Eobal (German Edition)
darstellte, vermochte ihn das nicht aufzumuntern.
Nachdem beide ihre Darstellungen beendet hatten, senkte sich Stille über den Raum. Sie waren in Gedanken versunken und versuchten, sich einen Reim auf das Geschehene zu machen. Es war schließlich Daxxel, der das Wort wieder ergriff.
»Für mich gibt es jetzt folgende Unbekannte in der Gleichung: Wer sind diese Geschäftspartner, vor denen Helifek offenbar einen gehörigen Respekt zu haben scheint? Welche Rolle spielt die meranische Botschaft in dieser Angelegenheit? Warum war dieses Konsulat verwanzt, obgleich ich mit alledem nichts zu tun gehabt hatte? Was hatte Dhloma mit dem toten Meraner zu tun?« In Gedanken fügte Daxxel noch ein herzliches »Ich Trottel!« an, behielt es aber für sich.
»Ich habe vier Antworten auf diese Fragen«, sagte Zant. »Oder besser: Theorien. Helifeks Geschäftspartner sind die Hintermänner des Perlenhandels. Sie wollen, dass der Mord aufgeklärt wird, weil mit Dhloma einer ihrer wichtigsten Leute ums Leben gekommen ist und sie wissen müssen, woher die Gefahr kommt. Die meranische Botschaft hat mit Dhloma in seiner Funktion als Mitarbeiter des Geheimdienstes zusammengearbeitet, um den Perlenhandel zu unterbinden. Unser Konsulat war verwanzt, weil er herausfinden wollte, ob Sie etwas von alledem mitbekamen. Sie waren sozusagen sein Seismograph: Wenn sein enger Freund Daxxel nichts bemerkte, wäre seine Tarnung perfekt genug, um auch andere zu täuschen. Und der tote Meraner?« Zant runzelte die Stirn. »Da habe ich zwei mögliche Antworten. Alternative 1: Er war Mitarbeiter des meranischen Sicherheitsdienstes oder der Botschaft und hat ebenfalls ein wenig im eobalischen Untergrund herumgeschnüffelt, um dem Perlenhandel auf die Spur zu kommen. Ein Agent. Dhloma hat die Deckung des Pokerspiels dazu genutzt, mit ihm in Kontakt zu treten und sich auszutauschen.«
»Das ist zu umständlich gedacht«, wandte Daxxel ein. »Er hatte direkten Kontakt zu RagaNahir und die Meraner hätten ihm jede Kooperation gegen den Perlenhandel zugesichert. Die Perlen sind für Meraner ein Fluch, eine Nemesis. Bei diesem Thema wirft selbst der konservativste meranische Amtsträger jegliches politische Kalkül sofort über den Haufen. Und warum dann dieser Streit in der Kneipe neulich? Das leuchtet mir nicht ein.«
Zant nickte. »Mir auch nicht.«
»Also Alternative 2?«
»Ja. Etwas hat mich stutzig gemacht. Dhloma war offenbar ein schlechter Spieler, ob nun absichtlich oder aufgrund mangelnder Begabung. Ich tippe auf absichtlich.«
»Gut. Und weiter?«
»Er verlor absichtlich, weil er auf diese Art und Weise, ohne Verdacht zu erregen, größere Geldsummen an den Meraner übergeben konnte. Cole zufolge hat er gegen Goma am meisten verloren und ist nach größeren Verlusten immer schnell aus dem Spiel ausgestiegen. Alle hielten ihn für einen lausigen Spieler, der beim Meraner besonders leichtsinnig höherging, weil er Meraner nicht leiden konnte und Goma sozusagen stellvertretend eins auswischen wollte. Dabei war das wahrscheinlich abgesprochen: Dhloma wollte verlieren und hat Goma auf diese Art und Weise bezahlt.«
»Bezahlt? Wofür?«
Zant hob die Schultern. »Das ist die Frage. Goma wird es niemandem mehr erzählen können.«
»Sein Tod kam sehr ungelegen.«
»So was kommt immer ungelegen.«
»Eine Theorie, wie er getötet wurde?«
»Ich tippe mal auf Gift. Aber Volgaan wird uns sicher nichts verraten.«
Daxxel nickte versonnen.
»Volgaan nicht, aber RagaNahir vielleicht. Ich weiß jetzt genug für ein zweites Treffen mit dem meranischen Botschafter. Sie, Sergeant, halten sich erstmal bedeckt. Wenn Volgaan Sie vernehmen möchte, bestehen Sie auf meiner Anwesenheit. Mein diplomatischer Status schützt uns beide vor seinen Begehrlichkeiten, zumindest bis auf Weiteres. Ich werde sogleich einen Termin mit der Kalifatsbotschaft machen, am besten noch für heute. Ich denke doch, dass RagaNahir mich empfangen wird.«
Zant nickte und wollte offenbar noch etwas anfügen, als sich die Tür öffnete und Nero hereinkam. Wortlos übergab er Daxxel eine Folie mit einem Ausdruck.
»Was ist das?«, fragte Daxxel unwillig.
»Eine offizielle Depesche der eobalischen Regierung. Außenministerium.«
Daxxel öffnete sie, las und wurde blass.
»Vergessen Sie, was ich eben gesagt habe.« Er reichte sie an Zant weiter.
Zant überflog den Text und schüttelte den Kopf.
»Persona non grata? Sie?«
»Und damit Sie auch. Personal ist bei so was automatisch
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