Eobal (German Edition)
wird nicht eher als in zwei Wochen eintreffen. In der Zwischenzeit werden allein die eobalischen Sicherheitskräfte Zutritt zu Dhlomas Privatgemächern haben.«
Whiilas Tentakelgewedel drückte Verachtung aus. Zant war einmal mehr für ihre gründliche interkulturelle Ausbildung dankbar, die ihr half, zumindest die grundsätzliche Gestik der Frau zu verstehen. Turulianer hatten aufgrund ihrer zahlreichen Gliedmaßen mengenweise Gestik zu bieten, und die Möglichkeiten der Nuancierung waren erheblich. Terraner konnten normalerweise nur die wichtigsten emotionalen Zustände voneinander unterscheiden. Die Details und Abstufungen, derer es sehr viele gab, blieben ihnen auch nach jahrelangem Studium oft verborgen. Zant versuchte gar nicht erst, mehr als nötig zu interpretieren.
»Ich danke Ihnen. Ich werde eine Liste machen«, sagte Whiila. »Dhloma wäre es sicher nicht recht gewesen, wenn man diese Dinge finden und möglicherweise publik machen würde. Er war ein sehr diskreter Mann.«
»Das war er gewiss, und ich verspreche Ihnen, dass wir unser Möglichstes tun werden. Sie arbeiten in einer Handelsfirma, haben Sie gesagt? Hatte der Botschafter auch beruflich mit ihr zu tun? Wir vertreten Turulia vorübergehend und versuchen immer noch, uns einen Überblick zu verschaffen.«
»Aber ja, Dhloma war öfters bei uns zu Gast. Er sprach mit unserem Vertriebsleiter über Möglichkeiten, den turulianischen Handel auf Eobal gegen die willkürlichen Übergriffe und die Korruption des Staates zu schützen. Das war ein dauerhaftes Thema.« Whiila seufzte. »Ach, wer kann meinem Dhloma nur so etwas angetan haben? Weiß man denn noch gar nichts?«
»Es tut mir leid. Die Sicherheitskräfte tappen offenbar noch im Dunkeln?«
»Ach, die! Was ist mit Ihnen? Haben Sie denn gar nichts gehört?«
»Nein, bisher nicht«, log Zant, ohne mit der Wimper zu zucken. Es würde der trauernden Witwe kaum helfen, von Dhlomas Verstrickungen zu erfahren. Wenn sie Glück hatte, blieb es ihr völlig erspart, dann nämlich, wenn die Regierungen übereinkamen, es zu vertuschen – was sehr wahrscheinlich war.
Das Gespräch zog sich noch einige Minuten hin, dann verlor es sich in Nebensächlichkeiten und Whiila verkündete ihre Absicht, doch nicht auf Daxxel warten zu wollen. Sie erhob sich, hinterließ ihre Privatadresse und bat um Rückmeldung für den Fall, dass die besagten Gegenstände aus der Unterkunft des Verstorbenen entfernt werden konnten. Dann verabschiedete sie sich.
Zant sah ihrem Gleiter noch einen Moment nach, und als sie sich von der Tür abwenden wollte, landete ein Taxi vor dem Konsulat und Casimir Daxxel stieg aus. Er nickte ihr zu und betrat das Gebäude.
»Ich habe interessante Neuigkeiten«, meinte er.
»Ich auch«, erwiderte Zant.
»Erzählen Sie zuerst!«
»Ich erzähle gar nichts, ich habe alles aufgezeichnet.«
Daxxel sah sie fragend an.
»Eine Frage, Konsul: Wie genau sieht turulianische Reizwäsche aus – die von der wirklich abgefahrenen Sorte?«
Daxxel öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann sah er sie abschätzend an.
»Sähe bei Ihnen ziemlich wild aus, Sergeant!«
Sie lächelte.
Kapitel 14
Helifek sah, dass Carl nur mit der Stirn runzelte und anscheinend in Nachdenken verfiel. Der Dealer versuchte, eine möglichst gelassene Körperhaltung einzunehmen, wenngleich sein Schreibtisch, hinter dem er instinktiv Deckung suchte, davon nicht viel sehen ließ. Diese lässige Haltung hätte keinen aufmerksamen Beobachter darüber hinweggetäuscht, dass Helifek sehr nervös war. Er versuchte sich einzureden, dass es dafür keinen Grund gab: Dies war schließlich sein Territorium. Seine Gorillas standen vor der Tür und würden jeden seiner Befehle getreulich ausführen, selbst dann, wenn es um Carls Beseitigung gehen sollte. Das Problem war nur, dass es gar nicht so sehr um die Person des Mannes ging, der da nachdenklich vor ihm saß, sondern um die Interessen, die hinter ihm standen.
Es waren mächtige Interessen. Wie mächtig, davon hatte nicht einmal Helifek ein genaues Bild, und das, obgleich er seit vielen Jahren zu dem weit gespannten Netzwerk gehörte, dessen Führung durch Männer wie Carl repräsentiert wurde. Interessen, denen man sich nicht entgegenstellte. Und deren Erwartungen man nicht enttäuschte. Jahrelang hatte Iotan Helifek gutes Geld verdient und bis zu einem gewissen Grad auch den Schutz dieses Netzwerkes genossen, doch jetzt, wo Dinge passierten, die den Mächtigen offenbar nicht
Weitere Kostenlose Bücher