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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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wollte, kann ich nicht sagen. Ich bin ihnen nicht gefolgt.«
    »Wann war das?«
    »Letzte Woche. Das letzte Mal, dass ich Dhloma vor seinem Tod gesehen habe.«
    Das war interessant, und ihr Interesse musste ihr anzusehen sein, denn Cole wirkte plötzlich recht zufrieden mit sich und trank seinen zweiten Whisky in kleinen, kontrollierten Schlücken.
    »Was können Sie mir noch sagen?«, fragte sie schließlich. »Welchen Ruf hatte Dhloma hier?«
    Cole zuckte mit den Achseln. »Was heißt Ruf? Er kam, er spielte, er machte seine Späße, er hatte keine Schulden und er stritt kaum mit jemandem – dieses eine Mal war wirklich die absolute Ausnahme. Jeder wusste, dass er für die Botschaft arbeitete, aber die meisten haben erst durch die Nachrichten erfahren, dass er der Botschafter höchstpersönlich war. Aber im Grunde hätte das hier auch kaum jemanden interessiert. Er fiel nicht stärker auf als andere Turulianer, die sich hin und wieder hierher verirren.«
    Zant musste nur einen Blick in den mittlerweile gut gefüllten Raum werfen, um mindestens drei weitere Turulianer im Gewühl zu entdecken.
    »Kam er immer allein?«
    »Soweit ich weiß, ja.«
    »Hatten Sie Schulden bei ihm?«
    Cole lächelte schwach. »Er war kein guter Spieler. Ich habe ihn jedes Mal ausgenommen und er hat anstandslos gezahlt.«
    »Haben ihn alle ausgenommen?«
    »Ja, alle. Besonders Goma.«
    »Wieso das denn?«
    »Immer, wenn der Meraner ein gutes Blatt zu haben schien, auch wenn er vielleicht nur bluffte, war Dhloma wie vom Spielteufel besessen. Ich glaube, er wollte es dem Meraner einfach nur zeigen, schließlich sind Meran und Turulia nicht gerade eng befreundet. Er ist jedes Gebot mitgegangen und hat jedes Mal verloren. Das waren die einzigen Male, bei denen er richtig Geld abgedrückt hat. Danach war er meistens deprimiert und hat den Tisch verlassen. Wie gesagt, er wusste, wann er aufzuhören hat. Ich war immer traurig, wenn er ging. Er war eine sichere Bank, an der ich leicht verdient habe.«
    Cole sagte es, wie er es meinte, ganz aus der Perspektive des Berufsspielers. Man konnte ihm das nicht übel nehmen.
    »Noch irgendetwas?«
    Cole schüttelte den Kopf. Er schien wirklich alles gesagt zu haben und ihr fielen keine Fragen mehr ein. Sie seufzte und schob ihm seinen Schuldschein zu, den er sofort in kleine Stücke zerriss.
    »Und meine 5.000?«
    »Wie groß sind Ihre Schulden hier in der Bar, bei Carlotta?«, fragte sie.
    Cole sah sie zögernd an, dann nannte er eine höhere vierstellige Summe.
    »Ich werde die 5.000 Carlotta geben. Sonst würden Sie sich doch nur sofort wieder an den Spieltisch setzen.«
    »Was soll das? Sind Sie meine Mutter?«
    »Nein, aber mir ist das so lieber. Sie wissen doch schon lange nicht mehr, wann Sie aufhören müssen, oder?«
    Der Spieler sagte nichts.
    Sie stand auf, um ihre Ankündigung sogleich in die Tat umzusetzen, als die Tür zu dem Raum, in dem die Pokerrunde lief, mit Gewalt aufgestoßen wurde. Alle Köpfe wandten sich um, als Goma herausgestürzt kam, sich schwankend umsah, den Blick auf Zant heftete und auf sie zugewankt kam.
    Sie machte einen Schritt zurück. Cole glitt seitwärts vom Sitz und verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie ging unwillkürlich in eine Nahkampfhaltung.
    Goma kam kurz vor ihrem Tisch zum Stillstand und öffnete den Reptilienmund, als wolle er etwas sagen.
    Doch statt Worten kam ein Schwall Blut aus seinem Mund, klatschte auf den Tisch, ließ einen Sprühregen von Blutstropfen auf Zant niedergehen und dann fiel der schwere Körper des Meraners vornüber, krachte auf den Tisch, rutschte ein Stück durch die eigene Blutlache.
    Er zuckte einmal, dann noch einmal. Der Schwanz zitterte.
    Dann schien der Meraner zu seufzen und lag still.
    Zant wusste, dass er tot war. Blut floss immer noch aus dem halb geöffneten Mund. Es war keine äußere Wunde zu erkennen, also war er entweder sehr krank gewesen oder …
     … vergiftet worden.
    Stimmengewirr erhob sich. Gäste verließen den Schankraum. Carlotta tauchte in der Tür auf und starrte ungläubig auf den Toten.
    Goma hatte Zant eine Klauenhand entgegengestreckt. Sie beugte sich vor, tat, als wolle sie den Meraner untersuchen, verdeckte dabei die Hand mit ihrem Körper und löste etwas aus seinem starren Griff, steckte es unbesehen ein.
    »Platz! Platz machen«, röhrte der Barkeeper und kam mit dem Rausschmeißer näher. »Verschwindet!«
    Zant trat wieder einen Schritt zurück.
    Cole hatte sich bereits in Luft aufgelöst.
    In

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