Eobal (German Edition)
der Ferne war das Heulen von Polizeisirenen zu hören.
Heute war man offenbar auf Draht.
Kapitel 11
Es war entwürdigend, in halb zerrissener Kleidung aus einem Taxi geworfen zu werden.
Es war entwürdigend, wenn der Sturz direkt vor den Füßen von Commissioner Volgaan endete, einem Mann, dessen Freude an dieser Ermittlung mit jeder neuen Schwierigkeit erkennbar gesunken war.
Es war entwürdigend, wenn einem dabei auch noch eine Marinesergeantin der terranischen Streitkräfte zusehen durfte, die Jeans und T-Shirt trug und von zwei finster dreinblickenden Polizisten festgehalten wurde.
Es war erschreckend, wenn Jeans und T-Shirt obendrein mit einem feinen Film getrockneten Blutes überzogen waren.
Daxxel rappelte sich auf.
Und es war außerdem bezeichnend, dass sich keiner der Polizisten um das davonbrausende Taxi kümmerte, dessen Fahrer ihn so unsanft vor dem Konsulat abgesetzt hatte.
Der terranische Konsul versuchte, Würde zu bewahren. Er klopfte sich den Staub aus der Kleidung, die den Unfall und die nachfolgende Behandlung nicht spurenlos überstanden hatte, reckte sich und musterte Volgaan mit der gleichen Verachtung, die dieser ihm auch entgegenbrachte.
Daxxel war sauer.
Und Volgaan war ein passendes Opfer.
Der Commissioner öffnete den Mund. Doch er kam nicht dazu, auch nur ein Wort zu sagen.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Daxxel mit Schärfe in der Stimme und wies auf Zant.
»Ich hatte gehofft, Sie könnten mir das erklären«, erwiderte Volgaan. »Das Blut …«
»Das habe ich nicht gemeint. Warum wird sie festgehalten?«
»Wir haben sie neben einem toten Meraner in einer zwielichtigen …«
»Sie steht unter Anklage?«
Volgaan zögerte. »Nein.«
»Sie ist Mitglied des Diplomatischen Corps. Sie genießt Immunität. Wurde sie zur Persona non grata erklärt?«
»Nein, aber …«
»Dann wird man sie sofort loslassen. Sofort!«
Daxxel starrte Volgaan an. Seine Haltung betonte, dass er die Konversation nicht fortzusetzen gedachte, ehe seine Forderung nicht erfüllt wurde. Der Polizeichef gab seinen Leuten einen Wink und sie ließen Zant frei. Sie rieb sich die Arme, die Druckstellen aufwiesen.
»Alles in Ordnung, Sergeant?«, fragte Daxxel.
Sie nickte. Daxxel wandte sich wieder an Volgaan.
»Sie wollen mich sprechen, Commissioner?«
Der Mann streckte sich. »In der Tat! Ich …«
»Machen Sie einen Termin mit meinem Protokollroboter!«, fuhr ihm Daxxel dazwischen und steuerte auf die Eingangstür des Konsulats zu. »Ich habe zu tun.«
»Aber …«
»Einen Termin. Vielleicht morgen.« Daxxel stand bereits vor der Tür und öffnete sie. Zant folgte ihm schweigend. Als sie eingetreten waren und Daxxel die Tür schloss, sah er noch kurz Volgaans verärgertes Gesicht. Vor seinen eigenen Leuten gedemütigt.
Daxxel ging es gleich viel besser.
Die Maske herrischer Männlichkeit, die er bis hierher getragen hatte, fiel allerdings von ihm ab, kaum dass die Tür zu war. Er seufzte, lehnte sich an die Wand und starrte auf Zants Shirt. Das getrocknete Blut hatte sich wie eine formgenaue Schale um ihren Busen gelegt. Daxxel rieb sich die Augen. Für derlei Betrachtungen war jetzt wirklich keine Gelegenheit.
»Der meranische Kartenspieler?«, fragte er nur. Sie nickte.
»Haben Sie ihn getötet?« Sie schüttelte den Kopf.
»Dann sprechen wir später. Ich will duschen. Sie wollen duschen. Und wir müssen schlafen.«
Zant nickte erneut und wandte sich ab. Ihre Privatunterkünfte waren zwei Häuser weiter in einem Wohnblock angemietet. Das Konsulat hatte einen Hinterausgang, von dort führte ein Gehweg direkt in den Hof des Gebäudes. Es war typisch für Volgaans »Gründlichkeit«, dass er diese Tür offenbar nicht beobachten ließ, jedenfalls konnte Daxxel niemanden erkennen.
*
Es dauerte sieben Stunden, ehe sie sich am frühen Nachmittag, nach einem verspäteten Brunch, im Büro des Konsulats trafen und einander von ihren Erlebnissen berichteten. Commissioner Volgaan hatte erfreulicherweise keinen Terminwunsch bei Nero hinterlassen. Im Grunde hatte Daxxel das auch nicht erwartet. Es gab Dinge, für die war sich der Polizeichef schlicht zu fein. Mit dieser Abfertigung hatte sich Daxxel einen Feind fürs Leben geschaffen. Es war ihm herzlich egal. Der Frust über das Doppelleben seines Freundes Dhloma saß tief – konnte er ihn überhaupt noch einen Freund nennen? Und obgleich auch Josefine Zant ihn darauf hinwies, dass die bloße Behauptung Helifeks noch lange keinen Beweis
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