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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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möglicherweise seiner Karriere eher abträglich sein dürfte. Da er erst am Anfang derselben stand, blieb ihm jetzt entweder die Möglichkeit, klein beizugeben und mit gepackten Koffern den nächsten Liner Richtung Terra zu besteigen, oder doch noch zu versuchen, einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Krise zu leisten. Er hatte sich, erneut, ohne groß darüber nachzudenken, für die letztere Alternative entschieden und darum stand er nun an diesem Nachmittag mit Zant vor dem Firmengelände von Yorik Interstellar, das neben dem Bürogebäude auch ein recht beeindruckendes Areal mit zwei Lagerhallen umfasste und mit einem Metallzaun gesichert war, der lediglich an zwei Zugängen, einem für Lastengleiter und einem für Fußgänger, Zugang zum Gelände gestattete. Soweit man es erkennen konnte, hielten sich hier nur wenige Arbeiter auf. Automatische Transportfahrzeuge glitten summend mit Kisten und kleinen Containern über das Areal. Der Eingang war unbewacht. Neugierig sahen sie sich um.
    Der Handelsregistereintrag hatte Whiilas Angaben bestätigt: Die Firma konzentrierte sich auf den Import von Maschinenteilen und Elektronik verschiedenster Art. Die Beschriftungen der Kisten und Container entsprachen dieser Behauptung. Als Daxxel die Gelegenheit hatte, in zwei geöffnete Behälter zu schauen, sah er auch dort nichts Verdächtiges. Auf den ersten Blick wirkte alles sehr ehrbar und harmlos. Möglicherweise war es das auch.
    Daxxel wusste, dass er hier nach einem Strohhalm griff.
    Schließlich betraten sie das Bürogebäude. Die Empfangsdame war mittleren Alters und wirkte weder überrascht noch irritiert über die unangekündigten Besucher. Entweder kam so etwas dauernd vor oder es war ihr im Grunde genommen egal. Keine fünf Minuten später erschien ein hochgewachsener und für einen Turulianer eher dünner Oktopoid, der sich als Leexma vorstellte, Geschäftsführer von Yorik Interstellar, und sich höchst beglückt über den hochgestellten Besuch gab.
    »Dhloma hat mir von Ihnen erzählt! Er hat allergrößte Stücke auf Sie gehalten! Es ist alles so furchtbar, so entsetzlich! Wer kann derlei nur getan haben? Und warum? Warum nur?«
    Daxxel hob abwehrend die Hände.
    »Ich bin nicht von der Polizei. Ich vertrete nur vorübergehend die turulianischen Interessen, bis man einen neuen Botschafter entsendet hat. Dazu gehört auch die Wirtschaftsförderung. Wie ich höre, ist Ihre Firma dabei ein Partner von einiger Bedeutung gewesen. Deswegen suche ich Sie auf. Ein reines Informationsgespräch.«
    »Dann zeige ich Ihnen die Anlage? Ich muss sie Ihnen zeigen! Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind. Wir stehen jetzt ja ganz ohne da, ohne Vertretung, meine ich, ohne politische Lobby. Eobal ist schrecklich. Schrecklich!«
    Und so ging es unentwegt weiter, wie aus einem Wasserfall. Leexma redete und redete, während er Daxxel und Zant mit dem Firmengelände vertraut machte. Der Großteil seiner Ausführungen drehte sich um die Schwierigkeiten, auf Eobal Geschäfte zu machen. Er erläuterte die korrupten Praktiken der Verwaltung, die mangelnde Einhaltung der Gesetze, die Unzuverlässigkeit der Speditionsfirmen und der Retailer. Seine Eloge war ein umfassendes, negatives Abbild der Rahmenbedingungen auf dieser Welt, sodass Daxxel sich wundern musste, warum man hier überhaupt noch wirtschaftlich aktiv war. Nahm man Leexmas Ausführungen für bare Münze, so hätte seine Firma schon vor Jahrzehnten pleitegegangen sein müssen. Dennoch wirkte der Oktopoid wohlgenährt und bei guter Gesundheit und der Rundgang verschaffte Daxxel einen Überblick über das gerade hier tätige Personal. Eine Firma mit offensichtlich mehreren Dutzend Angestellten, die alle einen sehr beschäftigten Eindruck machten, wirkte zumindest auf ihn als Laien nicht so, als würde sie kurz vor dem Konkurs stehen.
    Natürlich war er sich darüber im Klaren, dass der Unternehmer nicht zuletzt deswegen so ein negatives Bild zeichnete, weil er ihn motivieren wollte, sich für die turulianischen Dependancen im Allgemeinen und für seine Firma ganz im Besonderen einzusetzen. Daher hörte der Terraner auch nur mit halbem Ohr zu und sah sich lieber um.
    Sie betraten eine der Hallen. Die anscheinend beiden einzigen Mitarbeiter, die sich hier aufhielten, blickten kurz auf, wechselten einen schnellen Blick und verließen in betonter Lässigkeit die Halle.
    Daxxel hielt das nicht unbedingt für eine natürliche Abwehrreaktion fauler Mitarbeiter beim Eintreten des Chefs.

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