Eobal (German Edition)
Gespräch auch einmal die Nase vorn hatte.
»Das wirft ein gewisses Licht auf Gomas Rolle«, meinte Leda. »Entweder er wurde von Dhloma für gewisse Dienste bezahlt …«
»… oder dafür, etwas nicht zu tun«, vervollständigte Daxxel den Satz.
»Erpressung?«
»Es gab offenbar so einiges, mit dem man Dhloma erpressen konnte.«
»Aber nicht mehr, nachdem ich ihm angedroht hatte, unsere Verdachtsmomente öffentlich zu machen«, wandte RagaNahir ein.
Daxxel nickte. »Das stimmt. Aber wusste Goma davon?«
»Wenn Goma den Turulianer erpresst hat, warum dann ihn umbringen? Umgekehrt, ja, das kann ich verstehen, aber so?«, fragte Leda.
»Ich sage nicht, dass Goma der Täter ist«, entgegnete Daxxel. »Aber seine Beziehung zu Dhloma ist Teil des Puzzles. Leider ist mit seinem plötzlichen Tod auch die wichtigste Informationsquelle zu diesem Punkt versiegt. Ich weiß nicht recht, wo ich jetzt ansetzen soll. Haben Sie irgendeine Idee?«
Erneut der schnelle Blickwechsel zwischen den beiden Meranern. Sie schienen schon auf eine lange und vertrauensvolle Zusammenarbeit zurückblicken zu können. Daxxel horchte einen Moment in sich hinein. War da etwa ein kleines bisschen Eifersucht in ihm hochgekommen? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen.
Er schob den Gedanken zur Seite.
»Wir können Ihnen da auch nichts raten«, erklärte RagaNahir mit bedauerndem Unterton. »Unsere eigenen Zugänge sind sehr begrenzt, deswegen hatten wir uns von der Zusammenarbeit mit Dhloma ja auch so viel versprochen. Ich persönlich würde natürlich mit der eobalischen Regierung konferieren, aber wie ich sehe, hält sich die Freude der offiziellen Stellen über Ihre Anwesenheit doch sehr in Grenzen.«
Daxxel kniff die Augen zusammen. »Ihre Beziehungen zu diesen offiziellen Stellen sind ungetrübt«, stellte er fest.
»Was schlagen Sie vor?«, fragte LedaNahir sofort.
»Können Sie herausfinden, wer dafür verantwortlich ist, dass ich den Planeten verlassen soll?«
Ledas Augen wurden etwas runder, dann nickte sie in menschlicher Gestik.
»Das wäre in der Tat nicht uninteressant. Jemand musste aus der Deckung kommen, um Sie zur Persona non grata erklären zu lassen. Wenn wir schnell sind, lässt sich noch herausfinden, wer das war.«
»Dauert das lange?«
»Ich weiß es nicht.«
»Leda wird sich sofort darum kümmern und Sie informieren«, entschied RagaNahir. »Aber was wollen Sie mit dieser Information anfangen, selbst, wenn Sie sie noch rechtzeitig bekommen?«
Daxxel lächelte freudlos.
»Noch ein paar mehr Hühner aufscheuchen, Botschafter.«
Der Meraner neigte den Kopf.
Diese terranische Redewendung war ihm offenbar keinesfalls fremd.
Kapitel 13
Josefine Zant schloss die Transportkiste mit einem Ruck. Sie bezwang die Versuchung, sich noch draufzusetzen, um sicherzustellen, dass die Kiste tatsächlich zu war. Nachdem sie den Vormittag damit verbracht hatte, all das einzupacken, was im Notfallplan als wichtig eingestuft war, verspürte sie eine gewisse Erschöpfung. Nero, der Protokollroboter, hatte sich glücklicherweise als sehr hilfreich erwiesen. Sie wunderte sich, was für Krempel als wichtig galt, andererseits war das Konsulat klein, sodass die Definition hier offenbar etwas weiter ging. Zwei große Transportkisten, vornehmlich gefüllt mit physischen Datenspeichern, den Dienstsiegeln, Blanko-Formularen und Ausweispapieren, einigen technischen Gerätschaften sowie allem Bargeld und anderen Wertsachen, standen im Foyer des Gebäudes, ungefähr dort, wo neulich der tote Turulianer gelegen hatte. Nero, der nicht als wichtig galt und den man mit ausradiertem Speicher zurücklassen würde, summte geschäftig durch die Räume, um noch einmal nach möglicherweise relevanten Dingen zu suchen. Obgleich er darauf programmiert war, menschliche Gefühle nachzuahmen, und durchaus wusste, dass er das, was seine »Persönlichkeit« ausmachte, in Kürze verlieren würde, schien er dies keiner simulierten Regung für würdig zu erachten. Zant konnte sich gut vorstellen, wie sie auf einen um seine Existenz jammernden und händeringenden Roboter reagiert hätte – wahrscheinlich wäre die besagte Auslöschung dadurch nur vorverlegt worden.
Sie erhob sich seufzend, schaute auf die Uhr. Daxxels Gespräch mit RagaNahir schien in vollem Gang zu sein, sonst wäre er bereits wieder zurückgekehrt. Sie war schon gespannt, was er dort erfuhr. Ihr Magen meldete sich mit einem leichten Hungergefühl. Sie wollte gerade in der kleinen
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