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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Geste.
    »Wir sind verlobt. Mit der offiziellen Heirat wollten wir bis zu seiner Rückkehr nach Turulia warten, aber für uns war das wirklich nicht mehr als eine Formalie. Tief in unseren Herzen waren wir bereits untrennbar verbunden.«
    Trotz des reichlich schwülstigen Satzes kam Zant nicht umhin, Aufrichtigkeit im Habitus und in der Ausdrucksweise der Frau zu erkennen. Turulianer waren sehr emotionale Wesen und gaben diesen Gefühlen im Regelfalle beredt Ausdruck. Whiila machte nicht den Eindruck, als würde sie lügen.
    »Ich wusste nicht, dass er verlobt war. Sein Tod muss für Sie sehr schmerzhaft gewesen sein. Ich möchte Ihnen mein Beileid ausdrücken.«
    »Danke«, sagte Whiila leise. »Es war ein Schock. Ich wusste erst gar nicht, wohin und mit wem reden. Aber Dhloma hat immer sehr gut über Konsul Daxxel gesprochen und … na ja … ich wusste nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte. Die Botschaft ist geschlossen und man hat mich hierher verwiesen.«
    »Ich verstehe. Wie lange waren Sie schon verlobt?«
    »Oh … noch nicht so lang. Junges Glück, wenn Sie so wollen. Ich kannte ihn natürlich schon länger. Ich arbeite in der Außenhandelsvertretung eines großen Konzerns. Turulia hat enge Wirtschaftsbeziehungen zu Eobal, wie Sie sicher wissen.«
    Zant nickte.
    »Ich bin stellvertretende Leiterin der Dependance. Wir verkaufen Maschinenteile und Energieerzeuger. Wir haben einen ordentlichen Marktanteil. Ich habe Dhloma auf Empfängen der turulianischen Diaspora kennengelernt. Anfangs war es nur eine oberflächliche Bekanntschaft, doch wir vertieften sie mit der Zeit. Es dauerte eine Weile, bis wir unsere Gefühle füreinander entdeckten, aber sobald sich Dhloma für mich entschieden hatte, war uns klar, dass wir unsere Beziehung dauerhaft organisieren wollten. Wir trafen uns aus Gründen der Diskretion meist in meiner Wohnung. Es macht sich nicht so gut, wenn ein Botschafter Affären unterhält.«
    »Affären? Was Sie mir schildern, klingt recht harmlos.«
    Whiila zögerte, es war ihr offenbar etwas peinlich.
    »Ich bin verheiratet, müssen Sie wissen. Meine Ehe ist schon lange am Boden und mein Mann hat sich bereits vor geraumer Zeit anderweitig orientiert. Aber wir haben die Partnerschaft noch nicht offiziell gelöst und … na ja, in hohen politischen und wirtschaftlichen Kreisen bemüht man sich zumindest auf Turulia noch sehr, zumindest den Anschein zu wahren.«
    »Also haben Dhloma und Sie Ihre Beziehung geheim gehalten?«
    »Oh nein, dafür war sie zu leidenschaftlich! Nein, es ging lediglich darum, gewisse unsichtbare Grenzen nicht zu überschreiten. Es ist eine Sache, dass jeder weiß, wie wir zueinander stehen, und eine andere, dies auch offen zuzugeben und so zu tun, als wäre es völlig in Ordnung. Eine komplizierte Mischung von Schein und Wirklichkeit, etwas sehr turulianisches vielleicht.«
    Zant lächelte. »Nein, das ist auch den Menschen nicht unbekannt.«
    Whiila wedelte mit ihren vorderen Tentakeln. »Jetzt, wo Dhloma tot ist, wäre es schön, vor allem für seine wie auch meine Verwandten, wenn wir diesen Schein aufrechterhalten könnten. Das wird das Wissen um unsere Liebe nicht auslöschen, aber es wäre wirklich wünschenswert, wenn sie kein Gegenstand öffentlicher Diskussion würde – wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    »Ich denke schon. Um was für Dinge handelt es sich, die Sie zurückhaben wollen?«
    »Persönliche Gegenstände.«
    Zant wartete. Whiila druckste etwas herum.
    »Es handelt sich um … Kleidung.«
    »Ja?«
    »Nun, etwas … ungewöhnliche Kleidung. Turulianische Frauen tragen sie, um, nun ja, eine gewisse Stimmung zu erzeugen.«
    »Der Begriff dafür ist ›Reizwäsche‹«, sagte Zant hilfreich und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. Nach dem burschikosen Auftreten der Turulianerin vorhin war ihre peinliche Zurückhaltung bei diesem Thema durchaus amüsant.
    »Ja, das ist wohl die richtige Bezeichnung. Nun, ich … wir … hatten da einen durchaus … extravaganten Stil. Ein Turulianer würde, nun, von der Kleidung her, wie soll ich sagen …«
    »Auf gewisse Sexualpraktiken schließen?«
    Whiila wäre rot geworden, hätte ihre Physiologie das zugelassen. Ihr Schweigen war Antwort genug.
    »Können Sie diese Kleidungsstücke beschreiben? Vielleicht wird es uns möglich sein, sie noch diskret zu entfernen. Ich möchte Ihnen aber gleich sagen, dass der Konsul und ich in etwa 45 Stunden Eobal verlassen müssen. Ein neuer turulianischer Geschäftsträger

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