso sehr.
»Nun aber zum Grund Ihres Besuches«, sagte der Meraner schließlich. »Wenn ich nicht völlig falsch informiert bin, wurde ein Mitglied Ihres Stabes gestern Nacht Zeuge eines höchst bedauerlichen Vorfalls.«
Daxxel nickte fast automatisch. »Höchst bedauerlich«, sagte er, um überhaupt etwas zu sagen.
»Sie wollen von mir wissen, in welchem Verhältnis das Kalifat zu dem Toten stand – beziehungsweise vielmehr, in welchem Verhältnis ich selbst als Geschäftsträger zu dem Ermordeten gestanden habe. Ist das korrekt?«
»Das ist richtig, aber …«
»Dann lassen Sie mich Ihnen erst einmal sagen, dass wir nicht von einer Verstrickung Ihrer Mitarbeiterin in diesen Mordfall ausgehen. Das haben wir auch den zuständigen Behörden so übermittelt.«
Daxxel nickte jetzt sehr langsam. Ihm fiel keine passende verbale Antwort ein.
»Besagter Meraner – sein Name war Goma – gehörte nicht zu meinem Personal. Er hielt sich als Privatperson auf Eobal auf.«
»Was hat er hier gemacht?«
RagaNahir imitierte ein terranisches Achselzucken.
»Wir haben erst mit seinem Tod von seiner Anwesenheit erfahren. Er war hier nicht registriert, obgleich wir unseren Staatsbürgern immer sehr ans Herz legen, sich bei der Botschaft zu melden und in ein Register eintragen zu lassen. Aber hier, jenseits der Grenzen des Kalifats, und gerade auf einer Welt wie dieser, bleibt es eben auch nur bei einer dringenden Empfehlung. Das dürfte bei Ihnen nicht anders sein, kann ich
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